IHK-Global Business Ausgabe 8-9/2024

EUROPA

GROSSBRITANNIEN Neue Regierung will EU-Handel erleichtern

Wie wird sich die EU-Kommission positionieren? Die detaillierten Wünsche der Verbän- de verdeutlichen einmal mehr neue Hürden, die britische Unternehmen im EU-Geschäft nach dem Brexit erleben. Auch wenn sich die Labour-Zielrich- tung mit den Vorschlägen der Verbän- de in weiten Teilen überlappen, ist eine Verbesserung der Handelsbedingun- gen nicht selbstverständlich. Unklar ist, wie sich die EU-Kommission zu den Vorschlägen einer neuen britischen Re- gierung positionieren wird. Schließlich muss sie als Verhandlungspartnerin solchen Vorschlägen zustimmen und wird dabei auch Erleichterungen für den Marktzugang europäischer Unter- nehmen im Vereinigten Königreich Fachkräftemobilität notwendig Deutsche Unternehmen auf der britischen Insel beklagen branchen- übergreifend die hohen Hürden bei der Fachkräftemobilität. Schließlich gehört der Fachkräftemangel laut Um- frage der AHK Großbritannien zu ihren drei größten Herausforderungen. Die strikte Einwanderungspolitik führt zu hohen Anforderungen an die Dienst- leistungserbringung und Mitarbeiter- entsendung. So können beispielsweise handwerkliche Dienstleistungen deutscher Betriebe nur unter ein- geschränkten Bedingungen erbracht und Praktikanten aus der EU kaum in britischen Niederlassungen beschäftigt werden. Mitarbeiterentsendungen sind durch die hohen Anforderungen an die lokalen Niederlassungen („spon- sorship license“), die Entsandtkraft (Sprachkenntnisse, Qualifikations- und Gehaltsniveau) sowie die Visums- und Beratungskosten teuer und aufwändig geworden. GTAI/IHK durchsetzen wollen. Verbesserungen bei

Premierminister Keir Starmer beim ersten Kabinettstreffen der neuen Labour-Regierung. Experten erwarten eine Annäherung Großbritanniens an die EU.

Nähern sich Großbritannien und die EU nach dem Sieg der Labour-Partei bei den Unterhauswah- len wirtschaftlich wieder an? In ihrem Wahlprogramm setzte die Partei auf drei pragmatische Maßnahmen, um den Handel mit der EU zu vereinfa- chen: ein Veterinärabkommen für den Handel mit bestimmten Lebensmit- teln wie Fleisch- und Frischmilcher- zeugnissen, die gegenseitige Anerken- nung von Berufsqualifikationen zur verbesserten Erbringung von Dienst- leistungen und die Erleichterung der Mobilität von Künstlern. Britische Verbände fordern weitere Maßnahmen Mit ihren Vorstellungen zu verbesser- ten Handelsbedingungen mit der EU trifft die Labour-Partei grundsätzlich das Sentiment der britischen Wirt-

schaftsverbände. Ihre großen Indust- riesprachrohre wie die Confederation of British Industries (CBI), das Insti- tute of Directors (IoD), die Federation of Small Businesses (FSB) und Make UK verweisen auf den für 2026 ge- planten Review des Handels- und Ko- operationsabkommens zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich und sehen darin zahlreiche Mög- lichkeiten für Verbesserungen. Die Verbände haben teilweise sehr spezi- fische Wünsche für die Erleichterung des gegenseitigen Marktzugangs. Der Mittelstandsverband FSB fordert bei- spielsweise die gegenseitige Anerken- nung von Konformitätsbewertungen. Das IoD fordert, dass die gelockerten Regeln für den Ursprung von Hybrid- und Elektrofahrzeugen im EU-UK- Handel verlängert werden. Außerdem wollen sie die 90-Tage-Grenze für EU-Geschäftsvisa ausweiten.

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IHK Global Business 08-09/2024

ihk.de/rhein-neckar

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