Auto Classic

HISTORIE | Mercedes-Benz Kleinwagen der Vorkriegszeit

Die Fortsetzung des Typs 130 war 15 Zentimeter länger und deutlich teurer

Die Pedale stehen ziemlich links, weil der Mitteltunnel für die Schaltung Platz raubt

Zentrales Cockpit mit Luxusbestückung, besser als im vielseitigeren Typ 170 V

Die Sicht nach hinten wird durch die Kapuze praktisch völlig verdeckt

hen viel zu viel zu tun hatte. Unsere Verluste entstanden schlicht durch Fachkräftemangel. Tatsache war, dass der 1,3-Liter-Innen- lenker, so wie er damals konstruiert war, ein Verlustobjekt ersten Ranges war, dem wir fabrikatorisch nur in sehr geringem Umfang beikommen konnten. Wir hatten auch schon umfangreiche Untersuchungsaufgaben verge- ben, um eine völlig neue Art der Entlüftung und die Überwindung der Kühlungsschwierig- keiten zu erreichen. Sindelfingen sollte eine neue Karosserie in drei Monaten liefern. Immerhin zeigten Sie den 130 mit 26 PS im März 1934 auf der IAMA in Berlin – der kleins- „ Die Erfolglosigkeit lag nicht an der

Das Mercedes-Konzept für alle Heckmotor- wagen mit dem Antrieb hinter der Achse

Vorn blieb weniger Platz für Gepäck als im Frontmotormodell 170 V hinten

Die Probleme nahmen jedoch kein Ende. Wenn wir richtig informiert sind, wurde am 20. September 1933 hinten zum Beispiel ein schlechter Einstieg bemängelt. KISSEL: Stimmt. Deswegen wurde uns auch ein Auto ohne Mittelsäule vorgestellt. Am 2. Oktober haben wir den Wagen dann end- gültig abgenommen. Am 30. Oktober musste das Cabriolet fertig sein. Unsere Vorgabe war, dass bei dem offenen Auto im Fond ein halb- wegs anständiger Koffer unterzubringen sei. Und dann ... KISSEL: Ja, ja, es haben sich weitere schwer- wiegende konstruktive Mängel am 1,3-Li- ter-Wagen herausgestellt. Besonders die Karosserie erwies sich als Problem. Von der vorderen Haube bis zum Heckdeckel musste alles überarbeitet werden – und das mit viel zu kleiner Mannschaft, die über alle Baurei-

te Serien-Pkw, der erste Heckmotorwagen und das erste Vierzylindermodell vom Daim- ler-Benz. KISSEL: Aber der Preis: 3.425 Mark! So war das nicht gedacht! Ende August 1934 hatten wir immer noch kein Auto für 3000 Mark oder weniger. Der 1,3-Liter hatte sich einfach nicht den Markteingang verschaffen können, den wir uns erhofft haben. Das lag letztendlich nicht an der Form, sondern an den unglückli- chen Umständen zum Start – Lieferprobleme, Schäden, Beanstandungen. Der Meute der Konkurrenten war das Gan- ze sehr willkommen. Wiederum haben wir einen Probewagen in Auftrag gegeben, der im Aufbau umgestaltet werden musste. Wäre das Ergebnis zufriedenstellend, sollte er unser Auto des neuen Modelljahres werden.

Form, sondern an den unglücklichen Umständen zum Start.

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