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SAM focus vom August 2025

SAM FOCUS 03 | 2025

GEMEINSAM STÄRKER.

EDITORIAL

INHALT

04 Gemeinsam mit einer neuen Generation in die Zukunft Joana P. Nathalie H. Melanie S. Jean-Marc M. 08 Stark durch Erfahrung

Tobias Göttling Redaktion SAM focus

«Wenn du schnell gehen willst, dann gehe allein. Wenn du weit gehen willst,

und know-how Andreas und Doris G.

gehe mit anderen.» Afrikanisches Sprichwort

Roland S. Matteo S. 10 Früher erlebt 11 Heute erlebt Yannic W.

Liebe Leserin, lieber Leser

Wer kämpft schon gerne allein? Vermutlich niemand oder kaum jemand. Sicherlich können Zeiten des Rückzugs und der Ruhe wertvoll sein, keine Frage. Zeiten, in denen wir Dinge in unserem Leben reflektieren, etwas lesen und auf uns selbst gestellt sind, gehören dazu. Doch es gibt wohl nur we- nige Menschen, die ihren inneren Frieden auf Dauer kom- plett allein ohne Beziehungen und Bezug zu Mitmenschen finden. Selbst bei Mönchen sind Einsiedler die Ausnahme. Wir alle sind früher oder später auf ein oder mehrere Gegen- über angewiesen. Im WIR erleben wir Kraft und wachsen an Konflikten, die dazugehören, wo immer Menschen gemein- sam unterwegs sind. Ich bin überzeugt, dass uns Gott als ge- sellige Wesen zur Gemeinschaft mit Mitmenschen geschaf- fen hat. Miteinander können wir viel stärker sein als allein. Wo wir eine gemeinsame Vision haben, können wir gar über uns hinauswachsen. Die Frauen und Männer von SAM global, welche einen in- terkulturellen Einsatz leisten, erleben genau das. Mit Freude übergebe ich die nachfolgenden Seiten an vorwiegend junge Kurzzeitmitarbeitende, die ausgereist sind und uns davon er- zählen möchten, was sie bewegt. Stark und wichtig finde ich das, was sie in ihren jeweiligen Projekten auf den Weg brin- gen, welche Erfahrungen sie sammeln und dass sie auf die Kraft der Gemeinschaft setzen. SAM global möchte mit einer neuen Generation und frischem Wind in die Zukunft gehen.

Marie-Christine Prod‘hom

12 Pinnwand 13 Wir suchen 14 Finanzpuls Peter Röthlisberger 14 Wenn die anderen mich stärker machen Michi Dufner

Zum Titelbild: In Kissidougou (Waldguinea) fand ein Kurs am Institut Biblique de Télékoro (IBT) statt. Während dieser Zeit erga- ben sich für Jean-Marc M. (links) zahlreiche Begegnungen mit ver- schiedenen Studenten. Die an- gehenden Pastoren bereiten sich nicht nur auf ihren geistlichen Dienst vor, sondern auch auf Tä- tigkeiten im landwirtschaftlichen Bereich, um später ihren Lebens- unterhalt zu sichern.

Viel Spass beim Lesen wünscht

Aus Sicherheitsgründen verzichten wir bei unseren Mit- arbeitenden im Ausland auf Nachnamen.

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GANZ PERSÖNLICH

Einer für alle – alle für einen Hallo, mein Name ist Lauriane, ich bin 30 Jahre jung und wurde in Strassburg geboren. In den ersten 25 Jahren mei- nes Lebens habe ich meine drei liebsten Hobbys, Reisen, Na- tur und Sport, voll genossen und ausgekostet. Ich habe fast alle fünf Kontinente bereist, bin gewandert, habe Trekking- touren gemacht und viele Gipfel bestiegen. Ich hatte das Pri- vileg, verschiedene Sportarten auszuüben: unter anderem Stabhochsprung, Rugby, französisches Boxen (eine Kombi- nation aus Boxen und Kickboxen), rhythmische Sportgym- nastik und Judo.

der an Jesus Christus glaubt, ging es seit einigen Tagen nicht gut. Er verletzte sich selbst und reagierte aggressiv auf alle, die sich ihm näherten. Er entschied, zu seinem Bruder zu ge- hen, einem buddhistischen Mönch. Seine Freunde und das ganze Team machten sich grosse Sorgen um ihn. Sein Ge- sundheitszustand verschlechterte sich von Tag zu Tag und er wurde immer verwirrter. Er erkannte seine eigene Fami- lie sowie Freunde nicht mehr und brauchte dringend Hilfe. Zusammen mit seinem Pastor und Leuten aus der Gemein- de bündelten wir die Kräfte und handelten gemeinsam: Zu- nächst wurde gebetet und dann beschlossen, dass die Män- ner den älteren Bruder des jungen Mannes aufsuchten, um ihn zu unterstützen und zu ermutigen, K. ins Krankenhaus zu bringen. Jeder trug seinen Teil der Verantwortung bei diesem heik- len Unterfangen: Wir fieberten alle mit und erlebten ein- ander als zusammenwirkendes Team. Je nach Begabung Der Eingang zum LIGHTHOUSE Battambang-Campus. Das Anwesen besteht aus: Sportplatz, Buchhandlung, Küche, Esszimmer und Klassen- zimmer im Freien. Das Haus ist auf zwei Etagen gebaut: im Erdgeschoss Personalbüros, Besprechungsraum, Nähzimmer. Die Jungen wohnen im ersten Stock und die Mädchen im zweiten.

Dann wurde mein Vater schwer krank und starb nach lan- gen Monaten der Krankheit. Das war im Jahr 2021 und ich beschloss, mein Leben ganz Gott zu widmen. In den Jahren nach dieser Entscheidung arbeitete ich zunächst in einem christlichen Ferienzentrum in der Bretagne. Anfang 2022 reiste ich für sechs Monate auf die Insel La Réunion für ei- nen Gemeindebaueinsatz.

und Leidenschaft teilten wir un- sere Kräfte auf, was uns meinem Erleben nach gemeinsam effekti- ver und stärker machte – mit Er- folg: K. konnte ins Krankenhaus gebracht werden und erhielt eine angepasste Behandlung. Mir zeigt dies einmal mehr: Es lohnt sich, wenn wir alle am gleichen Strang ziehen, selbst wenn eine Aufgabe zu gross erscheint. Lauriane L. hat einen MIDI-Einsatz im Projekt Lighthouse Battambang (Kambod- scha) absolviert und reist nun erneut aus: voll motiviert und dieses Mal für zwei Jahre.

