Smog, Staus und die Ölkrisen führten in den 1970ern dazu, dass sich viele Künstler kritisch mit dem Auto auseinandersetzten. Gleichzeitig aber initiierte die Magie furioser Geschwindigkeit die Idee der Art Cars: Der französische Rennfahrer Hervé Poulain schlug BMW 1975 ein rasantes automobiles Kunstwerk vor – und die Bayern beauftragten den Bildhauer Alexander Calder mit der Gestaltung eines BMW 3.0 CSL, den Poulain anschließend in Le Mans pilotierte. Im Jahr 1977 fuhr bereits das dritte BMW-Art-Car vor: ein BMW 320i Turbo, den der legendäre Pop-Art-Car-Künstler Roy Lichtenstein gestaltete. Mit großen „Benday Dots“ erinnerte dieser Gruppe-5-Rennwagen an die welt- bekannten Comic-Gemälde des in New York geborenen Künstlers; dazu wirkte es so, als würde an den Karosserieflanken des BMW eine Landschaft vorbeiziehen. Auch dieses Kunstwerk kam nicht ins Museum, sondern zuerst zum Langstreckenklassiker nach Le Mans. Dort fuhren Hervé Poulain und Marcel Mignot den 320i Turbo auf den neunten Platz in der Gesamtwertung und den ersten in seiner Klasse – damals die schnellste Kunst der Welt. Lichtensteins Art Car
Reinhard Meys Kultsong „Über den Wolken“ eroberte ge- rade die Radio-Playlists, und auf den Kinoleinwänden flim- merte der Blockbuster „Airport 75“, da präsentierte BMW den 3er mit einem Fahrerplatz in vollkommen neuer Ergo- nomie, die sich erstmals an Flugzeugcockpits orientierte. Ein Cockpit, das sich dem Fahrer zuwandte: Der 5er (E28) hatte es schon angedeutet, zum Standard für alle neuen BMW wurde die revolutionäre, bogenförmige Armaturenta- fel aber erst 1975 mit dem 3er. Plötzlich hatte der BMW-Pi- lot alle Hebel und Instrumente gut im Griff und ein Blickfeld fast wie in der Kanzel eines Jets. An ein Flugzeugcockpit erinnerte auch die neuartige blendfreie, in sanftem Oran- geton gehaltene Instrumentenbeleuchtung. „Technologie der Entspannung (…) BMW baut mehr Automobil für den Fahrer“, pries die Werbung das neue Cockpit, zu dem auch „konditionserhaltende“ Details zählten wie verwechslungs- sicher angebrachte Schalter und Tasten. Auf sogenannte Blindtasten für Optionen verzichtete BMW, manches prak- tische Detail wie die Quarzuhr blieb dennoch teure Son- derausstattung. Platz für Kritik blieb auch: So genügte die Leuchtstärke der Kontrolllampen nicht allen Fachleuten. Trotzdem: Der 3er (E21) veränderte das Design des Fahrer- platzes für immer. Cockpit wie im Jet
AUTO CLASSIC 3/2025
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