06 | 2025 IHK Magazin
IHK-Magazin digital lesen: ihk.de/ rhein-neckar/ magazin
EU-Datengesetz Wer jetzt handeln muss SEITE 40
TECHNOLOGIETRANSFER
Nicolai Stern und Bob, der Bohrroboter SEITE 12
AUS DEN UNTERNEHMEN Anja Oser setzt Potenziale frei SEITE 31
AUSBILDUNGSKAMPAGNE Ist Ihr Unternehmen mit an Bord? SEITE 36
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STANDPUNKT
Das vierfache Kostenproblem angehen!
B is zum Sommer, so hatte es der Land verbessern. Die Bürger sollten bis dahin merken: „Es geht voran.“ Jetzt haben wir September. Und leider ist von einer Verbesserung für die Unternehmern nichts zu spüren. Die Empirie bestätigt dies. Im zweiten Quartal ist die Wirtschaft geschrumpft. Hauptgrund: Die Ausrüstungsinvestitio- nen gingen um 1,9 Prozent zurück, die in Bauten sogar um 2,1 Prozent. Ob der von der Bundesregierung initiierte „Investi- tionsbooster“ diesen Trend umzukehren vermag, ist fraglich. Möglicherweise führt er zu lediglich vorgezogenen Investitionen. Notwendiger und wichtiger wären Struk- turreformen, die am Kern unserer man- gelnden Wettbewerbsfähigkeit ansetzen. Der Standort Deutschland hat eine vier- faches Kostenproblem: bei Arbeit, Energie, Steuern und Regulierung sind wir viel zu teuer! Mit Blick auf die galoppierenden Kanzler in seiner Regierungserklärung gesagt, werde sich die Stimmung im
Kommissionen und verschieben sie so in die kommende Legislaturperiode. Verant- wortungsvolle Politik sieht anders aus. Eine gewisse Zukunftsvergessenheit zeigt sich auch in der Haushaltspolitik. Eine Ko- alition aus Union, SPD und Grünen haben umfangreiche Sonderschulden ermöglicht, die Schuldenbremse für die Verteidigung aufgehoben und neue Verschuldungsspiel- räume für die Länder geschaffen. Und trotz Rekordeinnahmen und Rekordschulden ist es der Bundesregierung nur mit Mühe ge- lungen, einen Haushalt aufzustellen. Uns droht mittelfristig ein versteinerter Haus- halt, der zukünftigen Regierungen immer weniger Gestaltungsspielraum lassen wird: Denn große Anteile sind gebunden für Soziales und die steigenden Zinslasten. Dieser Weg könnte sich als gefährlich erweisen. Deutschland war – bisher – der fiskalische Stabilitätsanker in Europa. Und finanziert indirekt die hochverschuldeten Länder mit, denn auch ihre Zinslast wäre noch höher, wenn nicht Deutschland mit guter Bonität im Hintergrund bereit stünde. Dabei gilt es gerade in
190 MILLIARDEN EURO sind im Bundeshaushalt 2025 für Soziales vorgesehen. Das sind knapp 38 Prozent. QUELLE: BMF
Deutschland war – bisher – der fiskalische Stabilitätsanker in Europa.
Kosten in den Sozialversiche- rungssystemen sieht es nicht so aus, als habe die Bundes- regierung die Dringlichkeit erkannt. Die Koalitionäre vertagen Reformen in
diesen weltpolitisch stür- mischen Zeiten, Europa zu stärken. Darauf sollte die
Bundesregierung ihre ganze Kraft konzentrieren.
Manfred Schnabel Präsident der IHK Rhein-Neckar
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INHALT
IHK Magazin 06 | 2025
KOMPAKT
6 Wirtschaft und Region im Überblick
TITELTHEMA | TECHNOLOGIETRANSFER
12 Stern Technic Nicolai Sterns Bohrroboter buddelt mit IHK-Hilfe
13 Vier Fragen an … IHK-Technologieberater Thilo Schenk
14 Altera Vita Weshalb Georg Armbrüster eine Therapiekatze entwickelt hat 15 Tipps und Tricks Was Innovationen killt und warum Forschungskooperationen lohnen 16 Netzwerke Wie Hochschulen und Unternehmen voneinander lernen
38 Morgendämmerung? Syrien steht nach Jahren der Isolation vor einem Neubeginn - auch wirtschaftlich.
AUS DER IHK
18 Unternehmensnachfolge IHK-Präsident fordert Politik zum Handeln auf 19 Energiewende und Co. Bei welchen Themen sich die IHK-Organisation engagiert
26 Erfinder-Geist Hawo-Chef Christian Wolf stellt Verpackungsmaschinen her. Für ein Projekt setzt er auf Kartoffelschalen.
STANDORT
20 Drohnen Warum Unternehmen auf die fliegenden Helfer setzen 21 Rechts-Tipps Was beim Einsatz von Drohnen verboten ist
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IHK-Magazin digital lesen:
AUS DEN UNTERNEHMEN
24 Reza Shari Mannheimer Unternehmer über den Duft der Freiheit
28 Gemakom Spezialist für Telekommunikation regelt Unternehmensnachfolge 29 Koinegg IT IT-Handwerker aus Heidelberg feiern 25. Geburtstag
30 Open Horizons Mary Ashiruka bringt Fachkräfte aus Kenia mit deutschen Arbeitgebern zusammen 32 Heinrich Schmid Anbieter von Ausbau-Dienstleistungen kooperiert bei Azubi-Suche mit Gymnasien 33 Peak & Peak Mannheimer digitalisieren Vertriebsprozesse in der Konsumgüterbranche
34 Influencer-Geist
TIPPS
34 Innovation 36 Ausbildung 37 Umwelt & Energie 38 International 40 R e cht & Steuern 42 Weiterbildung 44 Unternehmensführung
Viele Unternehmen setzen auf Influencer, um Produkte und Dienstleistungen in das richtige Licht zu rücken. Dabei gibt es einiges zu beachten.
IHK-SERVICE
25 Impressum 46 I H K-Börse 47 Jubiläen
42 Tipps: Weiterbildung Für Angestellte im Einkauf steigen die Anforderungen. Für jede davon gibt es die passende IHK-Weiterbildung
NAMEN SIND NACHRICHTEN
48 Meldungen in Kürze
SO LADE ICH MEINEN AKKU AUF
50 Im Grünen Kate Floss braucht zum Ausgleich ruhige Momente – am liebsten ist sie dafür in der Natur unterwegs.
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KOMPAKT
Benedikt Hild verkauft über einen Online-Shop seine Foto-Bücher und Postkarten mit seinen Aufnahmen.