Schliesslich absolvierte ich eine Ausbildung am Genfer Bibelinstitut. Im Rahmen ei- nes Praktikums entsandte mich SAM glo- bal France nach Kambodscha. So reiste ich Ende Oktober letzten Jahres nach Bat- tambang, der drittgrössten Stadt Kambo- dschas. Dort schloss ich mich dem Light- house Battambang-Team an, das aus rund zwanzig Männern und Frauen aus verschie- denen Provinzen Kambodschas besteht. Sie alle teilen die Vision, jungen Menschen ein Zuhause zu bieten, wo Hoffnung möglich wird. Nur eine Woche nach meiner Ankunft in Kambodscha geschah etwas, das mich sehr bewegt hat. K., einem jungen Mitarbeiter,

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GEMEINSAM MIT EI

Raus aus der Komfortzone

Kindern zeigen, dass sie ge- liebt sind. Dafür bilden die Mitarbeitenden einheimi- sche Lehrpersonen wei- ter und haben selbst eine christliche Schule sowie ei- nen Kindergarten gegrün- det. Ich unterstütze das Team, indem ich zusammen mit zwei weiteren Kurzzeitern die Kinder der Teamfami- lien unterrichte. An dieser Aufgabe gefällt mir beson- ders, dass ich die Freiheit habe, die Lektionen flexi- bel zu gestalten und eige-

Mein Name ist Joana. Ich bin seit gut vier Monaten im Rah- men eines Kurzeinsatzes in Guinea. Ursprünglich bin ich ge- lernte Augenoptikerin, doch hier habe ich die Möglichkeit, in einem ganz anderen Bereich tätig zu sein. Eines Nachmittags sitze ich auf der Terrasse und esse ge- nüsslich die Mango, die ich vom Baum in unserem Gar- ten gepflückt habe. Plötzlich setzt der Regen ein und damit fällt auch der Strom in unserem Häuschen aus. Nicht wei- ter schlimm, denn das kann hier in Guinea öfters mal pas- sieren. Während der kräftige Regen auf das Vordach unserer kleinen Terrasse prasselt, blättert meine Mitbewohnerin in ihrem Notizbuch. Ich frage sie noch die letzten Pular-Wört- chen ab, bevor sie zu einer einheimischen Frau zum Sprach- unterricht geht. Auch ich mache mich auf zu meiner einhei- mischen Freundin, die in einem Coiffeursalon Haare flechtet und mir zeigt, wie das geht. Am Abend setzen wir uns zu unserer Nachbarin und unterhalten uns über Gott und die Welt. In solchen Momenten merke ich, wie gut es ist, hier zu sein, weil ich nicht nur beobachte, sondern mittendrin bin. Mittendrin in einer mir komplett fremden, neuen Welt. Ich bin froh, nicht allein hier zu sein, sondern gut eingebun- den in einem Team mit anderen, die ähnliche Erfahrungen wie ich machen, die mich in die Kultur einführen konnten und mir zeigten, wie alles hier funktioniert. Wir können uns über das austauschen, was uns bewegt, was uns begeistert und uns herausfordert. Wir teilen unseren Alltag und un- seren Glauben. Meinem Einsatzteam hier liegt es am Herzen, dass Kinder Zugang zu guter Bildung erhalten. Das begeistert mich und darin spüre ich unseren ganzheitlichen Ansatz, dass wir den

ne, kreative Ideen einzubringen. So haben wir zum Beispiel im Kunstunterricht eindrucksvolle Bilder gestaltet, indem wir bunten Sand auf Holzplatten gestreut haben. Einmal in der Woche unterstütze ich die Kindergärtnerin im einheimi- schen Kindergarten. Ich spiele mit den Kindern, singe Lie- der und bringe ihnen ihre ersten Buchstaben bei. Ebenfalls einmal pro Woche organisieren wir als Team ein offenes und freiwilliges Kinderfreizeitprogramm. An diesem Nachmittag laden wir alle Kinder zu uns in den Hof ein. Wir spielen dann gemeinsam mit ihnen und erzählen ihnen biblische Geschichten. Es ist einfach so schön zu erleben, wie herzlich mich die Kin- der hier aufnehmen. Auch habe ich genügend Freizeit, die sich bunt und abwechslungsreich gestalten lässt. Ich gehe gerne auf den Markt, mache Ausflüge mit dem Team und lerne, Gitarre zu spielen. Besonders der Gottesdienst am Sonntag ist ein echtes Erlebnis. Da geht es ganz schön laut und lebendig zu, mit viel Musik und Bewegung. Alles in allem erlebe ich meinen Einsatz als eine spannen- de Mischung aus Herausforderungen, neuen Erfahrungen und wertvollen Begegnungen mit der für mich neuen Kul- tur. Ich kann also jedem so einen Einsatz empfehlen, der mal seine Komfortzone verlassen möchte und Lust auf ein Abenteuer hat.

Joana P. ist als Lernhelferin im Projekt ActionVIVRE Ost (Guinea) engagiert

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Liebe deinen Nächsten wie dich selbst INER NEUEN ... der tat das, was er konnte. Doch diese Situation for- derte von jedem Einzelnen von uns viel Kraft, Ausdau- er und Energie.

