J nter Autofreaks gibt es ja die Schlauen, die Angefixten und dann die wirklich Fa- natischen. Manche konzentrieren sich auf eine einzige Marke, andere auf ein einziges Mo- dell. Die einen schrauben selbst, die anderen las- sen schrauben. Aber der Franzose Didier Doreau schlägt sie alle! Er liebt Autos, die gut fahren. Er repariert jene, die nicht so richtig wollen. Und er haucht denen neues Leben ein, die überhaupt nicht mehr laufen. Seit mehr als 50 Jahren hat er den Klassiker-Virus – und ihm geht’s blendend. Der Kontakt zu Didier Doreau entstand vor fast 15 Jahren. Ich habe ihn kennengelernt auf der Suche nach einem 2,8-Liter-V6-Motor für einen Peugeot 604 GTI mit optimierter Kurbelwelle. Zur Erinnerung: Der damals im Konsortium aus Peugeot, Renault und Volvo verbaute PRV-Motor lief zu Beginn sehr rau. Grund war ein ungüns- tiger Zündabstand, da gegenüberliegende Zylin- der einen gemeinsamen Hubzapfen nutzten. Erst 1985 wurde eine Kurbelwelle mit optimiertem Hubzapfenversatz entwickelt, mit einem eigenen Hubzapfen für jeden Zylinder. Der Fachbegriff lautet Single Journal (Einzeljournal).
Prägung durch den Vater Didiers Zielstrebigkeit offenbarte sich bereits in seiner Kindheit. Schon mit sieben Jahren streb- te er danach, Mechaniker zu werden – während seine Freunde davon träumten, Kampfpilot oder ein Superheld zu sein. Didier aber stand schon mit 13 kurz davor, eine Ausbildung zum Mechaniker, Dieselspezialisten und Kfz-Elektri- ker zu beginnen. Talentiert war er auch. Später entwickelte er sich zu einem Genie. Mit 16 Leh- re bei Peugeot. Mehr als 40 Jahre lang Chef- mechaniker, inzwischen ist er in Rente. Wenn es um Peugeot geht, macht diesem Mann so schnell niemand etwas vor. Er hat alles repa- riert und gelernt, was es vom 203 bis zum i- Cockpit des 5008 zu wissen gibt. Natürlich hat ihn sein unermüdlicher Durst nach automobi- lem Wissen auch zu anderen Marken geführt. Von DAF über Porsche bis hin zu Aston Martin hatte er so einige Affären. Aber den Sochaux- Löwen wollte Doreau nie wirklich verlassen. Er wechselte sogar den Arbeitgeber, wenn sein Chef plante, eine andere Marke ins Programm zu nehmen. Für dieses Verhalten muss man
Jeder Enthusiast, der diesen speziellen Motor sucht, weiß, dass er da so einige Hürden neh- men muss. Man findet da gerne mal ein Exemp- lar voller abgenutzter Teile, die auch aus einem Flipperautomaten stammen könnten. Oder einen Motor aus dem Renault 25, der zwar op- tisch ähnlich ist, aber eben nicht gleich. Doreau dagegen hatte eine ungewöhnliche Anzeige ge- schaltet: „Verkaufe 604 GTI Motorblock, 55.000 km, komplett mit Innereien, auf Palette.“ Ich bin hingefahren, habe den V6 bezahlt und ihm sogleich das passende Fahrzeug da- gelassen, eben jenen 604, in dem meine Eltern mich als kleinen Jungen immer in den Urlaub kutschierten. Es dauerte nicht lange, bis wir uns gut verstanden. Kein Wunder: Didier ist ein grundgütiger Mensch. Ein großherziger Typ, dessen Großzügigkeit man fast schon als Geburtsfehler einstufen muss. Das Problem mit anständigen Leuten wie ihm ist, dass sie leider oft ausgenutzt werden. Ich dagegen bin eher ein Griesgram. Das stiftete irgendwie Ver- trauen auf seiner Seite. Von Tag zu Tag wurden wir beide weniger misstrauisch.
Der rote Zierstreifen an der Karosserie setzt sich im ansonsten tief- schwarzen Cockpit fort. Gut für 80 PS: der 1,4-Liter-Motor aus Alu- minium treibt den kaum mehr als 800 kg leichten Hatch auf über 160 km/h. So sieht das aus, wenn
Didier ein neues Projekt verfolgt. Im Fall des 104 fehlen noch ein neuer Motor und das Getriebe.
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