LITTLE FOTOGRAFIE Kleines groß rausbringen
sechs Monaten waren sie vergriffen. Dieser Erfolg war der Start in die Selbstständigkeit. „Meinen Job bei der Deutschen Telekom habe ich gekündigt. Neben meinen eigenen Projekten bin ich aktiv auf Unternehmen für Auftragsarbeiten zugegangen und habe mich dem Vertrieb gewidmet“, so der Fotograf. Die anfängliche Angst, unter Druck nicht kreativ sein zu können, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: „Die Selbstständigkeit hat mir einen Kreativitätsschub gegeben.“ So hat Hild unter anderem Projekte für das Uniklinikum Mannheim und ein großes Kreuzfahrtunter- nehmen realisiert. MB
EIGENTLICH WOLLTE BENEDIKT HILD NUR DIE STADT ENTDECKEN, als er fürs Wirtschafts- informatikstudium 2017 nach Mannheim zog. Mittlerweile arbeitet der gebürtige Pfälzer hier als Fotograf und Verleger. Mit im Gepäck beim Umzug hatte Hild Figuren aus dem Hamburger Miniatur Wunderland, die er dort als Souvenir gekauft hatte. „Ich war schon immer begeisterter Hobbyfilmer. Da für Bewegtbild keine Zeit war, habe ich zur Fotokamera gegriffen und mit den Figuren kleine Szenen nachgestellt“, erzählt Hild. Die Aufnahmen kamen auf Social Media so gut an, dass er daraus im Eigenverlag das Buch „Little Mannheim“ herausbrachte. Via Crowdfunding konnte er 12.000 Euro ein- sammeln und 3.600 Bücher drucken. Nach
Die Selbst- ständigkeit hat mir einen Krea- tivitätsschub gegeben.
Benedikt Hild
littlefotografie.de
? Wann ist KI-Einsatz illegal? FRAGE DES MONATS
ZAHL DES MONATS
Künstliche Intelligenz auf der einen Seite. Datenschutz, Urheberrecht und Informationssicherheit auf der anderen. Mehr beim IHK-Seminar am 6. November: ihk.de/rhein-neckar/ki-recht
haben IHKs 2024 deutsch - landweit zur Betriebsübergabe beraten. Mehr unter ihk.de/rhein-neckar/ nachfolge QUELLE: DIHK
9.636 UNTERNEHMER
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KOMPAKT
O-TON DES MONATS
TIPPS & TERMINE
In vielen Betrieben dominieren Skepsis und Verunsiche- rung beim Stichwort Energiewende.
Und wie setze ich meine Idee überhaupt in ein Produkt um? Mehr am 9. Oktober zu praktischen KI-Tools und anderen Vorgehensweisen: ihk.de/rhein-neckar/ digitale-innovationen P.S. Was gibt es Neues bei Recht und Steuern? Alle kommenden IHK-Veranstal - tungen im Überblick: ihk.de/rhein-neckar/ veranstaltungen-recht Extra, Extra: Ermitteln Sie den CO 2 -Fußabdruck Ihres Unternehmens mit eco - cockpit. Wie das geht, erfahren Sie am 29. Okto - ber: ihk.de/rhein-neckar/ ecocockpit-webinar
Was sind Datenökosyste- me? Die Gaia-X Roadshow macht am 24. September Station in Heidelberg: ihk.de/rhein-neckar/ gaia-x Wieso muss ich die NIS2 umsetzen? Am 30. Sep - tember geht es darum, welche Betriebe handeln müssen: Wie finanziere ich meine Idee? Die Forschungszu - lage bietet Unternehmen eine attraktive Möglichkeit, Entwicklungsprojekte för - dern zu lassen. Die Förder - konditionen im Überblick am 7. Oktober: ihk.de/rhein-neckar/ forschungszulage-va ihk.de/rhein-neckar/nis2
Achim Dercks stellvertretender DIHK-Haupt- geschäftsführer, kommentiert die Ergebnisse des DIHK-Energiewende- Barometers. Mehr auf Seite 19.
MEIN TOPSELLER
„Kartoffelpastetchen trifft Minzchutney“
NEHA KANOJIA: Viele Gäste bestellen unsere Nummer 12: Batata Vada – knusprige, gewürzte Kartoffelpastetchen, serviert mit Minzchutney, trockener Kokosnuss und Knob- lauchchutney. Dieses Rezept stammt aus dem Bundesstaat Maharashtra. Bhoot Jholokia Wings, die auch sehr gut ankommen, isst man im Bundesstaat Assam. Diese feu- rigen Hähnchenflügel, umhüllt mit Geisterpfeffer-Sauce, sind für alle Liebhaber scharfer Speisen eine besondere Herausforderung. Mit unserem Restaurant bringen wir Indiens kulinarische Seele nach Deutschland: Denn wer in Indien reist, trifft an allen Autobahnen auf Straßenrestau- rants – die Dhabas. Meine Mitgeschäftsführerin Prarthana, die gelernte Köchin ist, habe ich bei einer Familienfeier kennengelernt. Über die Jahre nahm unsere Idee, indische Küche nach Deutschland zu bringen, Fahrt auf.
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Erst haben wir Ca- tering angeboten – Indian Tapas-Style für private Feiern oder Festivals wie das Diwali-Lich- terfest. Nun ist unser Restaurant der Ort, um bei je- den Gast den Hunger nach unvergesslichen
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• Beratungsangeboten u. a. zu Ressourceneffizienz, Fördermitteln, Azubi-Suche oder IT-Sicherheit • Informationen wie Änderungen im Steuer- und Gesellschaftsrecht oder zum Auslandsgeschäft
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Momenten zu stillen.
Ru
Neha Kanojia (links) und Prarthana Bhuyan haben im Dezember 2024 das Bhukkad Dhaba in Plankstadt eröffnet.
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KOMPAKT
IHK-REGION Von Tortengenuss zu Verpackungsmüll
MANNHEIM Ersatz: Die Sparkasse Rhein Neckar Nord ist mit einer neuen Filiale am Paradeplatz in der Mannheimer Innenstadt vertre- ten. Der Standort in D 2, 5-8 folgt auf die bisherige Filiale in D 1, 1-3, in der vorerst der Selbst- bedienungsbereich geöffnet bleiben soll.
HEIDELBERG Einweihung: Die Geuder AG hat ihren neuen Produktions- standort in Heidelberg-Wieb- lingen mit rund 40.000 Qua- dratmetern in Betrieb ge- nommen. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Instrumente, Geräte- systeme sowie Flüssigkeiten und Gase für die Augen- chirurgie
EBERBACH Auszeichnung: Das Café Viktoria ist durch die TDM Germany Awards als Deutschlands „Gastronomie des Jahres 2025“ geehrt worden. Welche anderen Gastro-Vertreter haben für Sie einen Preis verdient? Jetzt Vor- schlag einreichen unter www.messe-stuttgart.de/ cmt/tourismushelden
Weinheim
Buchen
Mannheim
Eberbach
Ladenburg
Waldbrunn
Schönbrunn
Heidelberg
Osterburken
Brühl
Schwetzingen
Mosbach
Hockenheim
Walldorf
Wiesloch
Malsch
Sinsheim
EVENTS 18. bis 21. September Neckargemünd Bonjour: In Neckar- gemünd findet der französische Markt statt.
WALLDORF Ehrung: Die Jakob Schober Gruppe hat den Deutschen Verpackungspreis 2025 in der Kategorie „Nachhaltig- keit“ erhalten. Prämiert wurde der geschlossene Recyclingkreislauf von VpCI-Verpackungs- materialien, die unter anderem im Transportwesen verwendet werden.