Mein Name ist Nathalie. Derzeit bin ich als Lernhelfe- rin im Projekt ActionVIVRE Süd in Guinea tätig. Als die Familie meiner beiden Schüler während drei Monaten in der Schweiz war, verbrachte ich diese Zeit im Projekt Pro- TIM2-2-2 Nord. Bei letzterem Projekt geht es u.a. um me- dizinische Arbeit und Prävention, Schulunterricht und Al- phabetisierung. Ich erhielt einen Einblick in die Arbeit dort und hospitierte an drei Tagen pro Woche in einer lokalen Dorfschule. Kurz nach meiner Ankunft im Team kehrte eine Mitarbei- terin mit einem guineischen Teenager und dessen Vater von Conakry zurück. Der Junge war aufgrund einer Entzün- dung im Gehirn und der notwendigen Operation für länge- re Zeit in der Hauptstadt im Spital gewesen. Der zuvor ge- sunde und intelligente Sohn war nun mehrfach behindert. Er konnte nicht mehr sprechen und war halbseitig gelähmt. Zudem musste er über eine Sonde ernährt werden und er- hielt viele Medikamente. Er war sehr geschwächt und be- nötigte intensive Pflege. An eine Rückkehr nach Hause war in diesem Zustand nicht zu denken. Folglich zogen Vater und Sohn bei uns ein. Während sich Astrid und Fabienne zusammen mit dem Va- ter um die Pflege des Jungen kümmerten, erledigte ich die alltäglichen Hausarbeiten. Ich diente fleissig im Hinter- grund, da ich mich in der Lokalsprache nicht unterhalten konnte und wusste, dass die anderen durch meine Arbeit den Freiraum bekamen, mit dem Vater und den Besuchern des Erkrankten Gespräche zu führen. Als der Junge etwas zu Kräften gekommen war, begann ich, ihn mit Übungen im Bereich der Fein- und Mundmotorik sowie hinsichtlich der Koordination und logischem Denken zu fördern. Je-

Zu sehen, wie uns nahe- stehende Einheimische in dieser Zeit dienten, hat mein Herz tief berührt. Die hochschwangere Nachba- rin kochte immer etwas für uns mit, ein junger Guineer ging nach dem Schulunter- richt extra für uns einkau- fen und ein anderer kam an seinem freien Tag vor- bei, um mit dem Vater und

dessen Sohn Zeit zu verbringen und ihnen beizustehen. Nicht vergessen werde ich auch die vielen beherzten Bete- rinnen und Beter. Die Nächstenliebe war in dieser Zeit so tief erlebbar. Ge- meinsam waren wir stark. Gemeinsam kamen wir vor Gott, beteten, standen einander bei, wuchsen zusammen, freuten uns miteinander über die Fortschritte im Genesungsprozess des Jungen und dankten Gott für sein Wirken. Inzwischen kann der Junge wieder gehen und einzelne Worte sprechen! So denke ich sogar gerne an diese herausfordernde Zeit zu- rück, denn was ich daraus mitnehme, heisst für mich: Ver- trau auf Gott, denn du bist nicht allein!

Nathalie H. leistete einen MIDI-Einsatz als Lehrerin im Projekt ActionVIVRE Süd (Guinea).

Möchtest du einen Einsatz machen mit SAM global? Hier findest du unsere offenen Stellen:

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... GENERATION IN

Mein Einsatz in Kambodscha – ein Herzensabenteuer Ich bin nach Kambodscha gegangen, um einem Herzens- wunsch zu folgen – ein Wunsch, der nicht aus mir selbst kommt, sondern aus meiner Gottesbeziehung gewachsen ist. Eigentlich hätte ich nie gedacht, dass ich so etwas ma- chen und allein nach Kambodscha reisen würde. Nun aber hat mich diese Zeit im Herzen berührt und geprägt. Dies hat auch damit zu tun, dass ich vom ersten Moment an herzlich empfangen wurde und mich im Lighthouse Bat- tambang-Team sofort wohlfühlte. Die Menschen dort sind unglaublich offen, liebevoll und haben mich sofort als Teil ihrer Familie aufgenommen. Meine Aufgaben waren sehr vielfältig: Ich durfte kreativ tätig sein – etwa beim Gestalten von Broschüren, dem Er- stellen des Jahresberichts und beim Neuanstrich des Büros, inklusive dem Malen eines grossen Wandbildes mit einem Adler. Gleichzeitig konnte ich auch praktisch mithelfen: bei Workshops, bei der Family Night oder im Nähraum, wo ich drei Personen das Nähen beibrachte. Ich durfte meine Gaben und Interessen einbringen – das war ein grosses Geschenk. Besonders ans Herz gewachsen sind mir die Menschen vor Ort, mit denen ich viel Zeit verbrachte, spielte, Ausflüge machte und ein herzliches Miteinander erlebte. Sie haben mir so viel Liebe geschenkt, dass ich mich wirklich zuge- hörig fühlte. Eine Beziehung zu einer Person wurde mir be- sonders wertvoll und ich bin mir jetzt schon sicher: Diese Freundschaft wird bleiben.

nerinnen und Bewohner ihren Alltag mit Jesus gestalten. Besonders berührt haben mich die morgendlichen Kaffee- Breaks um zehn: gemeinsames Singen, Beten, Bibellesen – für mich waren dies Momente voller Kraft und Ermutigung. Neu für mich war das Leben in der WG, doch es lief erstaun- lich gut. Dennoch war es für mich nicht immer einfach, mit so vielen Leuten den Alltag zu teilen – dabei denke ich vor allem an das Timing beim Aufstehen mit nur einem Bade- zimmer, das oft schmutzige Haus und die Insekten, die im- mer wieder reinkamen. Doch wir haben zusammengehalten, uns gegenseitig unterstützt und das Beste daraus gemacht. Auch mit meinen Ängsten wurde sehr verständnisvoll um- gegangen. So konnte ich persönlich in dieser Zeit wachsen und eine gute Gemeinschaft erleben. Mein Fazit heute nach der Rückkehr ist positiv: Ich bin unendlich dankbar für diese intensive, lehrreiche und gesegnete Zeit in Kambodscha – sie hat mein Herz weit gemacht.

Melanie S. war Anfang Jahr als «Mini»-Einsatzleistende Teil des Teams von Lighthouse Battambang (Kambodscha).

Gottes Wirken habe ich im Kurzzeiteinsatz praktisch erlebt, und zwar in der Art, wie die Teammitglieder sowie Bewoh-

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N DIE ZUKUNFT

Vom lehrreichen Alltag in einer anderen Kultur On jaraama! Nalaa too? Beyngure nden no e jam?

