Auto Classic

Im Vergleich zur Einfahrt erkennt man die geringe Höhe des Melkus – die Dach- kante reicht gerade bis zur Türklinke

B is heute kennen nur wenige Oldtimer- freunde einen Melkus RS 1000. Den hatte Heinz Melkus mit Unterstützung der Uni Dresden sowie der Kunsthochschule Berlin-Weißensee entwickelt. Der nur in klei- ner Stückzahl produzierte Rennsportwagen wurde der einstigen Gruppe 4 bzw. später 5 (FIA) zugeordnet. Während Wartburg, Tra- bant und sogar der IFA-Lkw W 50 heute auch im Westen weit verbreitet und auf jedem Old- timertreffen in Augenschein zu nehmen sind, sorgt ein RS 1000 für Aufsehen und Men- schenaufläufe, wenn er mit Getöse vorfährt. So auch bei diesem Fototermin am Indust- riedenkmal Alte Dreherei in Mülheim, bei dem ständig Spaziergänger und Radfahrer halten

und interessiert nach der Marke des orange- farbenen Flügeltürers mit der Startnummer 2 fragen. Erzählt der Besitzer des Unikats, dass sein kurz nach der Wende erworbener Sport- wagen aus DDR-Produktion stammt, wird die Neugier noch größer. Startschuss zum 20. Jahrestag Wer in der DDR etwas bewegen wollte, muss- te sich den sozialistischen Gepflogenheiten anpassen. Deshalb beantragte der Fahrleh- rer Heinz Melkus 1969 mit Unterstützung des Motorsportverbands (ADMV) unter Ver- wendung von Teilen der heimischen Auto- mobil-Produktion, zum 20. Jahrestag der DDR-Staatsgründung einen renntauglichen

Sportwagen mit Straßenzulassung entwickeln zu dürfen. Dieses national begründete Argu- ment überzeugte die Behörden und der Vor- schlag konnte umgesetzt werden. Das hier vorgestellte Exemplar von 1969 ist der zweite von insgesamt 101 Wagen, die bis 1979 in Handarbeit gebaut wurden. Für die Fertigung griff man in die Ersatzteilregale von Wartburg, Trabant und Škoda, des Trak- tors ZT 300 und des IFA-Lkw W 50. Melkus suchte jeweils die besten Komponenten her- aus, optimierte diese und entwickelte um den Wartburg-Motor vom Pkw 353 eine attraktive Karosserie aus glasfaserverstärktem Polyester. Die für den RS 1000 typischen Flügeltüren sowie das Dach bestehen aus Leichtmetall.

AUTO CLASSIC 4/2022

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