OSTERBURKEN Wechsel: Daniele Marco Galatioto ist neuer Geschäftsführer der Güdel Germany GmbH. Er folgt beim Hersteller von Maschinenkompo- nenten und Anbieter von schlüsselfertigen Auto- matisierungslösungen auf Dennis Nohr. Mehr Namen und Nachrichten auf Seite 48.
MOSBACH Jubiläum: Beim Blech- bearbeitungsspezialisten KWM Weisshaar jährt sich dieses Jahr der Umzug von der Industriestraße in die Zwingenburgstraße zum 40. Mal. Das feiert der 1979 gegründete Betrieb am 27. September ab 9:00 Uhr mit einem Tag der Offenen Tür.
www.neckar gemuend.de
12. Oktober Weinheim
Kino-Zeit: Die „Loka- len Helden“ zeigen eine Dokumentation über das Leben in Weinheim vor der Revolution von 1848. www.lokale-helden- film.com
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KOMPAKT
DIE ANALYSE
STECKBRIEF
KALENDERBLATT
Dr. Heino Freudenberg: „Wir vernetzen Start-up-Investoren“
705 nach Christus
Herr Dr. Freudenberg, wofür stehen die Palatina Business Angels? Palatina ist ein Verein für Start-up-Investoren. Wir bringen Gründer und potenzielle Inves - toren zusammen. In der dazugehörigen Angel Academy geht es speziell darum, Unternehmer, die sich für Start-up-Investi - tionen interessieren, zu informieren und gezielt zu begleiten. Wichtig ist alles, worauf man bei In - vestitionen achten muss, um als Business Angel Risiken zu minimieren und Ertragschancen zu nutzen.
Spielen weitere Aspekte eine Rolle? Wir vernetzen Start-up- Investoren. Konkretes Beispiel: Ein Unter - nehmer aus Heidelberg möchte in ein Start-up aus der Medizinbranche investieren, kennt sich in dieser Branche jedoch nicht gut aus. Über unseren Verein Palatina kann er Gleichgesinnte kennenlernen, die dieses Wissen mitbringen. Dann teilt man sich die Auf - gabe der Due Diligence und geht später gemein - sam zum Notar, um das Start-up-Investment zu besiegeln. Ru Mehr zur Angels Academy auf Seite 44 Dr. Heino Freudenberg ist Vorstand des Palatina Business Angels Rhein-Neckar e.V.
Das laut Guinnessbuch der Rekorde älteste Hotel der Welt wurde eröffnet: das „Nishiyama Onsen Keiunkan“ in Japan. Bei den TourismusHelden spielt das Alter nur eine Nebenrolle: www.messe-stuttgart.de/ cmt/tourismushelden
Mario Klein ist IHK-Geschäftsbe - reichsleiter Verkehr, Handel und Stadtentwicklung. #HafenFan Ich bin Hafenfan! Und das nicht nur beruflich. Mich faszinieren die Infrastruktur und die Organi - sation. Geflogen sind alle schon, Auto und Bahn gefahren auch. Und vielleicht hat man auch mal eine Fähre genommen. Aber Binnenschiff? Fast unbekannt in der Breite der Öffentlich - keit. Dabei ist auf den Flüssen viel Platz und ein Binnenschiff ersetzt 150 LKW. Die Binnenwas - serstraße nicht zu stärken, wäre daher sträflich. Da müssen alle Ebenen ran und wir leisten mit der IHK-Organisation unseren Beitrag. Und unterstützen daher die Kampagne #HafenFan. Sie auch?
AUS DEN HOCHSCHULEN
Systematisierte sexuali - sierte Gewalt: Eine neue SRH-Studie beleuchtet die Rolle der Medizin in der DDR. Tausende Mäd - chen und Frauen wurden unter dem Vorwand einer Geschlechtskrankheit zwangseingewiesen.
www.srh-university.de
www.hafen-fan.de
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17. Okt. 2025
Details & Anmeldung: regnauer.de/fachseminar
Exklusiv für Entscheider aus der Wirtschaft: Experten für Arbeiten 4.0 beleuchten aktuelle Entwicklungen und zeigen realisierte Projekte für innovative Arbeits- und Lebensräume. Freuen Sie sich auf Austausch & Networking ! Bauen für die Zukunft VITALE GEBÄUDE – ZUKUNFTSORTE AUS HOLZ FÜR ARBEIT, WOHNEN UND GESUNDHEIT
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TITELTHEMA | TECHNOLOGIETRANSFER
Her mit den Ideen!
Unternehmen brauchen innovative Produkte, Dienstleistungen und Prozesse. Doch der Weg dorthin ist oftmals steinig. Ein möglicher Partner: die IHK
Im Titel
12 Stern Technic Nicolai Sterns Bohrroboter buddelt mit IHK-Hilfe
15 Tipps und Tricks Was Innovationen killt und warum Forschungs- kooperationen lohnen
13 Interview mit dem IHK- Technologieberater
16 Netzwerke Wie Hochschulen und Unternehmen voneinander lernen
36 MILLIARDEN EURO Ausgaben für Forschung und Entwicklung 2023 in Baden-Württemberg QUELLE: STAT. LANDESAMT
14 Altera Vita Georg Armbrüster und seine Therapiekatzen
TITELTHEMA | TECHNOLOGIETRANSFER
W er langfristig als Unternehmen le Faktor für den Erfolg, sie ist der Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit. Seit langem ist jedoch klar: Deutschlands Innovationskraft stagniert. Laut dem Innovationsindikator, herausgegeben unter anderem vom Bundesverband der Deut- schen Industrie und dem Mannheimer ZEW, liegt Deutschland bei der Fähigkeit, innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, im Vergleich mit 35 Volkswirtschaften nur noch auf Rang 12. Woran das liegt, dazu liefert die Resilienz- Studie der IHK Metropolregion Rhein-Neckar, die Kooperationsmarke der vier Industrie- und Handelskammern in der Metropolregion, ein paar Antworten. Wobei Resilienz hier verstan- den werden soll als Fähigkeit, agil und schnell auf sich verändernde Rahmenbedingungen zu reagieren. Danach verfügt die Metropolregion Rhein-Neckar über eine im Vergleich mit ande- ren Metropolregionen in Deutschland moderat bis gut ausgeprägte Resilienz. Diese beruht aller- dings vorwiegend auf einer starken wirtschafts- strukturellen Stabilität und damit verbundenen bereits vorhandenen traditionellen Stärke. Die Innovativitätswerte indes sind eher niedrig. Denn es gelingt nicht, vorhandene Stärken wie die große Anzahl an Hochschulen, in schlagkräf- tige und attraktive Innovationen umzusetzen (siehe Seite 13). bestehen will, muss auf Trends reagieren, neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Die Innovationsfähigkeit ist der zentra-
