Festbroschüre Zertifikatsverleihung Arbeitgeber 2020

In dieser Broschüre werden jene familienfreundlichen Arbeitgeber angeführt, die 2020 an der Zertifizierung berufundfamilie und hochschuleundfamilie teilgenommen haben.

familien freundliche gemeinde milien freundliche gemeinde 2020

hochschule und familie

Wir sind eine familienfreundliche Hochschule!

Das staatliche Gütezeichen für eine familienfreundliche Hochschulpolitik.

Jahrbuch zur Vereinbarkeit von Familie & Karriere

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VORWORT

Im Laufe des vergangenen Jahres wurden sowohl Arbeitgeber, als auch Beschäftigte vor vielfach neue Herausforderungen gestellt. Die im Jahr 2020 mit dem Zertifikat berufundfamilie ausgezeichneten Unternehmen und Institutionen haben in dieser anspruchsvollen Phase bewiesen, dass eine familienfreundliche Personalpolitik ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Betrieb darstellt. Es galt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu unterstützen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu stärken. Mit gemeinsam erarbeiteten und auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmten Maß- nahmen haben zertifizierte Unternehmen, Institutionen und Hochschulen einen we- sentlichen Beitrag für mehr Familienfreundlichkeit geleistet. Home Office und mobiles Arbeiten sind während der Coronapandemie für viele zur täglichen Realität geworden.

Es freut mich daher sehr, dass es bereits Unternehmen gibt, die das Zusatzzertifikat „Mobiles Arbeiten“ im Rahmen der Zertifizierung berufundfamilie abgeschlossen haben. Sie haben ein Regelwerk zu relevanten organisatorischen, rechtlichen sowie kulturellen Aspekten geschaffen, umRahmenbedingungen zu schaffen, die sich auf alle Beteiligten imUnternehmen bestmöglich auswirken. Ich bedanke mich bei allen ausgezeichneten Arbeitgebern und Hochschulen für ihr familienfreundliches Engagement und die motivierenden Best Practices.

Sie sind die Vorreiter für eine familienfreundliche Arbeitswelt!

MMag. Dr. Susanne Raab

Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration

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www.facebook.com/familieundberufat www.instagram.com/familieundberufat www.linkedin.com/company/familieundberufat

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Liebe Leserinnen und Leser!

Ein außergewöhnliches Jahr liegt hinter uns, in demwir alle bis an unsere Grenzen und darüber hinaus gefordert waren. Es freut uns, dass auch unter den besonderen Rahmenbedingungen von 2020 erneut 80 Unternehmen und Institutionen eine Zertifizierung der Familie & Beruf Management GmbH erfolgreich absolvieren konnten. Außerdem konnten wir bereits den 600. Partnerbetrieb in unserem Netzwerk„Unternehmen für Familien“ begrüßen. Das Jahr im Zeichen von Corona öffnete auch manch ungeahntes Fenster des Möglichen, neue Formen des Arbeitens wurden von einem Tag auf den anderen in der Praxis erprobt. Das Team von Familie & Beruf reagierte rasch auf die neuen Rahmenbedingungen. Als Antwort auf die Corona-Krise stellten wir innerhalb kürzester Zeit auf digitale Formen der Zu- sammenarbeit um und entwickelten den neuen Schwerpunkt „Mobiles Arbeiten/Home Office“. Wir freuen uns nun insbe- sondere darauf, dass dieses neue Angebot im Sinne eines NewWay of Work die Familienfreundlichkeit künftig noch mehr bereichern wird. Dem Schwerpunkt „Mobiles Arbeiten/Home Office“ ist auch eine Highlight-Story in diesem Jahrbuch ge- widmet. Eine weitere beleuchtet die Aktivitäten unseres Netzwerks „Unternehmen für Familien“ im vergangenen Jahr und widmet sich dem neu entwickelten E-Learning-Tool „Mobiles Arbeiten/Home Office“, das im Dezember 2020 vorgestellt wurde und seitdem den Partnerinnen und Partnern des Netzwerks exklusiv und kostenlos zur Verfügung steht. Die dritte Highlight-Story bietet Einblicke, wie sich drei Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen den Herausforderungen im Zeichen von Corona gestellt haben. Der Hauptteil dieses Jahrbuchs ist jedoch jenen Organisationen gewidmet, die ihre Zertifizierung das erste Mal oder er- neut absolviert haben. Alle ausgezeichneten Unternehmen, Hochschulen und Universitäten präsentieren auf einer Seite ihre Motivation zum Thema Vereinbarkeit und einen Auszug der im Zuge der Zertifizierung entwickelten Maßnahmen. Familienfreundlichkeit lebt von praxisorientierten Beispielen, daher ist uns dieser Einblick in die konkreten Erfahrungen zertifizierter Organisationen besonders wichtig. Schließlich geben wir in diesem Jahrbuch auch einen Rück- und Überblick, welche Themen und Aktivitäten uns bei Familie & Beruf im vergangenen Jahr begleiteten. Mit dem Transfer analoger Veranstaltungen und Schulungen in digitale Formate gelang es uns weitgehend, alle geplanten Meilensteine unseres Jahresfahrplans umzusetzen und zusätzlich neue richtungsweisende Projekte zu realisieren. Unsere Community ist in diesem Jahr sogar etwas näher zusammengewachsen: Digitale Formate machten es leichter, auch über größere Distanzen in regem Kontakt zu bleiben und sogar manch neue Partnerschaft zu schließen. Das freut uns nach diesem außerordentlichen Jahr ganz besonders. Gemeinsam für ein familienfreundliches Österreich – nach diesem Prinzip haben wir auch 2020 viel erreicht. Was können wir für die Arbeitswelt nach der Krise mitnehmen? Was soll bleiben, was hat sich nicht bewährt? Die Beantwortung dieser Fragen wird uns in der kommenden Zeit intensiv beschäftigen.

Wir wünschen viel Inspiration und Nutzen von der Lektüre unseres Jahrbuchs!