In Guinea zu leben, ist eine echte Chance, um persönlich zu wachsen, andere Menschen zu entdecken und eine andere Kul- tur zu verstehen. Sich anzupassen ist nicht immer einfach, aber es hilft, nicht in der eigenen, gewohnten Denkweise zu ver- harren. Die daraus resultierende Offenheit ist ein wertvolles «Gepäckstück für das Leben», wie wir das in meiner franzö- sischen Sprache wörtlich formulieren . Am meisten lerne ich durch Zeit und Zuwendung mit anderen Menschen. Das Leben in einem weniger entwickelten Land lehrt mich auf praktische Weise, dass ich nicht so viel brauche, um glücklich zu sein. Man kann auch mit wenig leben und sich von Materi- alismus und Bequemlichkeit lösen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der lokalen Kultur ist die Notwendigkeit, flexibel zu sein. Es gibt viele unvorhergesehene Ereignisse und man muss sich anpassen und akzeptieren können, dass nicht immer al- les nach Plan verläuft. Kurz gesagt: Das Leben in einer anderen Kultur ist eine Er- fahrung, die grosse Freude bereitet, aber auch Gewohntes in- frage stellt sowie Herausforderungen, Missverständnisse und manchmal Enttäuschungen mit sich bringt. Was man jedoch daraus ziehen kann und wie ich es erlebe, ist es eine tiefe per- sönliche Bereicherung, die auch zum Wohle anderer eingesetzt werden kann. Bei all dem vertraue ich auf Gott und bin von ihm abhängig. Er bringt mich voran.

Dies ist kein Tipp- oder Übersetzungsfehler, sondern die Be- grüssung bei den Peul in Guinea! Sich in einer lokalen Spra- che austauschen und begrüssen zu können, zaubert oft ein Lä- cheln ins Gesicht unseres Gegenübers. Mein Alltag ist von verschiedenen Aktivitäten geprägt: Unter- richten, Kinderclub leiten, Zeit mit dem Team verbringen, Ein- kauf auf dem Markt, Fernstudium oder Besuche. Den Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung erlebe ich als zutiefst be- reichernd. Für mich steht der Austausch mit den Kindern im Mittelpunkt. Das ist eine Herausforderung und ein Geschenk zugleich. Wir versuchen, in sie zu investieren und sie zu för- dern. Ein ganzheitlicher Ansatz ist uns darin wichtig. So ver- mitteln wir Kindern nicht nur schulische Inhalte, sondern sind auch für ihre Lebensfragen und ihre Sehnsucht nach Liebe da. Teamarbeit ist bei uns von grundlegender Bedeutung – wir ge- hen gemeinsam voran, indem wir uns gegenseitig unterstützen. In wenigen Monaten wird eine Schule eröffnet, die den Kin- dern eine qualitativ hochwertige Ausbildung bieten soll. Da- bei werden auch Werte wie Nächstenliebe, respektvoller Um- gang miteinander, Ehrlichkeit usw. thematisiert. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, bedarf es ei- nes Teams, das zusammenhält und sich für ein gemeinsames Ziel einsetzt. Jeder kann seinen Gaben entsprechend einen Beitrag leisten. Durch das Wissen und die Fähigkeiten, die die Kinder erwerben, sollen sie sich später im Leben entfalten, ei- nen Beruf ausüben und ihre Familien ernähren können. Und es ist unser Wunsch, dass sie durch die verinnerlichten Werte und durch das, was sie gelernt haben, ein solides Fundament in ihrem Leben haben.

Jean-Marc M. ist für rund eineinhalb Jahre im MIDI-Einsatz in Bildungsprojekten von ActionVIVRE Süd (Guinea)

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STARK durch ERFAHRUNG u

Südwärts denken, gemeinsam wachsen B ereits zum wiederholten Mal haben meine Frau und ich (wir sind beide pensionierte Primarlehrkräfte) an der Lehreraus- bildungsstätte CEFE der Evangelischen Kirche des Tschad in N’Djaména künftige oder bereits erfahrene Lehrpersonen im Alter von 19 bis 48 Jahren unterrichtet. Diese Aufenthal- te bedeuten für uns Lehrende, ebenso wie für die Studieren- den, interkulturelle Erlebnisse mit grossen Herausforderun- gen und Bereicherungen. So staunten wir beispielsweise, wie viel Überwindung die Ler- nenden zum freien Schneiden mit der Schere brauchten und freuten uns über das Strahlen, wenn sie die Scherenschnitte öffneten. In einfachen Lernspielen kamen sie ins Feuer und freuten sich über ihren Sieg. Wir erlebten unsere Studenten in ihrem Praktikum. Rückmeldungen brauchten Fingerspit- zengefühl, denn diese Privatschule gehört zu den guten Un- terrichtsorten in der Stadt. Überall engt die offensichtliche Armut die Schulen und die Lehrkräfte in ihrer Entfaltung ein. Bleistifte, Radiergummis oder Spitzer sind eine Anschaffung, die überlegt werden will. Es fehlt den Schulen selbst an Papier, Scheren oder Leim. Daher sind kreative Unterrichtsinhalte schwierig umzuset- zen. Doch wir sind beeindruckt, mit wie viel Resilienz die Menschen im Tschad ihre Probleme, Einschränkungen und Schmerzen bewältigen. Der Glaube gibt Halt und Hoffnung. Viele Menschen sind ansprechbar auf Zuspruch und Ermutigung zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Dies ist unseres Erachtens das wichtigs- te Fundament guter Erziehungsarbeit.

Für uns herausfordernd war der im Tschad übliche und oft ineffiziente Umgang mit der Zeit. So bringt jede Kultur Stär- ken und Schwächen mit sich. Mit dem Verständnis, vonein- ander lernen zu können, bewältigen wir diese Andersartigkeit jeweils besser. Viele persönliche Begegnungen und Gesprä- che bereicherten uns. Neben der Schule erlebten wir auch im Gästehaus internationale Begegnungen mit Personen, die uns ihre Tschaderfahrungen weitergaben. Unser Horizont wurde südwärts erweitert – und, so hoffen wir, die Menschen, mit denen wir unterwegs sein durften, profitieren von Impulsen aus dem Norden.