Eine Lösung lautet: Vernetzung. Neueste tech- nologische Lösungen und Impulse, die etwa in Hochschulen oder Forschungsinstituten ent- stehen, müssen ihren Weg zu den Mittelständ- lern finden, um dort die Innovationsleistung zu steigern. Umgekehrt müssen Unternehmen auch bereit sein, über den Tellerrand zu blicken, Inno- vation ist kein „nice to have“, sondern die Suche nach neuen Ideen sowie der Verbesserung bereits bestehender Produkte, Dienstleistungen und Strukturen muss jeden Tag aufs Neue statt- finden. Initiativen hier in der Region wie VIVET setzen dabei bereits um, was in der Resilienz -Studie gefordert wird: Reallabore schaffen, in denen Innovation testweise stattfinden kann (siehe Seite 16). Dass das Erfinden nicht den Ingenieuren vorbe- halten bleibt, sondern eine Frage der Einstellung ist, zeigt die Geschichte von Georg Armbrüster. Der hatte mal Slavistik studiert und ist, nachdem er eine Therapiekatze für Menschen mit Demenz auf den Markt gebracht hat, jetzt Industriepart- ner in einem vom Bundesforschungsministe- rium geförderten Projekt zur Entwicklung von interaktivem Therapiespielzeug für Kinder mit psychosomatischen Beschwerden (siehe Seite 14). Nicolai Stern wiederum hat eine Nische in der Baubranche entdeckt, das grabenlose Bohren zur Leitungsverlegung. Unterstützt wird er dabei von der IHK und vom Mannheimer Traditions- unternehmen Sax + Klee, das ihm den notwen- digen Teststand zur Erprobung von „Bob“ und „Buddel“ zur Verfügung stellt (siehe Seite 12). Texte im Titel: Ba
Steter Aufwuchs Bruttoinlandsausgaben für Forschung und Entwicklung in Deutschland von 1981 bis 2023 (in Milliarden Euro)
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QUELLE STATISTA
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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2025
TITELTHEMA | TECHNOLOGIETRANSFER
STERN TECHNIC Nicolai Sterns Roboter buddelt mit IHK-Hilfe
Mit einer Bautechnik ohne Aushub ließe sich viel Zeit sparen. Nicolai Stern hat dafür einen autonom arbeitenden Bohrroboter im Angebot.
D er Name ist Programm: Buddel ist eine kompak- te Maschine, die Rohre durch unterschiedlichste Böden schiebt und so horizontale Bohrungen schafft. Durch diese Bohrungen, die unterirdisch im Erdreich erfolgen, ohne dass dafür große Baugruben ausge- hoben werden müssen, können anschließend Leitungen verlegt werden. Erfunden hat Buddel Nicolai Stern. Dessen Unter- nehmen, die Stern Technic GmbH, hat der Mannheimer 2021 aus der Taufe gehoben, seitdem tüftelt der studierte Ingenieur an Buddel und Bob. Bob ist genaugenommen Sterns erste Erfindung; ein autonomer und steuerbarer Bohrroboter, der in verdrängbaren Böden, insbesondere Sand, zum Ein- satz kommt. Dank eingebauter Sensorik navigiert Bob präzise und korrigiert seine Richtung auto- matisch, wenn er vom vor- gegebenen Ziel abweicht. „Ein enormer Vorteil gegenüber herkömmlichen Erdraketen, die oft verloren gehen und dabei Tausende Euro Schaden verursachen können“, betont Stern. Bestehende Systeme sei- en darüber hinaus meist rein mechanisch und benötigten viel menschliche Unterstüt- zung. „Das ist ein kritischer Punkt in Zeiten des Fachkräf- temangels“, weiß Stern. Hier sollen Bob und Buddel Abhilfe schaffen, indem sie vollauto-
matisiert Gräben schaffen. Stern verweist auf Studien, wonach grabenlose Bautechni- ken etwa 70 Prozent der Bau- zeit und bis zu 80 Prozent der Baukosten einsparen können. Trotzdem würden zurzeit nur rund 15 Prozent aller neuen Ver- und Entsorgungsleitun- gen grabenlos verlegt. Auf der bauma 2025 in Mün- chen, einer Fachmesse für Baumaschinen, hat Stern seine Innovationen erstmals einem größeren Publikum präsentiert. „Die Resonanz war durchweg positiv, der Bedarf für kom- pakte Horizontalbohrer ist definitiv vorhanden“, freut sich Stern. Was Bob und Buddel besonders attraktiv mache, sei ihre einfache Handhabung und ihr geringes Gewicht. Aufgrund ihrer kompakten Bauweise könnten sie selbst in engen Bereichen wie Baugruben op- timal eingesetzt werden. Beide Geräte seien zudem elektrisch betrieben. „Ideal für nachhalti- ge Bauprojekte“, so Stern. Dass Stern seine Erfindung überhaupt so weit gebracht hat, ist nicht zuletzt der IHK und einer Kooperation mit Sax + Klee zu verdanken. Der Mannheimer Tiefbau- spezialist ermöglicht Stern regelmäßige Tests auf einem eigens errichteten Teststand auf der Friesenheimer Insel in Mannheim. Verschiedene Bodenarten stehen hier für
Stolzer Erfinder: Nicolai Stern, Geschäftsführer der Stern Technic GmbH, mit seiner Erfindung – dem Bob
Versuchsreihen zur Verfügung. Die IHK Rhein-Neckar hatte den Kontakt zwischen Tradi- tionsunternehmen und Start- up seinerzeit vermittelt. Die Idee, die hinter Kooperationen eigentlich ungleicher Partner steht: Bei der Zusammenarbeit zwischen jungen und etablier- ten Unternehmen profitieren beide Seiten – die Start-ups vom Erfahrungsschatz der alten Hasen, die etablierten Unternehmen vom Ideenreich- tum junger Unternehmen. Bislang finanziert Nicolai Stern Bob und Buddel aus der eigenen Tasche. Immerhin, die Forschungszulage, eine Förderung, die das Bundes- finanzministerium zahlt und die Stern nach einem Hinweis der IHK Rhein-Neckar rück- wirkend für die vergangenen Jahre gestellt hat, ist bereits genehmigt. Das Wissen, dass seine Technik funktioniert, treibt Stern weiter an. Jetzt müssten die beiden Bohrer nur noch außerhalb des Teststands ihre Durchschlagskraft unter Beweis stellen.
