WEBSITE_SAM focus_3_25_Gemeinsam stärker

STARK durch ERFAHRUNG u

Südwärts denken, gemeinsam wachsen B ereits zum wiederholten Mal haben meine Frau und ich (wir sind beide pensionierte Primarlehrkräfte) an der Lehreraus- bildungsstätte CEFE der Evangelischen Kirche des Tschad in N’Djaména künftige oder bereits erfahrene Lehrpersonen im Alter von 19 bis 48 Jahren unterrichtet. Diese Aufenthal- te bedeuten für uns Lehrende, ebenso wie für die Studieren- den, interkulturelle Erlebnisse mit grossen Herausforderun- gen und Bereicherungen. So staunten wir beispielsweise, wie viel Überwindung die Ler- nenden zum freien Schneiden mit der Schere brauchten und freuten uns über das Strahlen, wenn sie die Scherenschnitte öffneten. In einfachen Lernspielen kamen sie ins Feuer und freuten sich über ihren Sieg. Wir erlebten unsere Studenten in ihrem Praktikum. Rückmeldungen brauchten Fingerspit- zengefühl, denn diese Privatschule gehört zu den guten Un- terrichtsorten in der Stadt. Überall engt die offensichtliche Armut die Schulen und die Lehrkräfte in ihrer Entfaltung ein. Bleistifte, Radiergummis oder Spitzer sind eine Anschaffung, die überlegt werden will. Es fehlt den Schulen selbst an Papier, Scheren oder Leim. Daher sind kreative Unterrichtsinhalte schwierig umzuset- zen. Doch wir sind beeindruckt, mit wie viel Resilienz die Menschen im Tschad ihre Probleme, Einschränkungen und Schmerzen bewältigen. Der Glaube gibt Halt und Hoffnung. Viele Menschen sind ansprechbar auf Zuspruch und Ermutigung zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Dies ist unseres Erachtens das wichtigs- te Fundament guter Erziehungsarbeit.

Für uns herausfordernd war der im Tschad übliche und oft ineffiziente Umgang mit der Zeit. So bringt jede Kultur Stär- ken und Schwächen mit sich. Mit dem Verständnis, vonein- ander lernen zu können, bewältigen wir diese Andersartigkeit jeweils besser. Viele persönliche Begegnungen und Gesprä- che bereicherten uns. Neben der Schule erlebten wir auch im Gästehaus internationale Begegnungen mit Personen, die uns ihre Tschaderfahrungen weitergaben. Unser Horizont wurde südwärts erweitert – und, so hoffen wir, die Menschen, mit denen wir unterwegs sein durften, profitieren von Impulsen aus dem Norden.

Doris und Andreas G. Erlebnisbericht nach einem kurzen Fachein- satz als Praktikumsbegleiter und Ausbildner im Projekt ProRADJA ‘ (Tschad).

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