Wölfe im Schafspelz
Wenn es dem frühen 3er an etwas fehlte, dann war das genug Topspeed. Relativ kurz übersetzt, brachte es der 320i auf nur 180 km/h: Da muss noch mehr gehen, dachten sich viele 3er-Fans, und Alpina in Buchloe reagierte sofort. Mit Doppelvergaser erstarkte der BMW 320 von 80 kW/109 auf 92 kW/125 PS. Mehr Tuning an Motor und Auspuff brauchte der auf 114 kW/155 PS gedopte Vergaser-320 Alpina, der damit jedoch als erster E21 die damals magische 200-km/h-Schallmauer durchbrach. Noch wilder trieb es der Einspritzer 320i Alpina, dessen 118 kW/160 PS einen Sprint von null auf Tempo 100 in 7,5 Sekunden ermöglichten, ein Porsche 911 war kaum flotter. Zwei Jahre später folgte der größte Coup. Warum nicht
den M30-Sechszylinder aus den Münchner-Flaggschiff- Baureihen in den kleinen 3er umziehen lassen? Nach ein wenig Tetris – der Mo- tor rückte etwas nach hin- ten, der Kühler zur Seite – passte alles, und der Al- pina B6 2.8 schöpfte aus einem 2,8-Liter-Sechszylin- der stolze 147 kW/200 PS. Ebenfalls 200 PS entlockte Tuningspezialist Schnitzer einem 3er, als Basis diente aber ein 323i, der mit einem KKK-Turbolader aufgerüs- tet wurde. Die größte Ma- schine implantierte Hartge in den E21: Im H3 S ermög- lichte der 3,5-Liter-Sechs- zylinder aus dem BMW- 6er-Coupé eine Vmax von 230 km/h – Top-Trumpf im E21-Quartett.
Cabrios von Baur
Die große Karosserievielfalt gab es für den BMW 3er erst ab der 1982 aufgelegten zweiten Generation (E30). Der erste 3er (E21) wur- de nur als zweitürige Limousine gebaut – und von 1977 bis 1982 bei Karosserie Baur in Stuttgart nachträglich geöffnet zum „Topcabrio- let“. Baur ersetzte den geschlossenen Dachaufbau durch einen offenen Dachrahmen mit Überrollbügel, Hardtop-Teil über den Vordersitzen und Verdeck über dem Fond fürs „Vierjahreszeiten-Fahrvergnügen“, wie der Cabriospezialist vollmundig warb. Geschlossen wirkte das Topcabriolet – bis auf den 315 wurden alle Motorisierungen umgebaut – wie ein Coupé. Komplett offen gab sich der 3er wie eine Cabriolimousine, mit geöffnetem hinterem Verdeck als
Landaulet und mit Hardtop im Koffer- raum als „Targa“. Ins- gesamt 4.595 Topcab- riolets wurden übers BMW-Händlernetz ausgeliefert. Kurios: Wie viele Open-Air- BMW-3er (E21) heu- te noch zugelassen sind, lässt sich nicht ermitteln, denn das Kraftfahrt-Bundesamt führt die nachträg- lich umgebauten Ca- briolets als zweitürige Limousinen.
AUTO CLASSIC 3/2025
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