Doris und Andreas G. Erlebnisbericht nach einem kurzen Fachein- satz als Praktikumsbegleiter und Ausbildner im Projekt ProRADJA ‘ (Tschad).

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und KNOW-HOW

Mit Werkzeug und Herz in Guinea Im März hatte ich die Gele- genheit, mit meinem Freund Christof für zwei Wochen nach Guinea zu reisen. Chris- tof ist Physiotherapeut und machte sich schon zum dritten Mal auf den Weg nach Macen- ta, um dort am Spital das Phy- sio-Personal weiterzubilden. Christof hat zusammen mit SAM global die Inlandflüge und Unterkünfte organisiert

Die erste Schaukel der Stadt Oft wurde ich mit: «Comment ça va, Maître Matteo?» oder «Ça va, Maître Menuisier?» begrüsst, zu Deutsch: «Wie geht es, Meister Matteo? Wie geht es, Herr Zimmermann- Meister?» Ich war während sechs Mo- naten in Kissidougou, Gui- nea, im Einsatz. Mein Ziel be- stand darin, im Rahmen einer Handwerker-Ausbildung von

Bibelschulstudenten den jungen, zukünftigen Pastoren Kennt- nisse im Schreinern weiterzugeben, damit sie eines Tages den Unterhalt ihrer Familie durch den Verkauf von Stühlen, Ti- schen, Türen usw. verdienen können. Wir bauten Hühnerställe, die die Studenten mit nach Hause nehmen konnten. Die Ställe waren zerlegbar, um den Trans- port zu erleichtern, und können den Studenten helfen, eine gute Hühnerzucht aufzubauen und somit frische Eier zu ha- ben. Ein weiteres Projekt war eine Schaukel für eine Schule – wahrscheinlich die erste Schaukel der Stadt. Die grosse Herausforderung war, dass nicht alle Studenten handwerklich begabt und die Werkzeuge, mit denen wir ar- beiteten, oft von schlechter Qualität waren. Deshalb muss- te ich oft flexibel sein. In meiner Freizeit war ich gerne im Fluss baden und ab und zu gab es ein feines Essen mit dem Team, ausnahmsweise so- gar ein Fondue aus der Schweiz. Oft war ich mit dem Mo- torrad unterwegs, um die Stadt und die Umgebung zu erkun- den, oder ich habe mit den Kindern gespielt. Für mich war dieser Einsatz eine wunderbare Erfahrung, die ich jedem empfehlen würde. Ich konnte im Glauben wach- sen und weiss die kleinen Dinge, die wir als selbstverständ- lich ansehen – wie eine warme Dusche oder die Möglichkeit eines frei ausgelebten Glaubens – mehr denn je zu schätzen.

und war somit quasi mein Reiseleiter. Seine Aufgabe war klar, aber was sollte ich in dieser Zeit Nützliches anstellen? Ich dachte mir: Als handwerklich geschickter Elektroinge- nieur wird sich schon etwas ergeben. Und tatsächlich konn- te ich am Spital unter anderem im Atelier, wo die Prothesen hergestellt werden, eine grosse Bandschleifmaschine, die seit sechs Monaten stillstand, reparieren. Oft braucht man dazu Ersatzteile, so auch im Falle der nicht mehr funktionieren- den Industrienähmaschine. Solche Ersatzteile sind in Gui- nea leider nicht erhältlich. Es gibt nicht einmal eine Post für die Zustellung, wenn man im Internet etwas bestellt. Auf je- den Fall waren die Freude und Dankbarkeit nach der Repa- ratur so gross, dass sogar der Direktor mit mir ein Bild vor der Schleifmaschine machen wollte. In der zweiten Woche waren wir in Kankan. Dort wird in einem rund 30 Kilometer entfernten Dorf ein Gesundheits- posten erstellt. Das Gebäude ist bald fertig, es fehlen noch die Wasserversorgung, die elektrischen Installationen und die ganzen Einrichtungen. Ausser einem Kühlschrank für die Me- dikamente und allenfalls einem Gerät zur Sauerstoffanreiche- rung ist jedoch nicht viel geplant. Da sollte eine 2.4 Kilowatt- Solaranlage mit Batterien reichen – das weiss ich dank meiner Erfahrung. Im Nachgang zur Reise plante ich die Stromver- sorgung und beschaffte das Material, welches vor Ort nicht erhältlich ist. Rückblickend konnte ich trotz der kurzen Zeit etwas nachhaltig bewirken. Die vielen Eindrücke haben aber auch mich positiv verändert.

Roland S. leistete einen MINI-Facheinsatz als Elektro- Ingenieur für das ProESPOIR (Guinea).

Matteo S. ist Schreiner und half als «Mini» im Pro- TIM2-2-2 Kissidougou (Guinea) mit.

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Früher erlebt

durchlief eine lange Zeit der Vorbereitung. Als ich etwa 40 Jahre alt war, erkannte ich, dass es an der Zeit war, in den Tschad zu reisen! Der Ruf war klar und hat mich in all diesen Jahren getragen: «Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun.» (Psalm 73,28) Was waren deine prägendsten Erlebnisse im Tschad? Die Zeiten mit den Kindern in den Nachbarschaftsclubs wa- ren für mich ganz besonders. Wir begannen mit etwa 15 Kin- dern zu singen und sofort kamen dutzende weitere dazu. Bei der Erzählung von biblischen Geschichten waren es manch- mal 60 oder noch mehr. Dabei haben einige eine Sehnsucht entwickelt sowie Verantwortung für Jüngere übernommen. Dann war ich gemeinsam mit der örtlichen Kirche an der