100 TECHNOLOGIE- TRANSFER- KOOPERATIONEN hat die IHK seit 2012 vermittelt
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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2025
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TITELTHEMA | TECHNOLOGIETRANSFER
Vier Fragen an … IHK-Technologieberater Thilo Schenk
Aufgabe genau definiert und das Minimalziel formuliert werden. Außerdem muss eine frühzeitige Abstimmung mit den Professoren erfolgen.
gelöst haben‘. Die Professo- ren an den Universitäten und Hochschulen brauchen für die Umsetzung Zeit, zumal wenn sie nach geeigneten Studierenden suchen müssen und eine komplexe Aufgabe gelöst werden soll. In diesem Dilemma sowie der wichtigen Frage nach dem Umgang mit geistigem Eigentum spielt unser IHK-Team häufig die Rolle des Übersetzers. Der Unternehmer will für sich eine individuelle, geschützte wollen ihre Ergebnisse möglichst breit in Fach- publikationen ver- öffentlichen. Was den Zeitfaktor betrifft, also um Lösung, die Hochschu- len hingegen die Spanne zwischen Problem- stellung und Lösung möglichst gering zu halten, muss die
1. Herr Schenk, wie ist es um die Innovations- fähigkeit der Unternehmen in unserer Region bestellt? Thilo Schenk: Wir sind be- kannt für starke Mittelstands- unternehmen, auch wenn die Innovationsstärke in den ver- gangenen Jahren nachgelas- sen hat. Umso wichtiger ist es, dass mit dem Transfer neuer Technologien als Treiber von Wachstum neues Wissen, neue Methoden in die Unternehmen gebracht werden.
Innovationen können nicht nur von den Hoch-
Thilo Schenk und seine Kollegen haben bereits über 1.500 Unternehmen zum Technologie - transfer beraten.
4.
schulen kommen, sondern auch von anderen Unter- nehmen. Wie finden die zueinander? Schenk: Über Netzwer- ke! Diese helfen aktiv, den Technologietransfer voranzu- treiben. Allerdings zeigt die aktuelle IHK-Resilienz-Studie in diesem Zusammenhang ein großes Problem auf: In unserer Region gibt es unglaublich vie- le Ideen, aber daraus entste- hen am Ende zu wenig echte Innovationen, die auf den Markt kommen. In den USA existieren beispielsweise große Alumni-Netzwerke, die dazu beitragen, dass Forschungs- ergebnisse in die Praxis, in die Unternehmen getragen werden.
Können Sie das näher erläutern?
2.
Schenk: Der anwendungsna- he Technologietransfer sieht ja den Transfer von wissen- schaftlichen Erkenntnissen der Hochschulen beziehungsweise Forschungsinstitute in die Betriebe vor. Es kommt aber immer wieder auch vor, dass Hochschulen auf der Suche nach Unternehmen sind, um geplante Forschungsprojekte realisieren zu können. Ich habe einmal ein Unternehmen be- raten und wollte den Kontakt zu Hochschulen herstellen, da sagte der Geschäftsführer: ‚Das ist nicht nötig, die Professoren kommen zu uns‘. Gerade in un- serer Rhein-Neckar-Region gibt es viele Hidden Champions, die wenig beachtet, aber in ihren Nischen hochspezialisiert und professionell tätig sind. Unternehmen und Forschungsinstitute haben bei der Zusammen- arbeit unterschiedliche 3. Vorstellungen. Wie finden beide Seiten da zusammen? Schenk: Da kann es in der Tat unterschiedliche Erwartungs- haltungen geben. Der Unter- nehmer sagt: ‚Ich habe ein Problem, das will ich schnell
Warum sich Forschungskooperationen lohnen – sechs Gründe:
Womöglich sitzen zwei Unternehmen wenige Kilo- meter Luftlinie voneinander entfernt, die sich gut er- gänzen würden, nur sie kennen sich nicht.
1. Weil keine Investitionskosten für Testgeräte oder Prüfstände benötigt werden. 2. Weil sich eigene Wissenslücken beim Einsatz neuer Technologien schließen lassen. 3. Weil man so fremde Kompetenzen für den Aufbau des internen Know-hows nutzt. 4. Weil man die Attraktivität des Unternehmens bei Studenten steigert, denn sie können als Forschungsbeteiligte von Anfang an dabei sein. 5. Weil sie fundierte Entscheidungen durch eine unabhängige Fremdperspektive ermöglichen. 6. Weil so Kontakte zu anderen potenziellen Partnern in anderen Netzwerken entstehen.
Thilo Schenk
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TITELTHEMA | TECHNOLOGIETRANSFER
ALTERA VITA Nicht-Ingenieur mit Erfindergeist Eine schwedische Therapiekatze hatte ihre Tücken, also hat Georg Armbrüster seine eigene entwickelt – RobiCare. Mit Zulieferern aus Deutschland
seien einfach nur apathisch. „Das ist ein großes Drama, alle sind hilflos, die Betroffenen, die Angehörigen, aber auch die Pflegekräfte.“ Also hat Armbrüster recherchiert, was Menschen in solchen Situationen helfen könnte und ist auf die JustoCat gestoßen, eine Therapiekatze, die ein Informatiker aus Schweden entwickelt hatte. Nach einem gescheiterten Versuch, die schwedi- sche Katze, die in technischer Hinsicht ein paar Unzulänglichkeiten hatte, auf den deutschen Markt zu bringen, hat sich Armbrüster gedacht: „Du bist überzeugt von der Idee, mach was Eigenes“. Gedacht, getan. Die Bedingungen, die er an sich selbst stellte: Die Produktion sollte nicht im fernen China, sondern in Deutschland erfolgen, und die Katze sollte einfach zu handhaben sein. Tatsächlich fand Armbrüster in Thüringen einen Betrieb, der seit achtzig Jahren Plüschtiere in Handarbeit herstellt. Bei der Vermittlung eines Elektronikbetriebes, der die Katze mit dem not- wendigen technischen Innenleben fürs Miauen und Schnurren ausstattet, half die IHK Rhein- Neckar. „Der deutsche Mittelstand bietet große Vorteile, das ist mir da erst klar geworden. Kurze Wege, verlässliche Partner und die Chance, in kleinen Stückzahlen zu produzieren. Ich kann ja nicht fünf Millionen Euro investieren, wenn ich nicht weiß, wie das Produkt am Markt an- kommt“, sagt Armbrüster. Inzwischen weiß er: Das Produkt kommt gut an. Sein Unternehmen, die Altera Vita GmbH & Co. KG, hat rund 500 Demenzkatzen verkauft; an Privatpersonen und Pflegedienste. Auch einen Hund führt Arm- brüster inzwischen in seinem Portfolio, denn es gebe ja auch Menschen, die sich eher von Hun- den als von Katzen angesprochen fühlten. Georg Armbrüster hat außerdem schon Ideen für neue Produkte. Diesmal soll es etwas mit Musik sein, mehr will er noch nicht verraten. „Die Entwicklung der Therapiekatze hat ge- zeigt: Um Ideen zu verwirklichen, muss man nicht alles können.“ Er selbst habe Slavistik studiert, sei weder Ingenieur noch Kaufmann. „Man muss sich nur trauen und dann die rich- tigen Partner finden, um das Projekt in die Tat umzusetzen.“
Georg Armbrüster mit RobiCare in verschiedenen Ausführungen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass zur Verwirklichung einer Idee die richtigen Partner gehören. Beispiels - weise die IHK
