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Frauen und Familie
Geschäftsbericht 2023
Der prekäre Wohnungsmarkt ist neben dem Mangel an Plätzen für Betroffene ein weiteres Problem. Er macht es schwieriger, selbständig nach dem Auf - enthalt in einer Schutzwohnung zu leben.
Eine Frist von drei Monaten wurde nach Absprache mit den Beteiligten als maximale Aufenthaltsdauer festgelegt, was nicht realistisch ist. Grund dafür ist der angespannte Wohnungsmarkt, die Inflation und die gestiegenen Energiekosten, die die Situation zu - sätzlich zu den finanziellen Problemen der Klientin - nen erschweren: 2023 hatten alle Bewohnerinnen Bürgergeld bezogen. Die Lebensplanung der Frauen und der gesamten Familie wird durch diese Unsicherheit nach dem Aufenthalt und die verminderten Möglichkeiten, eine erschwingliche Wohnung zu finden, beeinträchtigt. Die Zielsetzung, Priorisierung und Handlungen wer - den im Rahmen des Care- und Case-Managements oft angepasst und abhängig vom Fall werden andere Themen wie Kinderbetreuung, Deutschlernen oder Eingliederung in den Arbeitsmarkt der Wohnungs - suche zugeordnet. Ebenso belastende Faktoren, die einen normalen und geregelten Alltag verhindern, sind offene gerichtliche und legalen Verfahren, vor allem bei der Klärung des Umgangsrechts des Va - ters oder wegen Sorgerechts; ebenso mehrfache Kontaktversuche und Handlungen im Kontext der digitalen Gewalt seitens des Ex-Partners stellen zu - sätzliche Belastungen für die Bewohnerinnen dar. Nach dem Auszug aus der Schutzwohnung gibt es Angebote der Nachsorge und 2023 hatten alle aus - gezogenen Frauen diese in Anspruch genommen. Die Frauen waren im Kontakt mit dem Team, da sie weitere niedrigschwellige Hilfestellung benötigten, beispielsweise Überprüfung eines Stellenangebots und einer Bewerbung oder Kontakt mit dem Strom - anbieter knüpfen.
Vier Auszüge wurden 2023 durchgeführt:
• 3 in eine eigene Wohnung • 1 in andere soziale Einrichtung
Alle Bewohnerinnen kamen aus anliegenden Krei - sen und wurden in folgenden Themen beraten und unterstützt: • Allgemeine Themen: Behördengänge, Tages - struktur, Freizeit, Wegetraining, Online-Banking, Gespräche üben, Budget, Ernährung…
• Wohnungssuche
• Situationsbezogene Themen: Gewalt erkennen, Stalking-Prävention, Sicherheitsplan… • Vermittlung/Begleitung zu weiteren Fachstellen/ Institutionen.
Durchschnittlich werden zehn weitere Fachstellen per Frau involviert, u.a. Jobcenter, Ärzte, Kita/Krip - pe, Rathaus, Jugendamt, Inkasso, Polizei, Familien - gericht, Ausländerbehörde, Beratungsstelle(n), Im - mobiliengesellschaft(en), Bildungszentrum, Anwälte, das Familiengericht oder Bildungsträger.
Beratungen:
248 Einzeltermine in Präsenz 230 Telefonate 120 SMS oder E-Mails 16 Nachsorgeaktivitäten 41 Hausversammlungen
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