IHK-Magazin Ausgabe 6/2025

TITELTHEMA | TECHNOLOGIETRANSFER

Vier Fragen an … IHK-Technologieberater Thilo Schenk

Aufgabe genau definiert und das Minimalziel formuliert werden. Außerdem muss eine frühzeitige Abstimmung mit den Professoren erfolgen.

gelöst haben‘. Die Professo- ren an den Universitäten und Hochschulen brauchen für die Umsetzung Zeit, zumal wenn sie nach geeigneten Studierenden suchen müssen und eine komplexe Aufgabe gelöst werden soll. In diesem Dilemma sowie der wichtigen Frage nach dem Umgang mit geistigem Eigentum spielt unser IHK-Team häufig die Rolle des Übersetzers. Der Unternehmer will für sich eine individuelle, geschützte wollen ihre Ergebnisse möglichst breit in Fach- publikationen ver- öffentlichen. Was den Zeitfaktor betrifft, also um Lösung, die Hochschu- len hingegen die Spanne zwischen Problem- stellung und Lösung möglichst gering zu halten, muss die

1. Herr Schenk, wie ist es um die Innovations- fähigkeit der Unternehmen in unserer Region bestellt? Thilo Schenk: Wir sind be- kannt für starke Mittelstands- unternehmen, auch wenn die Innovationsstärke in den ver- gangenen Jahren nachgelas- sen hat. Umso wichtiger ist es, dass mit dem Transfer neuer Technologien als Treiber von Wachstum neues Wissen, neue Methoden in die Unternehmen gebracht werden.

Innovationen können nicht nur von den Hoch-

Thilo Schenk und seine Kollegen haben bereits über 1.500 Unternehmen zum Technologie - transfer beraten.

4.

schulen kommen, sondern auch von anderen Unter- nehmen. Wie finden die zueinander? Schenk: Über Netzwer- ke! Diese helfen aktiv, den Technologietransfer voranzu- treiben. Allerdings zeigt die aktuelle IHK-Resilienz-Studie in diesem Zusammenhang ein großes Problem auf: In unserer Region gibt es unglaublich vie- le Ideen, aber daraus entste- hen am Ende zu wenig echte Innovationen, die auf den Markt kommen. In den USA existieren beispielsweise große Alumni-Netzwerke, die dazu beitragen, dass Forschungs- ergebnisse in die Praxis, in die Unternehmen getragen werden.

Können Sie das näher erläutern?

2.

Schenk: Der anwendungsna- he Technologietransfer sieht ja den Transfer von wissen- schaftlichen Erkenntnissen der Hochschulen beziehungsweise Forschungsinstitute in die Betriebe vor. Es kommt aber immer wieder auch vor, dass Hochschulen auf der Suche nach Unternehmen sind, um geplante Forschungsprojekte realisieren zu können. Ich habe einmal ein Unternehmen be- raten und wollte den Kontakt zu Hochschulen herstellen, da sagte der Geschäftsführer: ‚Das ist nicht nötig, die Professoren kommen zu uns‘. Gerade in un- serer Rhein-Neckar-Region gibt es viele Hidden Champions, die wenig beachtet, aber in ihren Nischen hochspezialisiert und professionell tätig sind. