TECHNISCHE DATEN Hersteller
BMC, Cowley/Großbritannien
Modell/Ausführung Mini Moke (Mk.I) Karosserie
Viersitzige, türlose, selbst- tragende Cabrio-Karosserie aus Stahl Benziner, R4, vorne quer, wassergekühlt, zwei SU- Vergaser
Motor
Hubraum (ccm) Leistung (PS)
1.275
76 bei 5.800/min Drehmoment (Nm) 103 bei 3.000/min Getriebe 4-Gang manuell Antrieb Front Fahrwerk vorn
Einzelradaufhängung an Querlenkern mit Gummifede- rung und Teleskopstoßdämp- fer, Zahnstangenlenkung Einzelradaufhängung an Längslenkern mit Gummi- federung und Teleskopstoß- dämpfer 165/70R 10 auf 6x10''- Weller-Stahlfelgen
Fahrwerk hinten
Reifen/Felgen
Mit dem größten Mini-Motor (1275 ccm) erreicht dieser Moke Geschwindigkeiten, die sich nicht einmal sein Besitzer traut auszutesten.
Bremsen v/h
Scheiben/Trommeln
0–100 km/h (Sek.) ca. 10 Vmax (km/h) ca. 150 L x B x H (mm) 600 Verbrauch (l/100 km) ca. 8 Bauzeit (Modell) Gewicht leer (kg)
Unübertroffen wendig Beim Einsteigen erinnert vieles an die Mini-Limousine: die für Menschen mit langen Beinen „Affe auf Schleifstein“-Sitzhaltung, stark abgewinkelte Füße auf den Pedalen, die langen Schaltwege und das Mini-typische Heulen des Getriebes. Aber wie sein geschlos- sener Bruder ist seine zackige Wendigkeit kaum zu übertreffen – nur dass man in ihm so exponiert und nahe der Straße sitzt wie in kaum einem anderen Auto. Das Lenkrad hat dabei zwei Funktionen: Richtungsänderung und Haltegriff. Je nach Bereifung und Rad- größe fordert die Lenkung mehr oder weniger Muskelschmalz. Ab 80 km/h braust der Wind wie in einem offenen Doppeldecker kurz vor dem Abheben. Wer hinten sitzt, empfindet es eher wie 180. Die Wahrnehmung von Ge- schwindigkeit verändert sich im selben Maße, wie längeres Haar schmerzhaft auf die Ge- sichtshaut einpeitscht. Warnung: Scharf ge- nommene Kurven können beim gurtlosen Moke zum Verlust von Fahrgästen führen, der Fahrtwind von Kopfbedeckungen und Schlag- löcher von Zahnersatz. Wo die einst aufpreis- pflichtigen Haltegriffe fehlen, umklammern die Fondpassagiere zur Not die Rücklehnen der Vordersitze, alternativ die Schultern der darauf befindlichen Personen. Ja, der Moke stimuliert alle Sinne bis in den roten Bereich, bei demontierter Frontscheibe sogar den Ge- schmackssinn, wenn sich Insekten im Gebiss verfangen. Es gibt dabei eine technische und eine gefühlte Höchstgeschwindigkeit, wie Moke-Besitzer Peter Harlos es beschreibt: „Ich habe bei 120 km/h noch nie gewagt, wei- ter Gas zu geben, obwohl noch einiges gehen würde. Üblicherweise verfliegt beim Sturm im Cockpit bereits bei 100 der Wunsch, noch schneller zu werden.“ Das Konzept des Moke reduziert natur- gemäß die Wettersituationen, bei denen er
Spaß macht. Mit dem ist es nämlich vorbei, sobald es zu regnen beginnt. Ein Verdeck ist zwar erhältlich, aber das erfordert Kenntnisse im Zeltbau und ausreichend Heftpflaster für gefährdete Finger. Bei kühleren Temperatu- ren und montierten Seitenteilen beschlagen im rollenden Partyzelt die Plastikfenster, wo- runter die Rundumsicht stark leidet. Warme und trockene Tage, das ist dem Moke sein Ding … und das seiner Passagiere. Wer sich heute für einen (älteren) Moke interessiert, wird in der Regel auf restau- rierte Vertreter stoßen, insbesondere beim Brit-Moke. BMC sah damals keiner Notwen- digkeit für Rostvorsorge, mit dem Ergebnis, dass ein Moke wirklich überall korrodieren kann. Originalzustände sind ebenfalls eher selten, da viele Komponenten des stärkeren Mini Cooper installiert werden können, was tempoaffine Schrauber sehr reizt. FAZIT Von einem Fehlstart hin zu einem Kult- auto mit globaler Reichweite und riesi- ger Fangemeinde – selten in der Ge- schichte des Automobils hat ein Modell rechtzeitig noch so die Kurve gekriegt wie der Mini Moke. Es ist ein archai- scher und unverfälschter Fahrspaß für anpassungsfähige Charaktere, die bereit sind, sich mit Unzulänglichkeiten bei Er- gonomie, Komfort und Sicherheit zu ar- rangieren. Aber er bietet noch mehr: Von Promis gefahren und in Blockbustern (mehrere Bond-Filme) eingesetzt, hat er sich einen klassenlosen Coolness-Faktor erarbeitet, der unbezahlbar ist.
3.041 x 1.361 x 1.473
1964–1968 (britische Produktion) Stückzahl (Modell) 14.518 (britische Produktion) Neupreis (GBP) 413 (1967) Marktwerte (Euro) Zustand 2: 21.400, 3: 13.400, 4: 6800
Dank Schnellverschlüssen kann die Motor- haube fix komplett abgehoben werden.
Wir danken dem Hofgut Habitzheim (www.hofgut-habitzheim.de) für die freundliche Unterstützung.
Wie ein Riesen-Gokart, das man belächeln darf, aber nicht unterschätzen sollte.
AUTO CLASSIC 3/2025
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