Ihr Team der

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INHALTSVERZEICHNIS

Intro 10 Ein familienfreundliches Österreich: Alle profitieren!.................................................................................................... 11 Statements.................................................................................................................................................................................... 12

Aktuelles

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Rückblick: 2020 – Digital Boost im Zeichen von Corona ............................................................................................. 16

Highlight Storys 23 HighLight Story – Schwerpunkt „Mobiles Arbeiten/Home Office“........................................................................... 24 HighLight Story – Führen und mobiles Arbeiten in Corona-Zeiten ........................................................................ 28 HighLight Story –„Unternehmen für Familien“ 2020: digitaler Partnertag mobiles Arbeiten....................... 32 37 Kurzinformation.......................................................................................................................................................................... 38 Familienfreundliche Arbeitgeber 2020: Zertifikatsverleihung................................................................................... 39 Zertifikat berufundfamilie Grundzertifikate 40 ACP IT Solutions GmbH............................................................................................................................................................ 40 ARAG SE, Direktion für Österreich ........................................................................................................................................ 41 Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen................................................................................................................. 42 C & C Abholgroßmärkte Gesellschaft m.b.H.. ................................................................................................................... 43 Ditachmair & Partner Beratungsunternehmen................................................................................................................ 44 Europlast Kunststoffbehälterindustrie GmbH.................................................................................................................. 45 Fisser Bergbahnen GmbH........................................................................................................................................................ 46 Griffnerhaus GmbH ................................................................................................................................................................... 47 Handelsverband.......................................................................................................................................................................... 48 HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich undWien AG........................................................................................ 49 I. K. Hofmann GmbH ................................................................................................................................................................. 50 JTI Austria GmbH, Austria Tabak GmbH, Ökolab Gesellschaft für Umweltanalytik Gesellschaft m.b.H. ..... 51 Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried Betriebsgesellschaft m.b.H. ................................................. 52 KREMSER BANK UND SPARKASSEN AG ............................................................................................................................ 53 Lebenshilfe Tirol gem. GmbH................................................................................................................................................. 54 Ludwig Boltzmann Gesellschaft ........................................................................................................................................... 55 Mag. Walter Gusel SteuerberatungsgmbH........................................................................................................................ 56 Mondi Frantschach GmbH. ..................................................................................................................................................... 57 Octapharma PharmazeutikaProduktionsges.m.b.H....................................................................................................... 58 Pfizer Manufacturing Austria GmbH ................................................................................................................................... 59 Raiffeisen Bank International AG........................................................................................................................................... 60 TEAMwork Holz- und Kunststoffverarbeitung GmbH .................................................................................................. 61 TIROLER VERSICHERUNG V.a.G............................................................................................................................................... 62 TQSR Group GmbH..................................................................................................................................................................... 63

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Re-Zertifizierungen 64 ADMIRAL Casinos & Entertainment AG . ............................................................................................................................ 64 Arbeitsmarktservice .................................................................................................................................................................. 65 ARBÖ NÖ........................................................................................................................................................................................ 66 asma gmbh .................................................................................................................................................................................. 67 Austria PUMA Dassler GmbH.................................................................................................................................................. 68 BAWAG PSK................................................................................................................................................................................... 69 BIPA Parfumerien Gesellschaft m.b.H. ................................................................................................................................ 70 Brau Union Österreich AG........................................................................................................................................................ 71 Bundesrechenzentrum GmbH .............................................................................................................................................. 72 BUWOG Group GmbH............................................................................................................................................................... 73 Central European Gas Hub AG............................................................................................................................................... 74 Coca-Cola HBC Austria GmbH................................................................................................................................................ 75 Diözese Graz-Seckau. ................................................................................................................................................................ 76 Flughafen Graz Betriebs GmbH............................................................................................................................................. 77 Fonatsch GmbH........................................................................................................................................................................... 78 Gemeinnützige Bau- undWohnungsgenossenschaft für Mödling, reg.Gen.m.b.H. ......................................... 79 Holding Graz - kommunale Dienstleistungen GmbH.................................................................................................... 80 HYPO Oberösterreich ............................................................................................................................................................... 81 IKEA Austria GmbH .................................................................................................................................................................... 82 Institute of Science and Technology (IST) Austria .......................................................................................................... 83 IT-Services der Sozialversicherung GmbH......................................................................................................................... 84 JIPP.IT GmbH................................................................................................................................................................................. 85 Kapsch Group (KAG, KBC, KCO, KPS, KTC). ......................................................................................................................... 86 Kellner & Kunz AG ...................................................................................................................................................................... 87 MAM Babyartikel GmbH........................................................................................................................................................... 88 Microsoft Österreich GmbH.................................................................................................................................................... 89 NÖM AG ......................................................................................................................................................................................... 90 Oberbank AG ............................................................................................................................................................................... 91 Österreichische Bundesforste AG. ........................................................................................................................................ 92 Österreichische Finanzmarktaufsicht.................................................................................................................................. 93 Österreichische Nationalbibliothek. .................................................................................................................................... 94 Peek & Cloppenburg KG .......................................................................................................................................................... 95 Pfizer Corporation Austria GmbH. ........................................................................................................................................ 96 PRISMA solutions EDV-Dienstleistungen GmbH ............................................................................................................ 97 Raiffeisen Landesbank Kärnten............................................................................................................................................. 98 Sanofi-Aventis GmbH................................................................................................................................................................ 99 Scheuch GmbH..........................................................................................................................................................................100 Silicon Austria Labs GmbH....................................................................................................................................................101 SPAR ÖsterreichischeWarenhandels-AG (Zentrale Salzburg) .....................................................................................102 SPAR ÖsterreichischeWarenhandels-AG, Zweigniederlassung Graz.........................................................................103 Stift Klosterneuburg . ..............................................................................................................................................................104 Takeda...........................................................................................................................................................................................105

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INHALTSVERZEICHNIS

trafomodern Transformatorenges.m.b.H.. .......................................................................................................................106 Verantwortung und Kompetenz für besondere Kinder und Jugendliche (VKKJ) ............................................107 VERITAS Verlags- und Handelsges.m.b.H. & Co. OG .....................................................................................................108 Wiener Wohnen Kundenservice GmbH............................................................................................................................109 Wirtschaftskammer Kärnten.................................................................................................................................................110 Wirtschaftskammer Niederösterreich...............................................................................................................................111