D ie Katze hat ein kuscheliges Fell, und sie schnurrt und miaut. Echt ist sie nicht. Sie sieht aber so aus, und sie fühlt sich so an. Und das soll sie auch. RobiCare ist eine Thera- piekatze. Sie soll das Befinden für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, verbessern. „Stu- dien zeigen, dass es Demenzkranken oft besser geht, wenn ihnen das Gefühl vermittelt wird, eine Aufgabe zu haben“, erklärt Georg Arm- brüster. Auch könnten die Tiere eine Brücke zu verschüttet geglaubten Erinnerungen sein, etwa an Plüschtiere in der Kindheit oder ein eigenes Haustier. Seit 2010 vermittelt Armbrüster Betreuungs- kräfte für die häusliche Pflege. Die Betreuung von Demenzerkrankten ist dabei ein immer größer werdendes Thema – und Problem, wie Armbrüster sagt. Denn die Menschen seien häu- fig unruhig, manchmal auch aggressiv, andere
„Du bist über- zeugt von der Idee, mach was Eigenes.“
Georg Armbrüster
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TITELTHEMA | TECHNOLOGIETRANSFER
Vier Dinge, die Unternehmen innovativ machen:
1. Das eigene Geschäftsmodell regelmäßig hinterfra - gen: Die kritische Betrachtung kann weh tun, ist aber notwendig, um am ebenso kritischen Markt langfristig bestehen zu können. Der Patriarch, der allein weiß, wo es lang geht, ist out. 2. Die Bedürfnisse der Zielgruppe kennen: Die Beschäf - tigung mit den Kunden, deren Wünschen und Bedürfnissen sollte eine tägliche Übung sein. Wie tausche ich mich mit meiner Zielgruppe aus, was nehme ich von ihr wahr? Die Zeiten sind schnelllebig, die Anforderungen komplex, eine agile Unternehmensführung ist Vorausset - zung, um auf die sich ständig ändernden Rahmenbedin - gungen reagieren zu können. 3. Netzwerken: Ein zentraler Erfolgsfaktor ist der Austausch mit anderen Unternehmen. Cluster- und Netzwerktreffen bieten Einblicke in die Lösungsansätze
anderer und können Partnerschaften initiieren. Wichtige Innovationsimpulse können außerdem von Start-ups kommen. Netzwerkpartner finden sich unter den Unter - nehmen in der Region, allein die IHK Rhein-Neckar besteht aus 70.000 Unternehmern, von denen sich viele in Ausschüssen und Arbeitsgruppen engagieren. Daneben bietet die baden-württembergische Clusterdatenbank Kontakte. Regionale Netzwerke sind beispielsweise das Cluster Bioökonomie MRN, Netzwerk Smart Industries, BioRN Network e.V. (Life Science Cluster), KI-Lab Rhein-Neckar, Automotive-Cluster RheinMainNeckar oder food.net:z.
Fördermöglichkeiten nutzen! Lassen Sie sich beraten: ihk.de/rhein-neckar/technologietransfer
4.
Was Innovationen killt:
Baden-Württemberg ist Spitzenreiter bei Innovationen Patentanmeldungen nach Bundesländern 2024
Wenn Innovation nebenherläuft: Innovation ist kein „nice to have“, wenn noch Zeit und Ressourcen übrig sind. Wer echte Innovation will, muss eine Innovationskultur entwickeln, den Mitarbeitern vertrauen und ihnen den Freiraum geben, in dem neue Dinge entstehen können. Wenn Innovation ein Exklusivthema ist: Jeder Mensch hat Ideen, also auch jeder Mitarbeiter. Es braucht allerdings einen Verantwortlichen, der die Fäden in der Hand hält, gezielt Innovationen fördert, der provoziert und zum Denken über den Tellerrand hinaus anregt. Wenn Innovation nur Profis überlassen wird: Zur Ideenge - nerierung sind hoch interdisziplinäre Teams sinnvoll, in denen Experten und Fachfremde gemeinsam nach einer Lösung suchen. Zu viel Fachexpertise verstellt den Blick für Neues. Wenn nur in die beste Idee investiert wird: Was die beste Idee ist, sollte der Kunde entscheiden. Deshalb Ideen vor der tatsächlichen Umsetzung im Rahmen eines einfachen Prototypen testen. Das dauert nicht lange, kostet nicht viel und ermöglicht das Feedback von Kunden. Wer sich nur auf eine Idee konzentriert, verliert an Flexibilität. Wenn der Innovationsprozess einer klaren Struktur folgt, aber keinen Spielraum bietet: Innovation ist nicht planbar, sondern Ergebnis von Prozessen des Ausprobierens, Verbes - serns und Optimierens. Bei zu viel Planung im Vorfeld besteht die Gefahr der Fehlplanung. Innovationsprozesse sollten so agil wie möglich gestaltet sein. Wenn Innovation als zu teuer betrachtet wird: Innovationen brauchen Ressourcen, doch die sind überschaubar. Mit der richtigen Einstellung und dem richtigen Team können selbst mit geringen Mitteln radikale Ideen verwirklicht werden.
Bundesland
Anmeldungen
BADEN-WÜRTTEMBERG
15.494 11.361
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NORDRHEIN-WESTFALEN
5.336 3.141 1.043
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HESSEN
RHEINLAND-PFALZ
681 543 520 468 440 430 202 136 113
SACHSEN
THÜRINGEN
BERLIN
HAMBURG
SCHLESWIG-HOLSTEIN
BRANDENBURG
BREMEN
SAARLAND
SACHSEN-ANHALT
98 58
MECKLENBURG-VORPOMMERN
DEUTSCHLAND
40.064
QUELLE: DEUTSCHES PATENT- UND MARKENAMT
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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2025
ihk.de/rhein-neckar
Inhalt TITELTHEMA | TECHNOLOGIETRANSFER
NETZWERKE Permanent auf der Suche nach Verbesserung In der Innovationscommunity VIVET vernetzen sich Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Partner wie die IHK. Professor Thorsten Röder erklärt das Modell.
Transfer aus der Forschung in die industrielle Praxis be- schleunigen. Bei VIVET geht es konkret um die Chemie- und Pharmabranche. Ziel ist, wett- bewerbsfähige Technologien zu entwickeln, die die Unter- nehmen für eine schnelle und effiziente Produktherstellung nutzen können. Warum hakt es bei dem Technologietransfer? Röder: Das liegt unter Um- ständen an der Unternehmens- kultur. Wenn ich als Unterneh- mer überzeugt bin, bereits das bestmögliche Produkt zu ha- ben und keine Notwendigkeit zur Weiterentwicklung sehe, wird es auch keine Innovation geben. Innovativ bin ich dann, wenn ich permanent auf der Suche nach Verbesserung bin. Auf der akademischen Seite wiederum muss das Verständ- nis da sein, dass die sechste Nachkommastelle in der Praxis irrelevant ist. Ich muss bereit sein, mich mit den Besonder- heiten der Forschung ausein-
anderzusetzen, und bereit sein für pragmatische Lösungen. Wie läuft der Prozess der Ideenentwicklung bei VIVET? Röder: Es finden regelmäßi- ge, niederschwellige Vernet- zungsaktivitäten aller Partner statt. Die Industriepartner bringen frühzeitig ihre Sichtweise ein und machen deutlich, welche konkreten Bedarfe aktuell bestehen. Auf der anderen Seite bringen die Hochschulen Forschungs- ergebnisse und Ideen mit ein. Diese beiden Impulse werden in der Community aufgegrif- fen, gemeinsam diskutiert und fließen direkt in die Ent- wicklung neuer Projekte ein, die im Plenum ausgewählt werden. Alle Partner erhal- ten so frühzeitig Einblick in geplante Lösungsansätze und können den potenziellen Mehrwert für ihr eigenes Unternehmen einschätzen. Hierüber ist ein nahtloser, schneller Transfer in die Industrie gegeben.