Gründung einer Grundschule betei- ligt und habe dort Religionsunterricht erteilt. Ich habe es immer als Privileg empfunden, mit Menschen und ins- besondere mit Kindern zu arbeiten. Welche Bilanz ziehst du aus dei- nem Auslandsaufenthalt? Für mich waren diese Jahre eine Be- reicherung. Das Leben in einer an- deren Kultur hat mich gelehrt, mei- ne Mitmenschen besser zu verstehen. Ich habe in meinem Herzen einen Kof- fer mit nach Hause gebracht, der am Flughafen nicht gewogen werden musste. Er ist voll mit leuchtenden, bewegenden, manchmal auch lusti- gen oder verstörenden Erinnerungen. Das ist ein Schatz, der meinen Alltag noch immer erhellt. Die Bilanz dessen, was ich tun konn- te, kennt nur Gott. Aber ich kann sa- gen, dass er mir durch all die verschie- denen Aktivitäten geholfen hat, den Wert der Arbeit mit Kindern und Ju-

Das bewegte Leben von Marie-Christine Prod‘home

Marie-Christine wurde 1954 als älteste von vier Töchtern in Neuchâtel geboren. Sie studier- te Musikpädagogik und arbei- tete anschliessend rund zwan- zig Jahre lang mit Kindern. Sie unterstützte die Kleinen dabei, ihr Gehör und ihr Rhythmusge- fühl zu entwickeln und mit dem Erlernen eines Instruments zu beginnen. In all diesen Jahren war sie auch in ihrer Kirche ak- tiv, insbesondere in der Jugend- arbeit. Im Alter von rund 40 Jahren reiste sie für einen Aus- landseinsatz in den Tschad und kehrte erst nach ihrer Pensio- nierung definitiv in die West-

Marie-Christine im Einsatz vor über 20 Jahren

schweiz zurück. Christophe Reifsteck, Bereichsleiter frankophones Europa bei SAM global, hat die enga- gierte Christin interviewt: Liebe Marie-Christine, wie kam es dazu, dass du dich für einen Auslandseinsatz entschieden hast? Seit meiner Kindheit habe ich mich für die Mission interes- siert. (Anmerkung: Damals nannte man das noch so.) Ich lieb- te die Treffen, bei denen die Einsatzleistenden uns ihre Ge- schichte erzählten und las viele Biografien. Ich versprach Gott sogar, dass ich Missionarin werden würde, wenn er mich von meiner Sehbehinderung heilen würde. Die Jahre vergingen und meine Sehkraft wurde nicht besser. Aber Gott hat mir geholfen, meine Situation zu akzeptieren und zu erkennen, dass sie für ihn kein Hindernis war. Ich

gendlichen bei den Verantwortlichen stärker ins Bewusstsein zu bringen und sie zu ermutigen. Kinder werden im Tschad allzu oft zu wenig wertgeschätzt und gefördert. Heute freue ich mich besonders darüber, wie sich die Arbeit für die Bil- dung entwickelt und immer mehr Lehrpersonen zu einem liebvollen und wertschätzenden Umgang mit den Kindern angeleitet werden. Wovon träumst du für die Zukunft von SAM global? Während meines Einsatzes im Tschad hatte ich mehrere Kol- leginnen und Kollegen, denen die Arbeit unter den Kindern und Jugendlichen ebenso am Herzen lag wie mir. Ich wünsche mir, dass diese Arbeit weitergehen kann. «Unsere Söhne sei- en wie Pflanzen, hochgewachsen in ihrer Jugend, und unsere Töchter wie Säulen, geschnitzt für Paläste.» (Psalm 144,12)

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Heute erlebt

guineische Arbeitswei- se gewöhnen und mich stückweise von schweize- rischer Perfektion und Ef- fizienz lösen.

3D-Druck statt Ersatzteilsuche

Nachdem ich hier ange- kommen war, machte ich mich wenige Tage später daran, den mitgebrachten

3D-Drucker zu installieren. Beim ersten Anlauf kam ich nicht weit, da ich feststellen musste, dass auf unserem Solarstrom- netz keine Erdung ausgebaut war. Diese hatten wir kurzer- hand nachrüsten lassen und so konnte ich schon bald starten. Nun lehre ich einen Mechaniker-Ausbildner, den 3D-Drucker zu betreiben. Das Ziel ist, dass wir damit defekte Kunststoff- teile, z.B. von Landmaschinen, einfach nachdrucken können. Denn Ersatzteile zu besorgen, erweist sich als schwierig hier. Erste Versuche sind bereits gelungen, eine kleine Rolle für ei- nen kleinen Mähdrescher können wir nun ersetzen. Hängematte & Stromausfall Nach der Arbeit (um 14.00 Uhr) gönne ich mir gerne eine Auszeit in der Hängematte. Den Rest des Nachmittags verbrin- ge ich mit der Planung von Projekten, zum Teil auch von eigenen, oder mit Arbeiten im Haus, wenn zum Beispiel das Licht aufs Neue aussteigt. Am Wochenende machen wir oft einen Ausflug oder gehen zusammen mit anderen Guineern uns beim Fuss- oder Basketball austoben. Zu empfehlen ist solch ein Einsatz gewiss. Bereits in dieser kurzen Zeit hat sich mein Horizont enorm erweitert, und ich habe viel dazugelernt: sei es über die Kultur oder bei praktischen Dingen bei der Arbeit, wenn es mit den vorhan- denen Mitteln eine Lösung zu suchen gilt. Darüber hinaus wird mir auf neue Weise bewusst, wie privilegiert wir in der Schweiz sind. So ist der Zuspruch, abgeleitet aus 1. Mose 12,2 aus mei- ner Perspektive passend für meinen Einsatz, wenn Gott sagt: «Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.»

Du sollst ein Segen sein

Falscher Name, echte Begegnung «Matteo, Matteo» rufen mir die Kinder zu. Eigentlich heis- se ich Yannic und werde, wenn ich nicht verwechselt werde, mit «Bonjour Yannic» oder «Bonjour Maître» begrüsst; ge- folgt von gegenseitigem «Ça va, vous allez bien?». Ich weile in Kissidougou, einer grösseren Stadt in Guinea.