Zertifikat hochschuleundfamilie

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Kurzinformation........................................................................................................................................................................115

Re-Zertifizierungen 116 Fachhochschule Kärnten Gemeinnützige Privatstiftung ..........................................................................................116 Fachhochschule Vorarlberg GmbH . ..................................................................................................................................117 Fachhochschule Wiener Neustadt GmbH........................................................................................................................118 Ferdinand Porsche Fernfachhochschule GmbH ...........................................................................................................119 FH TechnikumWien . ...............................................................................................................................................................120 Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik .............................................................................................................121 Pädagogische Hochschule Burgenland ...........................................................................................................................122 125 Auf einen Blick: Zertifizierte Unternehmen und Institutionen.................................................................................126 AmWeg zu mehr Familienfreundlichkeit…....................................................................................................................136 Service

Kontakt und Links

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Impressum

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Intro

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DER MEHRWERT DER FAMILIENFREUNDLICHKEIT

Ein familienfreundliches Österreich: Alle profitieren!

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Unternehmen Mit einer familienbewussten Personalpolitik positionieren sich Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber und fördern die Motivation sowie die Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Für berufstätige Mütter und Väter zählt konkrete Unterstützung bei den zentralen Themen wie Arbeitszeit, Kinderbetreuung usw. So gelingt es, die Erfordernisse für die Familie mit dem Berufsalltag in Einklang zu bringen.

Bewerberinnen und Bewerber Bei der Entscheidung für eine Stelle ist das Thema Vereinbarkeit bereits der zweitwichtigste Faktor, gleich nach der Bezahlung.

Gemeinden

Mit Familienfreundlichkeit positionieren sich Gemeinden als attraktiver Wohnort und besetzen einen wichtigen Standortfaktor.

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STATEMENTS

Familienfreundliche Unternehmen in Zeiten von Corona Momentaufnahmen aus einem außerordentlichen Jahr

Wirtschaftskammer Kärnten „Aufgrund der langanhaltenden Corona-Zeitspanne und den daraus entstehenden mangelnden physischen Kontakten war es enorm wichtig, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern regelmäßig online in Kontakt zu treten. Darum haben wir eine Serie erstellt, die die verschiedensten Lebensbereiche und aktuellen Unsicherheiten abgedeckt hat.“

KREMSER BANK UND SPARKASSEN AG Das „Arbeiten von Zuhause“ stand schon längere Zeit auf unserer Agenda. Viele Fragen waren offen: Wer soll? Wer darf? Wer kann? Wie oft? Und dann kam die Krise und damit eine gewisse Notwendigkeit, auch außerhalb des Büros einsatzbereit und erreichbar zu sein. Durch die Zusammenarbeit von vielen Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichsten Be- reichen konnten wir in unglaublich kurzer Zeit nahezu das ganze Team technisch für Home Office ausstatten.

Sanofi-Aventis GmbH Bei Sanofi Österreich wurde schon vor und unabhängig von der Corona-Krise ein sehr innovatives Arbeitszeitmodell eingeführt. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter kann in der Zeit zwischen 6.00 Uhr früh und 22.00 Uhr abends frei wählen, wann und wo innerhalb Österreichs sie oder er arbeitet.

Raiffeisen Bank International AG Covid-19 hat mobiles Arbeiten zum zentralen Bestandteil unserer gelebten Kultur gemacht. Um dies auch nach der Pandemie sicherzustellen, wollen wir im Rahmen unserer New-World-of-Work-Strategie einen Fokus auf familien- und geschlechter- gerechte Rahmenbedingungen für mobiles Arbeiten legen.

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STATEMENTS

JTI Austria GmbH, Austria Tabak GmbH, Ökolab Gesellschaft für Umweltanalytik Gesellschaft m.b.H Das Jahr 2020 war für uns der richtige Zeitpunkt, uns mit der Grundzertifizierung intensiv auseinanderzusetzen. Wir waren mit einer Reihe von Herausforderungen mit deutlichen Auswirkungen auf das Privat- und Berufsleben konfrontiert, die rasche Lösungen erforderten. Wir konnten eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch unter plötzlich ganz anderen Vorzeichen funktionieren kann und dass zum Schutz der Gesundheit flexible und individuelle Lösungen geschaffen werden können.

IT-Services der Sozialversicherung GmbH Die aktuelle Situation hat durch COVID-19 die Betreuungsfrage noch nachhaltiger in den Mittel- punkt gestellt. Mit der Erweiterung von Home Office-Möglichkeiten und der Ausrollung eines Sabbatical -Modells wollen wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch besser dabei unterstützen, Familie und Beruf vereinbar zu machen.

Central European Gas Hub AG Das Pandemie-Jahr 2020 hat uns vor ungeahnte Herausforderungen gestellt: Völlig unerwartet war unser gesamtes Unternehmen über Monate hinweg im Home Office. Nie zuvor war es so wichtig, dass alle unsere systemrelevanten Abläufe von zu Hause aus gemacht werden konn- ten, in vielen Fällen parallel zu Betreuungspflichten unserer Beschäftigten. Da Home Office in den letzten Jahren bereits Teil unserer Unternehmenskultur war, haben wir diese Herausforde- rung sehr gut gemeistert.

ARBÖ NÖ Seit Beginn des Projekts hatten Maßnahmen wie die Optimierung der Dienstpläne sowie die interne wie externe Kommunikation eine große Bedeutung. Mit der Corona-Herausforderung ab März 2020 erlangten diese Themen zusätzliche Relevanz.

