IHK-Global Business Ausgabe 8-9/2024

POLEN

größte Batterie-Hersteller für E-Autos in Europa. Darüber hinaus werden Branchen im Umfeld der grünen Transformation gefördert. So entwi- ckelt sich etwa der Markt für Wärme- pumpen dynamisch. Ebenso spielen Windkraft und Photovoltaik eine ent- scheidende Rolle für den polnischen Energiewechsel. Grundsätzlich erleben wir aber eine hohe Investitionsdich- te in allen industriellen Bereichen, etwa auch im Maschinenbau, der Metallverarbeitung, der Elektronik und Elektrotechnik sowie in anderen Schlüsselbranchen wie der Lebensmit- telindustrie, Kunststoffen und Chemie. Wir sollten aber nicht vergessen, dass Polen mittlerweile hervorragen- de Bedingungen für Dienstleistun- gen bietet. Das Land hat nicht nur die meisten IT-Studienabgänger in ganz Mittel- und Osteuropa, sondern ist stark auf Feldern wie E-Com- merce, Bauen 4.0, Medizin 4.0 und Medizintechnik sowie Smart-City- Anwendungen. Wie unterstützt die AHK Polen Unternehmen aus beiden Ländern bei der Erschließung neuer Märkte und der Lösung von geschäftlichen Herausforderungen? Gutheil: Die AHK Polen bietet nicht nur Unterstützung bei der Markter- schließung und Ansiedlung in Polen an, sondern auch bei Folgeschrit- ten wie Gründungen, Recruitment, Arbeitsrecht und Buchhaltung. Aber natürlich vermitteln wir auch ganz einfach Vertriebspartner, potenzielle Abnehmer oder Lieferanten – je nach den Bedürfnissen unserer Kunden. Nicht zu vergessen: Unser Netzwerk aus über 1.100 Mitgliedsunterneh- men ist eine starke Gemeinschaft, die Know-how bündelt und in der man Gleichgesinnte findet sowie Erfahrun- gen austauschen kann. Welche wirtschaftlichen Faktoren machen Polen zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort, insbesondere in den letzten Jahren? Gutheil: Polen ist ein Land mit so- lidem Wirtschaftswachstum, einem großen Binnenmarkt und einer exportstarken und diversifizierten In- dustrie. Die EU-Mitgliedschaft ermög- licht den unbehinderten Zugang zum

Binnenmarkt. Die Arbeitskosten sind immer noch niedriger als in Deutsch- land, obwohl Polen kein Billiglohn- land mehr ist. Die Verfügbarkeit von gut ausgebildeten und motivierten Fachkräften ist trotz niedriger Arbeits- losigkeit höher als in den meisten anderen Märkten der Region. Unter- nehmen können auch Vorteile über so genannte Sonderwirtschaftszonen mit attraktiven Steuernachlässen und öffentlichen Beihilfen in Anspruch nehmen. Eine gute Infrastruktur, die zentrale Lage und eine gute Unter- stützung durch die regionalen Wirt- schaftsförderungen gehören zu den weiteren Pluspunkten. Polen verfügt mittlerweile über eine breite Zuliefe- rerbasis und starke Industriecluster, etwa in den Sektoren Automotive, Luftfahrtindustrie und IKT. Welche Rolle spielen infrastrukturelle Entwicklungen wie neue Verkehrswe- ge und digitale Infrastruktur? Gutheil: Das Investitionsvolumen wächst kontinuierlich, die Investoren erwarten dabei moderne und effizien- te Standortbedingungen. Diese haben sich in Polen sehr entwickelt, es wur- den jahrzehntelang erhebliche Mittel in die Infrastruktur investiert. Dies bringt Resultate: Laut der jüngsten Konjunkturumfrage der AHK Polen aus dem Frühjahr 2024, werden die Infrastruktur im Sinne von Straßen, Flughäfen, Logistikzentren, aber auch die digitale Infrastruktur, der Zugang zu schnellem Internet et cetera, bes-

ser bewertet als die auf Arbeitskräfte bezogenen Vorteile, die traditionell als eine der größten Stärken des Standorts Polens galten. Polen verfügt über fast 5.000 Auto- bahnkilometer. Bis 2025 soll das Streckennetz auf 6.000 km anwach- sen. Investitionen in den Ausbau des Schnellstraßennetzes von über 17 Mil- liarden Euro bis 2025 sind geplant. Digitalisierung der Verwaltung und digitale Dienstleistungen gehören zu den am höchsten bewerteten Stand- ortsvorteile Polens. Diese günstigen Rahmenbedingungen für die geschäft- liche Tätigkeit tragen erheblich dazu bei, dass 98,2 Prozent aller Befragten erklären, dass sie wieder Polen als Standort für Ihre Investition wählen würden. Gerade wurde außerdem der Bau eines neuen Super-Flughafens zwischen Warschau und Lodz bestä- tigt, der vor allem erhebliche Potenzia- le bei der Schaffung neuer Highspeed- Schienenverbindungen bietet. Die Fragen stellte Ilona Jakubek.

IHRE ANSPRECHPARTNERIN ZUM POLEN-GESCHÄFT BEI DER IHK RHEIN-NECKAR:

Ilona Jakubek Kompetenzzentrum Polen 0621 1709-243

ilona.jakubek@rhein-neckar.ihk24.de

Polen ist bei ausländischen Investoren beliebt Investitionsvolumen der Projekte der Polnischen Investitionsagentur (PAIH) 2015-2023 in Milliarden PLN (Ausländische Direktinvestitionen)

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QUELLE: STATISTISCHES HAUPTAMT POLENS (GUS)

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