Zwischen Schrau- benschlüssel und Sprachbarriere Während 3 Monaten unter- stütze ich hier die Ausbil- dung von Landmaschinen- und Automechanikern. Konkret konstruiere ich mit drei Lernenden einen Aufsatz für den Traktor, um Löcher in den Boden zu bohren. Diese werden genutzt, um beispielsweise Zäune zu errichten. Eine Herausforderung ist zu Beginn die Sprachbarri- ere gewesen, diese schliesst sich aber fortlaufend. Wei- ter musste ich mich an die

Yannic W. packte als Kurzzeiter an, im ProTIM2-2-2 Kissidougou (Guinea)

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PINNWAND Schweiz / Homebase

Nach einem Schnupperbesuch durch Hansueli im November 2021 ist das Paar im Januar 2022 ausgereist. Die ersten sechs Monate haben sie dem Sprachstudium, dem Eintauchen in die Kultur und dem Kennenlernen der «Schullandschaft» gewidmet. Danach begann Hansueli am christlichen Leh- rerseminar CEFE Mathematik, Didak- tik, Pädagogik und als Modul in den Sommerferien, Informatik zu unter- richten. Silvia hat ihn darin unterstützt und auch einige Lektionen in Anatomie und Gesundheitslehre gegeben. Später hat sie sich vermehrt auf die Unterstüt- zung der Direktion in der Administra- tion konzentriert. Die Physio-Arbeit von Silvia im Quar- tier, die regelmässigen Spaziergänge und zuletzt die Arbeit mit dem lokalen Team im Sending Ministry haben den beiden viele Türen geöffnet, sodass wertvolle Beziehungen entstanden und Menschen Jesus begegnen konnten. Die punktu- elle Begleitung eines Physio-Teams im schönen Guéra-Gebiet (Zentraltschad) bot eine willkommene Abwechslung. Nach dreieinhalb Jahren haben Sil- via und Hansueli im Juni 2025 ihren Langzeiteinsatz im Tschad abgeschlos- sen. Wir freuen uns, wird Hansueli in kurzen Facheinsätzen das gestartete E- learning-Projekt, welches vorerst drei Schulen den Einstieg in digitale Lern- ergänzung ermöglicht, weiterhin beglei- ten. Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich für den genialen Einsatz von Silvia und Hansueli, wünschen ihnen Gottes Segen und vermehrt Zeit zum Muscheln suchen.

Der Schwerpunkt von ihrem Engage- ment lag im Bereich Sending Ministry. Sie führten Gespräche, pflegten persön- liche Kontakte zu den Menschen in ih- rem Umfeld, begannen Bibelentdecker- studium mit interessierten Menschen, besuchten die Patienten im Spital und führten Trainings durch. Daneben wa- ren sie Eltern und Lehrer/in für ihre Kinder, welche mit Unterstützung von weiteren Lernhelfer/innen zu Hause un- terrichtet wurden. Verschiedene familiäre Umstände, wie auch der Mangel an weiteren Langzeit- mitarbeitenden und genügend Kurzzeit- mitarbeitenden zur Teamunterstützung, haben dazu geführt, dass der Einsatz mit SAM global im August 2025 zu ei- nem Ende kam. Wir danken Familie S. herzlich für ih- ren wertvollen Einsatz und wünschen ihnen für die Zukunft Gottes Wegwei- sung und reichen Segen. An dieser Stelle bedanken wir uns auch von Herzen bei Esther Sch. und Atalia G. , welche im vergangenen Schuljahr im Homeschooling die Familie tatkräf- tig unterstützt haben.

Franziska Aberer war während etwas mehr als zwei Jah- ren als ehrenamtli- che Mitarbeiterin mit 20%-Pensum in der Finanzabteilung

tätig und für die komplexe Spenden- buchhaltung verantwortlich. Sie brach- te nicht nur die benötigten administra- tiven Kompetenzen mit, sondern auch den detektivischen Spürsinn und konn- te unklare Adressen herausfinden oder andere knifflige Fälle in absehbarer Zeit lösen. Leider verliess uns Franziska, weil sie in ihrem hauptberuflichen Umfeld neue Aufgaben übernommen hat. Wir be- danken uns bei Franziska ganz herzlich für ihr aussergewöhnliches Engagement und diesen unbezahlbaren und wert- vollen Dienst und wünschen ihr Gottes Segen auf ihrem weiteren Lebensweg.

Guinea Austritte

Im Mai ist Daniela S. nach 23 (!) Jah- ren aus Guinea in die Schweiz zurück- gekehrt. Sie befindet sich aktuell in der Re-Entry Zeit. Wir werden im nächs- ten Focus ausführlicher von ihrem Ein- satz berichten.

Tschad Austritt

Im Heimataufenthalt Miriam & Laurent I.: 26.05.-29.09.2025

Silvia und Hansueli F. ProRADJA‘ Tschad

Im Juni 2022 reisten Sidonia und Da- niel S. mit Josua, Kezia, Elienai, Gide- on, Alija und Hosea nach Guinea und verbrachten die ersten paar Wochen zur Einführung im Team vom ProTIM2-2-2 Nord. Gemeinsam mit dem Ehepaar Raphael und Mirela Pf. starteten sie darauf ihren Einsatz im ProESPOIR.

Am SAMfest 2021 sagte Silvia F. beim Bericht über ihren geplanten Einsatz: «Wir hätten auch einen Camper kau- fen können und die nächsten Jahre da- mit verbringen können, Muscheln zu sammeln». Sie hatten sich aber für ei- nen Einsatz im heissen, politisch fragi- len Tschad berufen lassen.

Conny & Peter F. : 09.07.-23.09.25

Anna B.: 12.7-26.9.

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Kurzzeiteinsätze

Lauriane L. hat ihr siebenmonatiges Praktikum am IBG, dem Theologischen Institut in Genf, abge- schlossen und wird als Langzeitmitarbei- terin nach Battam- bang zurückkehren. Dort arbeitet sie so- wohl für Lighthouse Battambang als auch für die Salt Academy. Nathalie H. kehrte im Juli in die Schweiz zurück, nachdem sie ein weiteres Jahr als Lernhelferin in Gui- nea war. Geplant ist, dass sie Ende August als Langzeitmitarbei- terin wieder nach Guinea ausreisen wird und im AV Süd beim Aufbau der Pri- marschule und bei der Förderung der Lehrer mithelfen wird.

Du liebst Abenteuer?