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Aktuelles

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RÜCKBLICK: 2020 – DIGITAL BOOST IM ZEICHEN VON CORONA

AKTUELL

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Zeiten der Pandemie bestmöglich zu unterstützen – das brachte im vergangenen Jahr einen enormen Digitalisierungsschub. Trotz der besonderen Her- ausforderungen konnten wieder zahlreiche Unternehmen ein Zertifikat abschließen und das Team von Familie & Beruf setzte sämtliche Meilensteine des Jahresprogramms und mehr um. Rückblick: 2020 – Digital Boost im Zeichen von Corona

A rbeiten im Kontext zu Vereinbarkeitsbedürfnis- sen – dieses Anliegen erreichte mit Covid-19 schlagartig eine völ- lig neue Dimension. Betriebe, die sich im Zuge der Zertifizierung berufundfamilie damit bereits beschäftigt hatten, konnten auf Erarbeitetes setzen und waren damit besser vorbereitet. Sich mit dem Thema Vereinbarkeit auseinanderzusetzen war nun für alle Unternehmen so wichtig wie nie zuvor, zugleich stellte sich jedoch die Frage: Würden Betriebe in dieser besonders fordernden Zeit dafür auch Ressourcen aufwenden können?

NEUE DIGITALE BASIS

Für Familie & Beruf war klar: Rasches Reagieren auf die neuen Herausforderungen und andere Wege des Arbeitens waren ge- fragt. Hierbei erwies es sich als enormer Vorteil, dass sich das Team von Familie & Beruf parallel zum thematischen Schwer- punkt „Mobiles Arbeiten“ im Rahmen des Netzwerks „Unterneh- men für Familien“ bereits im 2. Halbjahr 2019 auch intern mit diesem Themenfeld beschäftigt hatte. So war es mit dem Beginn

110 österreichische Arbeitgeber wurden im Jänner 2020 für ihre Familienfreundlichkeit mit dem staatlichen Gütezeichen ausgezeichnet.

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AKTUELL

IM INTERVIEW: Mag. a Yvonne Pirkner, Moderatorin, Agile Coach und Digital-Trainerin

Das Corona-Jahr brachte einen enormen Schub für die digitale Zusammenarbeit und Video-Konferenzen. Wie schafft man den Einstieg am besten?

Zunächst geht es weniger um die Tools, sondern um den Mut, den Schritt ins Digitale zu wagen: Reinschnuppern, sich überraschen lassen und auf das Know-how der Gruppe vertrauen. Ich habe im letzten Jahr viele Workshops gehalten, meine Erfahrung war: Es gibt in jeder Gruppe eine digital affine Person, die Hilfsbereitschaft ist groß. Und dann geht es ums Üben, Üben, Üben. Es gibt sehr viele Tools. Welche sind hilfreich und wie setzt man sie ein? Eine enorme Erleichterung sind kollaborative Tools und White Boards, wie z. B. Miro, bei denen mehrere Personen gleichzeitig The- men behandeln und Inhalte visualisieren können. Das schafft das Erlebnis, gemeinsam in einem virtuellen Raum zu arbeiten. Man sollte sich von der Idee verabschieden, einen Workshop 1:1 ins Digitale zu übertragen. Eine direkte Übersetzung vom Englischen ins Deutsche funktioniert nicht wirklich, ebenso folgt das digitale Arbeiten anderen Regeln als das analoge. Das beginnt bereits bei der Dauer: Ein Präsenz-Seminar von acht Stunden sollte als Online-Session kürzer sein und die Inhalte sollten anders aufbereitet werden. Auch Tools wie etwa Umfragen und eine abwechslungsreiche, interaktive Gestaltung sind wichtig. Nach 20 Minuten sinkt die Aufmerksamkeit. Daher ist es wichtig, die Art der Interaktion immer wieder zu verändern. Was ist der Vorteil von Miro?Warum sollte man sich mit diesemTool beschäftigen? Der große Vorteil von Miro ist: Alle sehen alles zur gleichen Zeit und die Arbeitsfläche ist unbegrenzt. Man arbeitet in einem riesen- großen weißen Raum und nützt dabei bewährte Tools wie Post-Its, Bilder oder integrierte PowerPoint-Präsentationen. Miro eignet sich sehr gut für Abstimmungen und für ein kreatives Miteinander von Klein- bis Großgruppen. Äußerst nützlich sind auch die vielen Vorlagen. Es erfordert mehr Arbeit, eine Einheit vorzubereiten, allerdings sind alle Ergebnisse gleich dokumentiert, die Nachbereitung ist damit einfacher. Und ein Design kann immer wieder verwendet werden – es müssen keine Flipcharts neu geschrieben werden. Sie hielten im letzten Jahr einige Schulungen für Familie & Beruf. Wie haben Sie diese Digital-Workshops erlebt? Es gab eine fantastische Offenheit, Hilfsbereitschaft und Wissbegierde bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Lernkur- ve war sehr hoch, man spürte: Alle ziehen am gleichen Strang, unabhängig von der digitalen Affinität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Schulungen waren damit auch ein befruchtender Impuls für die Community, die gegenseitige Unterstützung hat darüber hinaus zu neuen Kooperationen geführt.

der Corona-Pandemie möglich, praktisch von einem Tag auf den anderen ins Home Office zu wechseln, alle wesentlichen Prozesse waren online möglich. Der nächste Schritt war, die Collaboration mit Web-Plattformen auf eine völlig neue Basis zu stellen und digitale Vermittlungs- modelle zu entwickeln. „Wir wollten rasch die Initiative ergreifen und haben sofort über ein Train-the-Trainer-Konzept mit den Auditorinnen und Auditoren, Prozessbegleiterinnen und Pro- zessbegleitern sowie Gutachterinnen und Gutachtern die Arbeit mit Microsoft Teams und Zoom, später auch Miro, geübt“, erzählt Mag. Elisabeth Wenzl, Geschäftsführerin von Familie & Beruf. Innerhalb kürzester Zeit wurden neue Konzepte entwickelt und analoge Workshops in digitale transformiert, was aufgrund völlig anderer Erfordernisse deutlich mehr als eine direkte Übertragung erforderte. Sehr gut angenommen wurden von der Community

Pressegespräch Juli 2020 mit Mag. Elisabeth Wenzl und Prof. Michael Bartz zum Schwerpunkt „Mobiles Arbeiten/Home Office“.

