Auto Classic

Text: Ulrich Safferling X Foto: Ferrari N.V. Forza Ferrari D ie Geschichte von Ferrari ist genau genommen äl- ter als die 75 Jahre, die in diesem Jahr in Maranello gefeiert werden. Denn Enzo Ferrari gründete sei- nen Rennstall, die Scuderia, bereits 1929. Doch gefahren wurde auf Alfa Romeo, die Marke, für die Ferrari erst als Rennfahrer und dann als Rennleiter tätig war. 1939 endete die Zusammenarbeit mit der Auflage, dass die Scuderia vier Jahre lang keinen Rennsport in Konkurrenz zu Alfa machen durfte. Doch im Krieg wurde sowieso nicht viel gefahren und nachdem die Ferrari-Werkstatt in Modena 1943 zer- bombt worden war, begann der Neustart 1945 in Maranello. Dort rollt am 12. März 1947 das erste eigenständige Ferrari-Modell mit dem springenden Pferdchen „Caval- lino Rampante“ auf der Motorhaube aus dem Werks- tor: der 125 S – die Zahl steht für die Kubikzentimeter pro Zylinder, der Buchstabe für eine Sport-Karosserie. Beides steht für die künftige Ferrari-DNA, die sich über Motoren und den Rennsport definiert. Beim 125 S mit seinem Zwölfzylindermotor handelt es sich um das ers- te Meisterwerk von Gioacchino Colombo. Enzo Ferrari hatte ihn beauftragt, ein Modell zu entwerfen, das Alfa schlagen können sollte. Der winzige 1,5-Liter-Motor leis- tet für damalige Verhältnisse irrwitzige 118 PS. Zwei Monate später folgt am 11. Mai 1947 das Renn- debüt auf dem Circuit Piacenza. Das Steuer übernimmt der erfahrene Franco Cortese und führt lange das Ren- nen an, bis die Benzinpumpe streikt – er scheidet aus. Ein „vielversprechender Misserfolg“, so soll Enzo Fer- rari das Debüt kommentiert haben. Aber der Misserfolg ist bald vergessen: Neun Tage später, am 20. Mai 1947, siegt Cortese im 125 S beim Großen Preis von Rom. Der erste von sechs Siegen im Jahr 1947, darunter einer in Parma mit dem legendären Tazio Nuvolari am Steuer, der schon in den 1930er-Jahren erfolgreich für Ferrari auf Alfa Romeo gefahren war. Das Formel-1-Debüt für die Scuderia folgt 1950, der erste Formel-Sieg 1951, bevor Alberto Ascari 1952 und 1953 mit dem 375 S und dem 500 zweimal hinterein- ander Weltmeister mit Ferrari wird. In 75 Jahren wird die Scuderia mit neun Fahrern 15 Mal Weltmeister, kein anderes Team war bisher erfolgreicher. Mit fünf Siegen steht Michael Schumacher an der Spitze und sorgte für eine „goldene Ära“ des Cavallino Rampante. Letztmalig gewann Kimi Räikkönen 2007 den Titel für „die Roten“. Zum 75. Geburtstag gibt es bis 2023 eine Sonderausstel- lung „Ferrari Forever“ im Museum in Modena (www. ferrari.com/en-EN/museum/enzo-ferrari-modena).

Das erste Ferrari-Modell 125 S steht 1947 unter dem Werkstor – ein historischer Moment

AUTO CLASSIC 4/2022

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