#&-*)&*54#&8&*4&
Unerfahrene Betrachter würden wohl kaum vermuten, dass der Fiat 1500 quasi der „Großvater“ des Polonez ist und die Karosserien der beiden FSO-Modelle auf fast identischen Fahrwerken aufgebaut sind.
im Leerlauf fast unhörbaren Motor erneut zu starten. Hierbei konnte es passieren, dass der kräftige Anlasser mitsamt der Flanschglocke vom Motor abriss. Der 1500er-Motor hatte naturgemäß mehr PS, aber wegen der grö- ßeren Bohrung auch einen spürbar raueren Lauf. Auch der ursprüngliche Fiat 1500 lief lauter im Vergleich, obwohl Hub und Verdich- tung mit der 1300er-Version gleichauf liegen. Bei unserem 1973er-Modell ist die bessere Laufruhe nicht ganz so ausgeprägt, weil bei einer Modellpflege von FSO ab 1973 auch der 1300er-Motor auf die Nockenwelle der 1500er-Motoren vereinheitlicht wurde. Leistungsmäßig nah beieinander Was motorseitig bereits beim 125p zutrifft, gilt auch für den Polonez. Der größere Mo- tor kommt mit der Fahrzeugmasse besser zu- recht, denn der 1500er hat bereits im 125p mit einem Masse-Leistungs-Verhältnis von 14 kg/PS gegenüber dem 1300er mit 16 kg/ PS nicht nur rechnerische Vorteile. Der Polo- nez liegt mit 15,2 kg/PS in der ersten Version akzeptabel dazwischen. Die Leistungssteige- rung auf 82 PS bei der Zahnriemenversion brachte dann die Fahrleistungen des 1500er 125p wieder zurück. Innerstädtisch in den In Polen wurde der 125p mit verschiede- nen Spitznamen versehen. Wie in unserer Überschrift vermerkt, wurde er in Polen als „Kredens“, also „Kredenz“, „Anrichte“ oder „Geschirrschrank“, bezeichnet. Jüngere Polen nennen ihn gern „Bandyta“. Ein Titel-Wettbe- werb in der Zeitung „Życie Warszawy“ soll die Einführung des „Polonez“ – synonym für „Polo- naise“ (würdevoller und majestätischer Reigen) oder „Polnischer Tanz“ – begleitet haben.
te Übersetzung der Gänge zwei und drei ergab bessere Zugkraftanschlüsse. Das ohnehin gut zu schaltende Getriebe des 125p wurde im Polonez per Wegfall der Gestängeübertragung und Mon- tage eines direkt vom Getriebedeckel kommen- den gekröpften Schalthebels noch präziser. Die Schaltung wurde im Test eines Automobil-Ma- gazins der BRD 1989 als „butterweich“ gelobt. Im gleichen Test wurde der Schallpegel des Po- lonez bei 100 km/h mit 78 dB(A) in einen Ver- gleich zu „modernen Autos“ mit durchschnitt- lich 68–72 dB(A) gesetzt. Störfaktoren: Solidarno und Kriegsrecht Wir wissen, dass noch heute in Polen auf der Landstraße Tempo 90 gilt und in der DDR die erlaubten 80 km/h schallmindernd gewirkt hätten, wenn … ja, wenn der Polonez in die DDR importiert worden wäre. Dass der Polo- nez trotz der Vorstellung im „Motor-Jahr 79“ nicht importiert wurde und zugleich Monate später auch der 125p vom IFA-Vertrieb nicht mehr ausgeliefert werden konnte, lag laut Auskünften des Experten Dr. Michael Dünne- bier an den Unwägbarkeiten im Geflecht des RGW-Handels mit seinen teils undurchschau- baren Bilanzierungsproblemen. Nicht zuletzt erinnern wir uns daran, dass Anfang der acht- ziger Jahre in Polen Solidarno und Kriegs- recht den Alltag bestimmten. Deshalb holen wir jetzt per Testfahrt nach, was viele Polski-Fiat-Fahrer gern 1980 selbst erlebt hätten, und entern im malerischen Hof der Propstei in Salzwedel unseren 125p und den Polonez auf der Suche nach Unterschie- den und Gemeinsamkeiten. Der erste Unter-
schied wird beim Einsteigen hörbar. Die Tü- ren des 125p fallen mit einem metallischen „Plonk“ (ähnlich Lada) ins Schloss, während dieser Klang beim Polonez viel satter und ge- setzter wirkt. Wir hören, dass beim Polonez die besseren Schließkeile (analog Fiat 132) und die mit 150 kg Mehrgewicht erkauften konstrukti- ven Verbesserungen der Karosseriesteifigkeit positive Folgen haben. In diesem Zusammen- hang sei beispielhaft auf die deutlich stärker profilierten Schweller des Polonez verwiesen. Nach dem Motorstart stellen wir fest, dass der 125p gegenüber dem Polonez deutlich lei- ser und runder läuft. Was Kenner nicht wun- dert, denn unser 125p-Fotomodell ist mit einem 1300er-Motor bestückt, der bereits im Fiat 1300 als Abkömmling der Fiat-Reihen- sechszylinder 1800/2100 als ausgesprochen geschmeidig galt. Bekannt ist, dass unachtsame 1300er-Fah- rer der ersten 125p-Serie unfreiwillige Werk- stattbesuche hatten, weil sie versuchten, den
LZ^aYZg Motor des 125p im Leerlauf fast unhörbar lVg! starteten manche ;V]gZg versehentlich erneut; YVccg^hhYZg 6caVhhZgVW#
6JID8A6HH>8*$'%'*
Made with FlippingBook flipbook maker