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AKTUELL

aktuellen Herausforderungen zum Thema Home Office, aber auch darüber hinaus unterstützt“, erklärt Wenzl. Das neue Ange- bot wurde bereits im ersten Jahr sehr gut angenommen, im Sinne der Digitalisierung und Flexibilisierung des Arbeitslebens wird es in den kommenden Jahren weiter an Relevanz gewinnen. NEUER SCHWERPUNKT„MOBILES ARBEITEN/ HOME OFFICE“ Der Schwerpunkt „Mobiles Arbeiten/Home Office“ wurde in kürzester Zeit entwickelt und die Beraterinnen und Berater ab- solvierten innerhalb weniger Wochen drei virtuelle Seminar- Module, bestehend aus Recht, Organisation und Kultur. Am 1. Juli 2020 konnte der neue Schwerpunkt bereits im Zuge eines

zusätzliche Angebote, wie etwa eine regelmäßige digitale Mittags- pause mit den Beraterinnen und Beratern der verschiedenen Zer- tifizierungen. Sie unterstützte einen unkomplizierten Online-Er- fahrungsaustausch und den routinierten Einsatz der Video-Tools.

MEINUNGSBILD ZU VEREINBARKEIT UND CORONA

Im Mai 2020 steuerte eine Umfrage durch Peter Hajek Public Opinion Strategies ein wichtiges Stimmungsbild zum Thema Vereinbarkeit in Zeiten von Corona bei. Die Erhebung zeigte, dass durch die Krise neue Anforderungen an das Miteinander im Unternehmen entstanden. „Das war für uns auch Impuls, im Rahmen der Zertifizierung den eigenen Schwerpunkt „Mobiles Arbeiten/Home Office“ zu entwickeln, der Unternehmen bei den

IM INTERVIEW: So erlebte die neue Auditorin Mag. a Paola Mich das Jahr der Corona-Pandemie

Sie starteten 2019 neu als lizenzierte Beraterin für berufundfamilie und haben 2020 ein komplett digitales Projekt realisiert. Wie kam es dazu? Corona kam für mich zunächst wirklich ungünstig. Präsenztermine waren nicht möglich und ich hatte auch die Wahrnehmung, momentan haben die Unternehmen andere Sorgen. Familie & Beruf begann dann allerdings rasch mit einem Erfahrungsaus- tausch, gemeinsamwurde der Einsatz von Tools wie Zoom, Microsoft Teams und Miro geübt. Das war sehr hilfreich – so konnte ich ein Kundenprojekt gleich zur Gänze digital umsetzen. Was funktioniert mit digitalen Tools gut? Wir haben im letzten Jahr gelernt, dass es nicht immer einen Termin vor Ort braucht, Video-Tools sparen für beide Seiten Zeiten und Wege ein. Sie sind sehr gut für organisatorische Themen, wie die Abstimmung einer Präsentation oder auch das gemeinsame Ausfüllen einer Teilnahmevereinbarung. Familie & Beruf organisierte auch eine eigene Schulung zu Feinheiten, wie dem Arbeiten mit Gruppen. Der unkomplizierte Online-Austausch hat auch das Miteinander mit Familie & Beruf im letzten Jahr sehr bereichert. Welche Herausforderungen haben Video-Konferenzen? Während einer spricht, sind die anderen meist stumm geschalten, damit ist es schwierig, die aktuelle Stimmung wahrzunehmen. Manchmal müssen Gespräche aufgrund von Bandbreiten-Problemen auch ohne Kamera geführt werden. Man spricht dann mit einem schwarzen Bildschirm, das ist besonders ungünstig, wenn man sich persönlich nicht kennt. Viele Feinheiten nimmt man auch nur im persönlichen Gespräch wahr. Was ist bei digitalen Formaten noch wichtig? Ein digitaler Workshop ist ganz anders als ein Präsenz-Format mit dem Flipchart. Es ist online schon eine Herausforderung, interessante Inhalte rauszukitzeln, die Menschen im Blick zu haben und zugleich mit zu protokollieren. Auch der Smalltalk, das Zwischenmenschliche fehlen bei Video-Konferenzen. Gerade wo es um Gefühle geht und die Eindrücke der Menschen abgeholt werden sollen, sind Präsenzformate für mich sinnvoller. Wir brauchen es auch einfach, andere Menschen zu treffen und miteinander zu reden.

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AKTUELL

Pressegesprächs mit Prof. Michael Bartz vom IMC Krems, Mei- nungsforscher Dr. Peter Hajek und Mag. Elisabeth Wenzl präsen- tiert werden. „Zum mobilen Arbeiten sind jede Menge Tipps zu finden. Unser Schwerpunkt geht darüber aber deutlich hinaus: Wir haben damit ein Programm entwickelt, wie mobiles Arbeiten konkret realisiert werden kann. In Zeiten von Home Office und Distance Learning zeigte sich umso deutlicher, dass klare Spielre- geln und ausgereifte Konzepte nötig sind, damit die Vereinbarkeit längerfristig gelingt“, verdeutlicht Wenzl. Im Sommer 2020 wurde darüber hinaus im Sinne einer inter- nen Qualitätssicherung der Kriterienkatalog der Zertifizierung berufundfamilie überarbeitet. Das Herzstück des Prozesses wur- de damit an aktuelle Standards im Personalmanagement und in einer modernen Arbeitswelt angepasst sowie thematisch vertieft.

Dr. Peter Hajek präsentiert beim Pressegespräch im Juli 2020 ein aktuelles Stimmungsbild zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Facts & Figures zu Familie & Beruf

Zertifizierung berufundfamilie Über 600 Unternehmen, Hochschulen und Gesundheitseinrichtungen wurden bereits zertifiziert. Mehr als 433.000 Beschäftigte und 172.000 Studierende profitieren bisher von den familienfreundlichen Maßnahmen.

Seit Juli 2020 gibt es den neuen Schwerpunkt: „Mobiles Arbeiten/Home Office“ . Darüber hinaus wurde der Kriterienkatalog aktualisiert und vertieft.

Zertifizierung familienfreundlichegemeinde Über 560 Gemeinden sind bereits zertifiziert. Das sind 26 % der österreichischen Kommunen. Es leben dort mehr als 2,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger.

In zehn Regionen haben sich Gemeinden als familienfreundlicheregion zusammengeschlossen. 278 Kommunen nehmen bereits am UNICEF-Zusatzzertifikat teil.

