und KNOW-HOW
Mit Werkzeug und Herz in Guinea Im März hatte ich die Gele- genheit, mit meinem Freund Christof für zwei Wochen nach Guinea zu reisen. Chris- tof ist Physiotherapeut und machte sich schon zum dritten Mal auf den Weg nach Macen- ta, um dort am Spital das Phy- sio-Personal weiterzubilden. Christof hat zusammen mit SAM global die Inlandflüge und Unterkünfte organisiert
Die erste Schaukel der Stadt Oft wurde ich mit: «Comment ça va, Maître Matteo?» oder «Ça va, Maître Menuisier?» begrüsst, zu Deutsch: «Wie geht es, Meister Matteo? Wie geht es, Herr Zimmermann- Meister?» Ich war während sechs Mo- naten in Kissidougou, Gui- nea, im Einsatz. Mein Ziel be- stand darin, im Rahmen einer Handwerker-Ausbildung von
Bibelschulstudenten den jungen, zukünftigen Pastoren Kennt- nisse im Schreinern weiterzugeben, damit sie eines Tages den Unterhalt ihrer Familie durch den Verkauf von Stühlen, Ti- schen, Türen usw. verdienen können. Wir bauten Hühnerställe, die die Studenten mit nach Hause nehmen konnten. Die Ställe waren zerlegbar, um den Trans- port zu erleichtern, und können den Studenten helfen, eine gute Hühnerzucht aufzubauen und somit frische Eier zu ha- ben. Ein weiteres Projekt war eine Schaukel für eine Schule – wahrscheinlich die erste Schaukel der Stadt. Die grosse Herausforderung war, dass nicht alle Studenten handwerklich begabt und die Werkzeuge, mit denen wir ar- beiteten, oft von schlechter Qualität waren. Deshalb muss- te ich oft flexibel sein. In meiner Freizeit war ich gerne im Fluss baden und ab und zu gab es ein feines Essen mit dem Team, ausnahmsweise so- gar ein Fondue aus der Schweiz. Oft war ich mit dem Mo- torrad unterwegs, um die Stadt und die Umgebung zu erkun- den, oder ich habe mit den Kindern gespielt. Für mich war dieser Einsatz eine wunderbare Erfahrung, die ich jedem empfehlen würde. Ich konnte im Glauben wach- sen und weiss die kleinen Dinge, die wir als selbstverständ- lich ansehen – wie eine warme Dusche oder die Möglichkeit eines frei ausgelebten Glaubens – mehr denn je zu schätzen.
und war somit quasi mein Reiseleiter. Seine Aufgabe war klar, aber was sollte ich in dieser Zeit Nützliches anstellen? Ich dachte mir: Als handwerklich geschickter Elektroinge- nieur wird sich schon etwas ergeben. Und tatsächlich konn- te ich am Spital unter anderem im Atelier, wo die Prothesen hergestellt werden, eine grosse Bandschleifmaschine, die seit sechs Monaten stillstand, reparieren. Oft braucht man dazu Ersatzteile, so auch im Falle der nicht mehr funktionieren- den Industrienähmaschine. Solche Ersatzteile sind in Gui- nea leider nicht erhältlich. Es gibt nicht einmal eine Post für die Zustellung, wenn man im Internet etwas bestellt. Auf je- den Fall waren die Freude und Dankbarkeit nach der Repa- ratur so gross, dass sogar der Direktor mit mir ein Bild vor der Schleifmaschine machen wollte. In der zweiten Woche waren wir in Kankan. Dort wird in einem rund 30 Kilometer entfernten Dorf ein Gesundheits- posten erstellt. Das Gebäude ist bald fertig, es fehlen noch die Wasserversorgung, die elektrischen Installationen und die ganzen Einrichtungen. Ausser einem Kühlschrank für die Me- dikamente und allenfalls einem Gerät zur Sauerstoffanreiche- rung ist jedoch nicht viel geplant. Da sollte eine 2.4 Kilowatt- Solaranlage mit Batterien reichen – das weiss ich dank meiner Erfahrung. Im Nachgang zur Reise plante ich die Stromver- sorgung und beschaffte das Material, welches vor Ort nicht erhältlich ist. Rückblickend konnte ich trotz der kurzen Zeit etwas nachhaltig bewirken. Die vielen Eindrücke haben aber auch mich positiv verändert.
Roland S. leistete einen MINI-Facheinsatz als Elektro- Ingenieur für das ProESPOIR (Guinea).
Matteo S. ist Schreiner und half als «Mini» im Pro- TIM2-2-2 Kissidougou (Guinea) mit.
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