Standpunkt FINALE
SO LADE ICH MEINEN AKKU AUF
Meriem Lebdiri vergisst oft beim Zeichnen die Welt um sich selbst – hier ist sie in ihrem Modeatelier in Mannheim zu sehen.
Ich achte mehr auf mich selbst. Ein Burnout war zu viel.“
Meriem Lebdiris Herz schlägt für Mode. Hier erzählt die 35jährige Unternehmerin, wie sie mit den Schattenseiten der Modewelt umgeht.
Z usammen mit meiner Schwester und Mitunternehmerin Selma nehme ich mir bewusst Zeit für uns; an unseren „Schwesternabenden“ sind Arbeitsthemen Tabu. Oder ich nehme mir allein oder mit meiner kleinen Tochter eine Auszeit – mit Laptop und Smartphone daheim, den Zeichenblock immer dabei. Mode ist meine Leidenschaft. Schon als Jugendliche habe ich gerne Kleider entworfen. Wenn ich heute im Atelier sitze und zeichne, fühle ich mich himmlisch geerdet und vergesse die Zeit. Nach meinem Modedesign-Abschluss habe ich mit Selma 2012 das Modelabel „Mizaan“ gegründet. Im Arabischem steht „Mizaan“ für Gleichgewicht und Balance. Unsere Mode ist für Frauen, die bewusst weniger Haut zeigen wollen. Wir haben mit unseren Kollektionen den Nerv der Zeit getroffen – unsere Entwürfe an Models auf Laufstegen weltweit zu sehen, hat uns mit sehr viel Stolz erfüllt! Wir selbst haben aber unsere innere Balance verloren. Ich stand zum Beispiel mit
40 Grad Fieber in Dubai auf der Bühne, hatte mir irgendein Medikament eingeworfen, um die Fashionshow durchzustehen und lag an- schließend drei Wochen daheim in Deutsch- land flach. Der Preis, den wir persönlich gezahlt haben, war einfach zu hoch. Daher haben wir vergangenes Jahr „Mizaan“ auf- gelöst. Mode bleibt trotzdem unsere Heimat: Mit einer neuen Marke unter dem Slogan „Luxury with a Purpose“ wollen wir mehr Diversität in die Modebranche bringen und Frauen, die sonst nicht im Fokus stehen, eine Stimme geben. Ich bin auch weiterhin „Head of Europe“ der „Council of Modest Fashion“- Initiative und berate sowie vernetze hier aufstrebende Labels und Kooperationspart- ner miteinander. Gleichzeitig ist mir wichtig, mehr auf mich selbst zu achten: Ein Burn- out war zu viel. Ich muss nicht mehr jedes Projekt machen, das mir angeboten wird. Und ich will langsamer machen. Heute weiß ich: Mir läuft nichts davon. Alles kommt zur richtigen Zeit im Leben.
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IHK Magazin Rhein-Neckar 02 | 2023
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