Du willst konkret etwas bewirken und einen Unter- schied machen? Du möchtest deine Ga- ben und Talente ein- bringen , vielleicht sogar eine Berufung entdecken? Dann bist du genau rich- tig bei SAM global. Wir freuen uns und sind motiviert, mit dir durchzustarten und dich zu begleiten. Unsere offenen Jobs für Kurz- und Langzeiteinsät- ze findest du hier:

Cornelius D. (seconded von Sahel Life) wird voraussichtlich im Oktober als Lern- helfer zu Sandro und Amélie reisen und bis im Sommer 2026 blei- ben.

Jean-Marc M. kehrt nach seinem The- orieblock am IBG wieder zurück nach Guinea, um das 18-monatige Prakti- kum im Rahmen sei- nes Theologie-Studi- ums fortzusetzen.

www.sam-global.org/einsatz

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Aus dem Leben

per 30.06.25 FINANZPULS Die Ventilatoren laufen auf Hochtouren. Unserer Rückkeh- rer aus dem Tschad geniessen die «erfrischenden» 30 Grad. Uns hingegen fällt das Arbeiten bei diesen Temperaturen nicht so leicht. Bereits sind wir in der Jahresmitte angekommen. Aktuell sind CHF 1’315’000 an Spenden und Legaten ein- gegangen. Die Spenden liegen zu diesem Zeitpunkt ca. 7% über dem Vorjahreswert, jedoch um 5% (CHF 60’000) tie- fer als der Fünfjahresschnitt. Dies ist insbesondere auf den Rückgang von Beiträgen für Expats zurückzuführen. Hat- ten wir vor einem Jahr noch ein grösseres Loch in den Pro- jektspenden, sind wir hier wieder im Mehrjahresschnitt un- terwegs. Aktuell intensivieren wir in unsere Partnerschaften insbesondere in Südostasien. So sind wir auf einen wesentli- chen Anstieg der Projektbeiträge angewiesen. Vom Spenden- ziel für eine ausgeglichene Rechnung sind erst 34% erreicht (im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt 40%). Die Lega- te liegen mit CHF 80’000 (Vorjahr CHF 210’000) ebenfalls auf tieferem Niveau. Noch schwitzen wir in der Hitze und im Jonglieren der Bud- getbeiträge. Doch wir schauen vertrauensvoll und zuversicht- lich vorwärts. Wir sind gespannt, wie Gott uns auch dieses Jahr weiter versorgen wird. Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender, danken wir von Herzen für Ihre wertvolle Unter- stützung!

Wenn die anderen mich stärker machen! Mein damals fünf- jähriger Sohn, gera- de so gross, dass er knapp auf den Grill sah, zeigt auf ein

Stück Fleisch: «Gell Papi, das ist mein Fleisch?!» Mit grossen, leuchtenden Augen schaut er mich er- wartungsvoll an. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken: «Neeeiinn!» Eigentlich hatte ich für die Kids Würste geplant, die zwei Steaks waren für meine Frau und mich gedacht. Mein Gefühl war … ich kann es nicht richtig umschreiben: Unbarmher- zigkeit, Egoismus, Angst zu kurz zu kommen? Oder ein Gefühl der Sonderstellung, quasi: «Wer hat es verdient, wer hat bezahlt, wer ist hier der Chef?» Es war ein Gefühl, das mich erschreckt hat! Denn, wenn ich das schon bei meinem eigenen Sohn spü- re, wie bin ich dann gegenüber fremden Menschen? «Gemeinsam stärker» lautet das Jahresmotto 2025 bei SAM global. Ja, gern, wenn es mich stärker macht. Aber was, wenn es, wie Paulus schreibt, et- was anderes benötigt? «Weder Eigennutz noch Stre- ben nach Ehre sollen euer Handeln bestimmen. Im Gegenteil, seid bescheiden, achtet den anderen mehr als euch selbst. Denkt nicht an eueren eigenen Vor- teil, sondern habt das Wohl der anderen im Auge.» (Phil. 2,3-4) Natürlich habe ich mit meinem Sohn geteilt und du hättest sehen sollen, wie stolz er war, mit mir dafür seine Wurst zu teilen. Nebst dem praktischen Ler- nen braucht es, so bin ich überzeugt, auch eine neue Prägung: Kenne ich den Geschmack der Güte Got- tes wirklich? Ich wünsche es dir, denn darin erken- nen wir im Mitmenschen Söhne und Töchter, die mit leuchtenden Augen, begeistert und mit viel Leiden- schaft sagen: «Gell, das ist mein Stück Fleisch?!» Und das nervt nicht mehr, weil wir erfüllt sind von Liebe, Güte, Freude, Friede und Langmut. Gemein- sam stärker bedeutet für mich: Es geht nicht dar- um, mein Ziel zu erreichen, sondern das Geschenk eines wunderbaren Menschen zu erkennen und ihn zu sehen.

Peter Röthlisberger Co-Leiter Finanzen

Michi Dufner Leiter Kommunikation, Sensibilisierung und Mobilisierung

EINNAHMEN

SPENDENZIEL

IMPRESSUM

Herausgeberin SAM global

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SAM global ist eine Non-Profit-Organisation, die 1889 gegründet wurde. Mit zahlreichen europäischen und einheimischen Mitarbei- tenden leistet SAM global in zehn Ländern nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit: in Angola, Brasilien, Burkina Faso, Guinea, Indi- en, Kambodscha, Kamerun, Nepal, Sri Lanka und im Tschad. Weltweit arbeitet SAM global mit evangelischen Kirchen, einheimischen Partnerorganisationen und Hilfswerken zusammen. Zudem engagieren sich viele Ehrenamtliche für die weltweite Arbeit. S A M steht für S ERVE A ND M ULTIPLY: Wir möchten Menschen verschiedener Kulturen und Religionen mit all ihren Bedürfnissen nach dem Vorbild von Jesus Christus ganzheitlich dienen, sodass sie Gottes Liebe praktisch erfahren und wiederum mit anderen teilen können. Der Hauptsitz von SAM global liegt in Winterthur (Schweiz). Weitere Vertretungen gibt es in Ecublens (Schweiz), Frankreich und Belgien.

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Wenn sich Ameisen einigen, dann können sie

auch Elefanten transportieren.

aus Burkina Faso

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