Netzwerk„Unternehmen für Familien“ Unser Netzwerk zählt bereits 608 Partner . 180 Maßnahmen und 318 Best Practices geben Einblick in die vielfälti- gen Möglichkeiten für familienfreundliche Unternehmen und Gemeinden.

Ein neues E-Learning-Tool unterstützt dabei, Home Office und mobiles Arbeiten zu realisieren.

Stichtag: 1.2.2021

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AKTUELL

Gemeindebund-Präsident Bgm. Mag. Alfred Riedl unterstrich anlässlich der Zer- tifikatsverleihung familienfreundlichegemeinde : „Besonders hervorzuheben ist die erfolgreiche Bürgerbeteiligung auf dem Weg der Zertifizierung. So können alle Generationen an dem Prozess aktiv mitwirken.“

DIGITALE EHRUNG FAMILIENFREUNDLICHER GEMEINDEN Einen Monat darauf folgte bereits der nächste Meilenstein im Jahresfahrplan von Familie & Beruf, der in diesem außerordent- lichen Jahr bis auf den Transfer zu digitalen Formaten wie geplant realisiert werden konnte. So fand auch die Zertifikatsverleihung familienfreundlicher Gemeinden und Regionen am 24. Novem- ber 2020 erstmals als digitale Veranstaltung statt. Es wurde 89 Gemeinden und drei Regionen als familienfreund- lichegemeinde bzw. familienfreundlicheregion ausgezeichnet. 50 Gemeinden erhielten zudem das UNICEF-Zusatzzertifikat „Kin- derfreundliche Gemeinde“.

Im neuen Katalog ist damit nun zum Beispiel klarer abgebildet, dass Vereinbarkeit nicht rein die Kinderbetreuung, sondern auch die Pflege adressiert.

BEST PRACTICES BEIM STAATSPREIS „FAMILIE & BERUF“

E-LEARNING„HOMEOFFICEUNDMOBILESARBEITEN“

Das mobile Arbeiten stand schließlich auch im Fokus des letzten Highlights 2020: Exklusiv für die Partnerinnen und Partner des Netzwerks „Unternehmen für Familie“ wurde ein E-Learning- Tool zu diesem Thema entwickelt. Als niederschwelliger Einstieg vermittelt es in 26 Lektionen Wichtiges zum Thema „Home Of- fice und mobiles Arbeiten“. Beschäftigte mit einem einschlägi- gen Tätigkeitsbereich können ihr Wissen gezielt und eigenstän- dig in allen relevanten Themenbereichen vertiefen. Ein digitaler Partnertag stellte das E-Learning am 3. Dezember 2020 der „Unternehmen für Familie“-Community vor.

Wie können Unternehmen die besonderen Herausforderungen zur Vereinbarkeitsthematik vor dem Hintergrund einer Jahrhundert- Pandemie bewältigen? Der Staatspreis „Familie & Beruf“ holte dazu Best Practices mit einem Sonderpreis vor den Vorhang. In Koope- ration mit der Plattform kununu wurden die besten Projekte zum Thema „Employer Branding zu Vereinbarkeit in Corona-Zeiten“ gesucht. Nach einem digitalen Publikumsvoting erhielten A1 Tele- kom, Atos IT und BIPA diese Auszeichnung. Ein Live-Stream prä- sentierte am 19. Oktober 2020 alle Staats- und Sonderpreisträger.

Zertifikatsverleihung familienfreundlichegemeinde November 2020: Moderator Werner Sejka, Christoph Jünger von UNICEF Österreich, Mag. Elisabeth Wenzl und Bgm. Mag. Alfred Riedl (Präsident Österreichischen Gemeindebund) (von links).

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Ein sehr stimmungsvoller Abschluss dieses außer- ordentlichen Jahres war die interne Online-Ad- ventjause. „2020, das in so vieler Hinsicht massive Veränderungen brachte, hat zugleich auch die Ver- bundenheit und die Zusammenarbeit der Commu- nity von Familie & Beruf gestärkt. Unser internes Team, Auditorinnen und Auditoren, Prozessbe- gleiterinnen und Prozessbegleiter, Gutachterinnen

und Gutachter sowie die zertifizierten Arbeitgeber, Hochschu- len und Gemeinden haben gemeinsam weitere wichtige Schritte voran zu einem familienfreundlichen Österreich erreicht“, ist Elisabeth Wenzl überzeugt.

IM INTERVIEW: Mag. a Elisabeth Burgis, Leitung Human Resources und interne Kommunikation BIPA Parfumerien Gesellschaft m.b.H.