Thorsten Röder ist Professor für Verfahrenstechnik an der Technischen Hochschule Mannheim.
Herr Proffesor Röder, was will VIVET?
Thorsten Röder: Deutschland nimmt eine führende Rolle in der Grundlagenforschung ein. Gleichzeitig ist die industrielle Produktion weit fortgeschrit- ten. Es klafft jedoch eine Lücke in der anwendungsorientier- ten Forschung und Transfer. Diese zu schließen, erfordert eine kontinuierliche Prozess- optimierung entlang der gesamten Innovationskette. Eine Möglichkeit ist die durch VIVET geschaffene Form der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschule. Unser Fokus liegt auf techno- logischen Lösungen, die den
Kontakt zum VIVET-Team:
Drei gute Gründe, warum sich Kooperationen mit Start-ups lohnen:
0621 292-6579 vivet@hs- mannheim.de
1. Frischer Wind und Inspira - tion für das eigene Unterneh - men 2. Agile Jungunternehmer mit der Bereitschaft, ihr Produkt
gemeinsam mit Kunden anzu - passen und weiterzuentwickeln 3. Know-how von gut ausge - bildeten Fachkräften von der Hochschule oder Universität
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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2025
ihk.de/rhein-neckar
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AUS DER IHK
UNTERNEHMENSNACHFOLGE Es droht ein „Verlust wirtschaftlicher Substanz“
Die Nachfolgekrise verschärft sich: Noch nie wollten so viele Unternehmerinnen und Unternehmer ihren Betrieb übergeben oder notfalls schließen. Denn es fehlen Nachfolger.
D as Verhältnis in den Bera- tungen der IHKs liegt bun- desweit bei 9.600 Über- gebern zu 4.000 potenziellen Übernehmern. Die Konsequenz: Über 250.000 Betriebe sind in den nächsten zehn Jahren gefährdet. Besonders betroffen: Gastgewerbe, Handel, Verkehrs- branche, Dienstleister und IT. Das sind zentrale Ergebnisse des diesjährigen DIHK-Reports Unternehmensnachfolge, der auf mehr als 50.000 persönli- chen Kontakten sowie Bera- tungs- und Informationsgesprä- chen der 79 IHKs beruht. Auch im Bezirk der IHK Rhein- Neckar spiegeln sich diese Trends wider: In den Nachfol- geberatungen kommt rechne- risch lediglich ein Übernehmer auf vier Übergeber. Die Zahl der in den kommenden drei Jahren zu übergebenden Unterneh- men in der Region schätzen die IHK-Nachfolgeexperten auf 5.000. „Diese Entwicklung ist beunruhigend. Jedes gesunde Unternehmen, das vom Markt verschwindet, bedeutet einen Verlust an wirtschaftlicher Substanz, an Arbeits- und Aus- bildungsplätzen, an Zukunfts- chancen“, kommentiert IHK- Präsident Manfred Schnabel. Hinzu kämen Probleme entlang komplexer Wertschöpfungsket- ten und negative Auswirkungen auf Kommunen, wenn wichtige Angebote und Dienstleistun- gen vom Markt verschwinden. „Das ist die neue Normalität:
Nachfrage heißt heute nicht mehr, dass sich am Markt automatisch ein entsprechen- des Angebot bildet. Dazu sind die Rahmenbedingungen zu schlecht und die strukturellen Herausforderungen viel zu groß“, erklärt der IHK-Prä- sident. Zu diesen belastenden Faktoren zählen insbesondere die hohen Kosten für Arbeit und Energie, eine überborden- de Regulatorik, hohe Steuern und ein insgesamt zu wenig unternehmens- und grün- dungsfreundliches Umfeld. „Der politische Handlungs- bedarf liegt auf der Hand: Wir brauchen bessere Rahmen- bedingungen für alle Unter- nehmen. Vor allem bei den Kosten und bei der Regulatorik muss die Politik rasch liefern. Das wäre ein wichtiger Bau-
stein, um mehr Nachfolgen zu ermöglichen“, resümiert der Schnabel. Die IHK Rhein-Neckar unter- stützt Übergabeprozesse mit dem Moderatorenprogramm Unternehmensnachfolge. Übergeberinnen und Überge- ber sowie potenzielle Überneh- merinnen und Übernehmer erhalten kostenfreie und indi- viduelle Begleitung. Im Jahr 2024 wurden 37 Intensiv- beratungen und 135 Kurzbe- ratungen durchgeführt. Über Veranstaltungen zum Thema Unternehmensnachfolge er- reichte die IHK 800 Perso- nen. INFO: Sie suchen einen Nach- folger? Jetzt IHK-Angebot in Anspruch nehmen: ihk.de/rhein-neckar/nachfolge
5.000 UNTERNEHMEN brauchen in den kommenden drei Jahren in der Rhein-Neckar- Region einen Nachfolger. QUELLE: IHK RHEIN-NECKAR
Industrieunternehmen gesucht 2024: So viel Prozent der beratenen Nachfolgeinteressenten suchen Betriebe in der jeweiligen Branche
32%
Industrie Handel
18%
13%
personenbezogene Dienstleistungen Hotellerie/Gastgewerbe/Tourismus unternehmensbezogene Dienstleistungen Informations- und Kommunikationstechnik
12%
11%
6%
Verkehr/Logistik Finanzwirtschaft Sonstige Branchen
3% 3%
2%
0
10
20
30
40
QUELLE: DIHK
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AUS DER IHK
US-HANDELSPOLITIK Belastungen dauern an
BUNDESREGIERUNG DIHK fordert mehr Tempo
Die US-Handelspolitik ist für deutsche Wirtschaft ein belastender Faktor mit weitreichenden Folgen. Das gilt trotz der Ende Juli zwischen EU und USA erzielten Eini- gung im Zollstreit, die für die Unternehmen – anders als erhofft – keine Sicherheit gebracht hat. Bei einer im Au- gust vorgestellten DIHK-Blitzumfrage unter bundesweit rund 3.500 Betrieben gaben rund drei Viertel aller be- fragten Unternehmen (72 Prozent) an, schon im Vorfeld der neu ausgehandelten Zölle negative Auswirkungen der US-Handelspolitik zu spüren – viele davon deutlich. Vor allem für Betriebe mit direktem US-Geschäft ist die Lage bitter: Neun von zehn Betrieben berichteten von negativen Effekten. Die größte Belastung für die Unter- nehmen ist die anhaltende handelspolitische Unsicher- heit – allen voran die Sorge vor weiteren Zollmaßnah- men. 80 Prozent der Befragten geben dies als zentrales Problem an. Fragen zum Auslandsgeschäft?
