Auto Classic

Die Gestaltung des Armatu- renbretts war eine der ersten Aufgaben des BMW-Ex- Designdirektors Paul Bracq bei Peugeot

Der Heckdeckel hat schon Gasdruckfedern, beim Daimler ächzten noch Metallfedern

Präsidial mit Schwächen Für Karl ist er der „mercedigste Peugeot, den es je gab“. Er kann fast alles, was ein Merce- des kann, ohne einer zu sein. „Peugeot hatte den Anspruch von Perfektion, ist aber damit auf hohem Niveau gescheitert.“ Als ob dies noch eine Bestätigung benötigt hätte, blieb der 604 bei der Überführung auf eigener Ach- se von Nürnberg nach Wiesbaden liegen, da sich die Zündspule einer Zylinderbank verab- schiedet hatte und er nur noch auf drei Zylin- dern lief. Seit der Instandsetzung läuft er aber tadellos. Noch eine technische Kuriosität: ein Ein- fachvergaser für entspanntes Cruisen und – wenn dessen Drosselklappe mehr als Drei- viertel geöffnet wird – ein per Unterdruck zugeschalteter Doppelvergaser für flotteres

Beschleunigen. Ein bizarre Konstruktion, die den Verbrauch senken sollte. Bis heute ist es jedoch mehr als zweifelhaft, ob der V6 mit sei- nen durchschnittlich 12 Litern auf 100 Kilo- meter signifikant weniger Treibstoff als der ursprünglich konzipierte Achtzylinder konsu- miert. Sein angelsächsischer Rivale Rover 3500 schluckt jedenfalls genauso viel – mit zwei Zylindern und 10 PS mehr. Wie würde Karl seinen „Giscard“ mit einem Satz beschreiben? „Er ist wie ein großer, gemütlicher Hund, von dem man aber weiß, dass er ganz früh Hüft- probleme bekommt“, meint er augenzwin- kernd. Übrigens, privat gab Staatspräsident Giscard d’Estaing dem Peugeot 604 immer den Vorzug. Thorsten Karl ist da ganz seiner Meinung.

Werk. „Ich vermute sogar, dass alleine der Betrag nur für die Lackierung den Verkaufs- preis überstieg.“ Also schlug Karl zu, weil „ich ihn schön fin- de, mir eine Reiselimousine fehlte, er einen Sechszylinder besitzt und ich den puren Zu- stand der ersten Baujahre einfach großartig finde, trotz oder gerade wegen der bekann- ten Unzulänglichkeiten eines französischen Automobils, die ich aber einfach mag.“ Als er ihn zum ersten Mal fuhr, war er ihm so- fort sehr angenehm. Selbst bei hohem Tempo auf der Autobahn liegt er ruhig und unbeirr- bar auf dem Asphalt. „Alles ist so kuschelig und weich, wie der ganze Fahrkomfort. Selbst der im Leerlauf ruppige Motor zeigt keinerlei sportliche Ambitionen, welche diese entspan- nende Harmonie nur stören würde.“

AUTO CLASSIC 4/2022

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