BIPA wurde beim Staatspreis„Familie & Beruf“ 2020 mit dem Sonderpreis für „Employer Branding zu Vereinbarkeit in Corona-Zeiten“ ausgezeichnet. Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Maßnahmen, die Sie setzten? Unmittelbar ging es natürlich um das Thema Sicherheit: Welche Schutzmaßnahmen ergreifen wir, welche Regeln gilt es jetzt einzu- halten? Das war insbesondere für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Filialen ein Riesen-Thema. Außerdem haben wir von Beginn an so viel wie möglich kommuniziert. Wir nutzten alle digitalen Kanäle, um mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kontakt zu bleiben. Wir haben viele Gesprächstermine organisiert, bis hin zu Calls der Geschäftsführung mit einzelnen Abteilungen oder Filialen. Unsere Unternehmenskultur basiert auf Transparenz und Zusammenhalt, das war uns in dieser Situation daher sehr wichtig. Neben der Information sind auch das Warum und das Zwischenmenschliche sehr wesentlich. Ängste und Sorgen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben wir stets sehr ernst genommen. Die Kommunikation hat sich durch Corona stark verändert – digitale Formen wurden wichtiger. Welche Plattformen nutzt BIPA? In den Filialen sind das Intranet und die Verkaufs-Mitteilungen auf den Filial-PCs wichtige Kanäle. Wir haben auch kurze Infor- mations-Videos der Geschäftsführung produziert. Unsere Mitarbeiter-App wird von allen genutzt, sie ist seit gut zwei Jahren im Einsatz. In der Zentrale haben wir dann Mitte des Jahres MS Teams installiert – die Filialen werden heuer folgen. Wir freuen uns sehr auf diese neue Informationsdrehscheibe, jede Filiale wird dazu mit einem Tablet ausgestattet. MS Teams wird auch für Updates zu Produktneuheiten, für das Onboarding, für die Lehrlings-Trainings und andere Schulungen wichtig sein. BIPA hat in diesem außerordentlichen Jahr zwei Umfragen zum Stimmungsbild in der Belegschaft durchgeführt. Was haben Sie erfahren? Die Resonanz war sehr gut. Bei der Befragung letzten Herbst, die erstmals online durchgeführt wurde, haben mehr als zwei Drittel der Beschäftigten teilgenommen. Wir haben wirklich gesehen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen Feedback geben. Die Gesamt-Zufriedenheit lag auf einer Skala von 1 bis 6 bei 1,8 und war damit in einem derart schwierigen Jahr sehr gut. Wir haben die Beschäftigten auch zu ihren größten Herausforderungen befragt. Hier lag die Doppelbelastung von Beruf und Kinderbetreu- ung eindeutig voran. Wir haben einen Frauenanteil von 98 %. Viele unserer Mitarbeiterinnen sind Mütter, für die es gerade im vergangenen Jahr eine Challenge war, alles unter einen Hut zu bringen. Wir versuchen hier, durch flexible Personaleinsatzpläne zu unterstützen, in der Zentrale auch durch Home Office bzw. flexible Arbeitszeiten. Ein Grund für die Auszeichnung beim Staatspreis war auch das Karenzmanagement von BIPA. Wie ist das organisiert? Ein guter Wiedereinstieg nach der Karenz ist uns ein Anliegen, wir haben hierzu einen ganzheitlichen Prozess aufgesetzt. Ein wich- tiger Teil ist hier das Rückkehrgespräch, 2020 haben wir das beibehalten, aber zum Teil telefonisch durchgeführt.

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Highlight Storys

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HIGHLIGHT STORY – SCHWERPUNKT„MOBILES ARBEITEN/HOME OFFICE“

Eine solide Basis für das mobile Arbeiten der Zukunft

Home Office und mobiles Arbeiten haben durch Corona einen enormen Auftrieb erlebt. Aktuelle Studien von Familie & Beruf zeigen zu diesem Thema und zu weiteren Anliegen rund um die Vereinbarkeit markante Befunde auf. Mit einem neuen Schwerpunkt im Rahmen der Zertifizierung bietet Familie & Beruf nun eine Begleitung bei der Umsetzung von mobilem Arbeiten/Home Office.

F amilie & Beruf erhebt regelmäßig die wichtigsten Anliegen von Beschäftigten zu einer familienfreundlichen Ar- beitsumgebung. Der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten liegt dabei konstant unter den Top-Themen. Bei einer Umfrage durch Peter Hajek Public Opinion Strategies beurteilten 61 % der befrag-

ten Personen flexible Arbeitszeiten als sehr wichtige Maßnahme für einen besseren Ausgleich zwischen Privat- und Berufsleben. Ebenso wichtig wurden punktuelle Betreuungsangebote durch den Arbeitgeber beurteilt, zum Beispiel in den Ferien oder in ei- ner Akutsituation.

Wie wichtig ist Telearbeit/Home Oce/mobiles Arbeiten, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können? Feldarbeit: Mai 2020

Sign. Telearbeit/Home Oce:

• Personen aus höherer Bildung • Alleinerziehende • Personen mit 1-2 Kindern • Arbeitssuchende durch Corona

Vergleich Herbst 2020: • Sehr wichtig: 34% • 2: 35% • 3: 17% • Gar nicht wichtig: 10%

29 % 29 % 20 % 16 % 6 %

Sehr wichtig

2

3

Gar nicht wichtig

weiß nicht/k.A.

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SCHWERPUNKT„MOBILES ARBEITERN/HOME OFFICE“

HOHE ZUFRIEDENHEIT MIT FAMILIENFREUNDLICHKEIT

mand für möglich gehalten hätte. „Corona stellte das Employer Branding auf eine besondere Probe und zeigte quasi durch ein Brennglas, wie das Miteinander in Unternehmen in Zeiten einer Krise funktioniert. Mit einer Umfrage im Mai 2020 wollten wir daher ein aktuelles Stimmungsbild unter den Arbeitnehmerin- nen und Arbeitnehmern in Österreich erheben“, erläutert Mag. Elisabeth Wenzl, Geschäftsführerin von Familie & Beruf. Die Be- fragung von Peter Hajek Public Opinion Strategies zeigte: Mitten während der ersten Welle schätzten 70 % der Befragten das Ver- ständnis seitens ihrer bzw. ihres Vorgesetzten für die Vereinbar- keit von Familie und Beruf als gut ein, in kleineren Unternehmen wurde dieses Kriterium dabei tendenziell besser bewertet. Fast die Hälfte der österreichischen Beschäftigten arbeitete 2020 auch von zu Hause aus. Bereits bei der Befragung im Mai 2020 wünschten sich 56 %, dass Home Office und mobiles Arbeiten auch nach der Pandemie nochmöglich sein sollen. Darüber hinaus zeigten sich 58%der Befragten davon überzeugt, dass die Digitali- sierung eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert.

Ein interessanter Befund ist auch: Rund die Hälfte der Arbeit- nehmerinnen und Arbeitnehmer würde bei einem Jobwechsel auf einen Teil des Gehalts verzichten, um dafür mehr Zeit mit der Familie zu verbringen zu können oder mehr Freizeit zu ha- ben. Der Familienfreundlichkeit am eigenen Arbeitsplatz gaben die Befragten im Durchschnitt die Note „Gut“: Sowohl die Work- Life-Balance als auch das Verständnis der bzw. des Vorgesetzten für das Thema Vereinbarkeit wurden von der Mehrzahl mit ei- nem „Gut“ bewertet.