Mit der Ende Juli vom Kabinett verabschiedeten „High- tech-Agenda für Deutschland“ zielt die Bundesregierung auf neue Innovationskraft und globale Wettbewerbsfähig- keit. Die DIHK begrüßt die Offensive als Signal mit Zu- kunft, mahnt aber Tempo und Beteiligung der Wirtschaft an. Es brauche vor allem eine enge Einbindung des Mittel- stands sowie eine Agenda, die Deutschlands internatio- nale Verflechtung berücksichtigt. Geplant sind verstärkte Investitionen in sechs Schlüsseltechnologien, darunter KI, Quantentechnologie und klimaneutrale Mobilität sowie bessere Rahmenbedingungen. Beispielsweise sollen Unternehmensgründungen vereinfacht und Bürokratie ab- gebaut werden. Weitere Bausteine der Strategie sind unter anderem neue Finanzierungsinstrumente, ein attraktiverer Wagniskapitalmarkt, gezielte Fachkräftegewinnung sowie die Förderung zivil-militärischer Forschungskooperatio- nen. Neues von der IHK?
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AUSBILDUNG
ENERGIEWENDE
Viele Stellen bleiben unbesetzt
Unternehmen weiterhin besorgt
Trotz angespannter Wirtschaftslage halten viele Betrie- be an ihrer Ausbildungsbereitschaft fest – finden aber kaum geeignete Bewerber. Das zeigt die neue DIHK-Aus- bildungsumfrage mit rund 15.000 Antworten aus allen Branchen und Regionen. Danach konnte jedes zweite Unternehmen im vergangenen Jahr seine Ausbildungs- plätze nicht vollständig besetzen. Ein Drittel der Aus- bildungsbetriebe erhielt keine einzige Bewerbung. Ein weiteres Ergebnis: 57 Prozent der befragten Unternehmen sehen in Auszubildenden aus Ländern außerhalb der EU ein Potenzial zur Fachkräftesicherung. Jeder dritte Betrieb hat bereits entsprechende Erfahrungen gesammelt, ein weiteres Viertel zeigt Interesse. Allerdings bestehen wei- terhin erhebliche Hürden, darunter Sprachbarrieren, eine hohe Bürokratie und der Mangel an bezahlbarem Wohn- raum. Azubi gesucht?
Die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit beurteilen viele Unternehmen in Deutschland kritisch. Das belegt das neue Energiewende- Barometer der IHK-Organisation, an dem sich rund 3.600 Betriebe beteiligt haben. Der Durchschnittswert liegt bei minus 8,3 auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 – ein weiterhin negativer Befund, wenn auch etwas weniger drastisch als im Vorjahr (minus 20). Hohe Energiepreise, überbordende Bürokratie und fehlende Planungssicherheit führen dazu, dass viele Unternehmen Investitionen in den Klimaschutz zurückstellen. Besonders in der Industrie wächst die Sorge: 59 Prozent der großen Betriebe mit mehr als 500 Beschäftigten schränken ihre Produktion im Inland ein oder planen eine Verlagerung ins Ausland. Gleichzeitig haben viele Betriebe eigene Ziele zur Klimaneutralität formuliert. Unterstützung bei Umweltmaßnahmen nötig?
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STANDORT
INDUSTRIE Wenn Technik für einen Perspektivwechsel sorgt Industrieunternehmen verfügen oft über ausgedehnte Betriebsflächen mit zahlreichen Produktionsanlagen. Perfektes Einsatzgebiet für Drohnen?
Dickenmessung. Darüber hinaus müssen die Drohnen bei Heidelberg Materials mit Staub, Hitze, Luftverwirbelun- gen, Thermik und Hindernis- sen zurechtkommen. Teilweise tragen die Fluggeräte ihre eigene kleine Rüstung, Schutz- käfige, welche die empfindli- che Technik und insbesondere die Propeller schützen. Auch im Industriebereich ent- wickelt sich die Drohnen-Tech- nik rasant weiter und Heidel- berg Materials plant voraus, um am Ball zu bleiben: „Denkbar ist für uns der Test autonomer Sys- teme, wie zum Beispiel Droh- nenstationen, die Routine-Flüge ohne menschliches Eingreifen nach einem vorgegebenen Zeitplan absolvieren“, weiß der Wartungsexperte. Die Drohnen könnten sich so zukünftig nicht nur selbst auf den Weg machen, sondern auch die Inspektionen KI-gestützt und mit weitaus besserer 3D-Scantechnik eigen- ständig vornehmen. Und der Einsatz fliegender Kraftpakete ist ebenso an- gedacht: Fracht-Drohnen für Laborproben oder Ersatzteil- lieferungen, Kran-Drohnen sowie die Zusammenarbeit von Drohnen mit Bodenro- botern. Schließlich spiele die Sicherheit in den Planungen eine wichtige Rolle, denn Drohnen seien hervorragend geeignet, großflächige Anla- gen bei Tag und bei Nacht zu überwachen. Alle Texte: Bu
Drohnen-Auf- nahme bei Heidel- berg Materials: Die Fluggeräte werden unter anderem dort eingesetzt, wo es für Mitarbeiter zu gefährlich wäre.
G roß sind sie, die Betriebs- gelände von Heidelberg Materials: Steinbrüche, Förderbänder, Lagerhallen, Öfen, Schornsteine und Rohr- leitungen bilden ein dichtes Netz von Industriebauten. Es ist nicht einfach, hier den Überblick zu wahren. Das weiß kaum jemand so gut wie Ruslan Stognienko, der bei dem Baustoffspezialisten für die Drohnentechnologie ver- antwortlich ist. Die fliegenden Helfer werden für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt: Sie vermessen Steinbrüche und Lagerbestände, sie helfen dabei, 3D-Karten und -Modelle zu erstellen, sie überwachen Bauvorhaben und sie erledigen sicherheitsrelevante Aufgaben überall dort, wo es gefährlich werden kann. Sie können rasch an schwer zugängliche Stellen gelangen, ohne dass Industrie-
kletterer angefordert werden müssen. „Drohnen erhöhen bei diesen Einsätzen die Sicherheit unserer Mitarbeiter. Durch die hochwertige Daten der Flugge- räte mit Fotos, Wärmebildern oder 3D-Aufnahmenkönnen wir Wartungen besser zu planen und unerwartete Aus- fallzeiten vermeiden“, erklärt Ruslan Stognienko. Drohnen verkürzen so die Inspektions- zeiten und senken die Kosten. Jeder der Multicopter bei Heidelberg Materials ist laut Stognienko ein Hightech-Pro- dukt mit zahlreichen Senso- ren, die je nach Einsatzgebiet ausgewählt werden: Farb- und Wärmebildkameras, LiDAR- Sensoren (LiDAR = eine Tech- nik der Entfernungsmessung durch Laserimpulse; Anm. d. Red.) zur 3D-Modellierung und Ultraschallsensoren zur
Denkbar ist für uns der Test autonomer
Drohnen- Systeme.
Ruslan Stognienko, Heidelberg Materials
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