DIGITALER KULTURWANDEL

Die Corona-Pandemie schaffte zu diesem Themenkomplex neue Rahmenbedingungen. Schlagartig wurde mobiles Arbeiten/ Home Office in einem Ausmaß zur Realität, das zuvor kaum je-

Neuer Schwerpunkt „Mobiles Arbeiten/Home Office“: So geht‘s

TEILNAHMEVEREINBARUNG berufundfamilie Der Schwerpunkt „Mobiles Arbeiten/Home Office“ ist immer Teil der regulären Zertifizierung berufundfamilie und wird dort ausgewählt. HANDLUNGSFELDER In einer Zielvereinbarung werden konkrete Maßnahmen zu mobilem Arbeiten und Home Office definiert. Sie sind in den folgenden Handlungsfeldern aufzunehmen: • Mobiles Arbeiten/Home Office • Informations- und Kommunikationspolitik • Führungskultur UMSETZUNG Bis zur Begutachtung ist eine Vereinbarung zu erstellen, die folgende Themen beinhaltet: • Unternehmensinterne Definition von mobilem Arbeiten und Home Office • Umfasste Beschäftigtengruppen • Konkrete Ausgestaltung (maximales Zeitausmaß bzw. Anteil der Arbeitszeit, die mobil gearbeitet werden kann) • Internes Genehmigungsverfahren BEST PRACTICE Gemeinsam mit dem Jahresbericht wird ein Best Practice aus der Umsetzung des Schwerpunkts „Mobiles Arbeiten/ Home Office“ übermittelt.

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SCHWERPUNKT„MOBILES ARBEITERN/HOME OFFICE“

WUNSCH NACH MOBILEM ARBEITEN/ HOME OFFICEWÄCHST

für die Unternehmen sind Home Office und mobiles Arbeiten mit Vorteilen verbunden: Viele kostenaufwendige Dienstreisen sind nicht mehr nötig, Flexibilität auf beiden Seiten nützt letzt- lich allen und kann die Effizienz fördern. Covid-19 führte zu einem digitalen Feldtest enormen Ausmaßes, der neues Potenzial, aber auch Grenzen aufzeigte. Für viele Beru- fe ist mobiles Arbeiten/Home Office in regulären Zeiten jedoch nicht praktikabel Denn konzentriertes Arbeiten ist zu Hause nicht immer möglich, der Küchentisch ist kein vollwertiger Ar-

Der Ausbruch der Corona-Krise war auch ein Crash-Kurs in Sa- chen Online- Zusammenarbeit. Viele Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter erlernten innerhalb kürzester Zeit neue digitale Tools. 42 % der Beschäftigten gaben bereits im Mai 2020 an, dass sich ihre digitalen Kenntnisse während des Lockdowns verbessert hatten. Viele lernten Videokonferenzen als effektive Dialogform schätzen und möchten dies in Zukunft nicht mehr missen. Auch

IM INTERVIEW:

Dr. Peter Hajek, Peter Hajek Public Opinion Strategies, zu den aktuellen Studien zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Bereits imMai 2020 – also noch während der 1. Welle - gaben 42 % der Befragten an, dass sich ihre digitalen Kennt- nisse im Berufsalltag in der Corona-Krise verbessert haben. Das ist doch ein erstaunlicher Wert, oder? Wenn wir Menschen in einer Lebenssituation zu etwas „gezwungen“ sind, können wir uns extrem gut anpassen. In diesem Fall bauten unsere digitalen Kenntnisse nicht auf Null auf, sondern auf einer soliden digitalen Basis. Die Frage ist: Was wird in Zukunft bleiben? Es ist z. B. davon auszugehen, dass Meetings nun deutlich häufiger digital durchgeführt werden, insbesondere wenn es eine große räumliche Distanz zu überwinden gilt. Home Office wurde als wichtigste Veränderung des Berufsalltags durch die Corona-Krise gesehen. Was wird Ihrer Einschätzung nach die künftige Entwicklung zu diesemThema bringen? Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass wir Menschen sehr soziale Wesen sind. Der klassische Büroalltag ist daher für uns extrem wichtig. Zudem gibt es eine große Anzahl an Jobs, die einfach an Örtlichkeiten gebunden sind. Dazu zählen Medizin, Bau, Industrie, Produktion, Gewerbe, körpernahe Dienstleistungen, Einsatzkräfte etc. Kreative Berufe leben darüber hinaus vom gemeinsamen Entwickeln oder dem „Zuruf“ im Büro. Das Home Office trifft daher nicht für alle zu und wird eine Puffer-Funktion einnehmen: Wenn es gilt, Pflegeleistungen innerhalb der Familie zu erbringen oder wenn man eine Auszeit vom Büro braucht, dann wird das Home Office eine Rolle spielen. Insgesamt ist die Zufriedenheit mit den familienfreundlichen Angeboten im eigenen Unternehmen in Österreich sehr hoch: 75 % sind zufrieden – das bedeutet gegenüber 2014 einen Zuwachs um 21 Prozentpunkte. Wie beurtei- len Sie diese Zunahme? Ich würde hier nicht den Tag vor dem Abend loben. Ganz grundsätzlich werden die österreichischen Unternehmen als familien- freundlich gelobt. Die Pandemie hat hier die Wahrnehmung positiv beeinflusst. Warten wir die Zeit danach ab. Beschäftigte bewerteten dasVerständnis seitens des Arbeitgebers bzw. der Führungskraft als wichtigsten Faktor zum ThemaVereinbarkeit. ImVergleich zu 2014 hat dieses Kriteriumweiter zugenommen.Worauf führen Sie das zurück? Grundsätzlich sind die Werte sehr stabil, was auch schon eine positive Erkenntnis ist. Im sozialpartnerschaftlich geprägten Öster- reich, saugt man als Arbeitgeber und Arbeitnehmerin bzw. Arbeitnehmer quasi mit der Muttermilch auf, dass diese Beziehung, die breite Teile unseres Lebens bestimmt, ein permanentes Geben und Nehmen ist. In der Pandemie hat sich diese österreichische Tradition bewährt, sowohl im klassischen Berufsalltag als auch bei den Lohnverhandlungen im Herbst oder beim neuen Gesetz zum Home Office – auch wenn es noch Verbesserungspotenzial gibt.

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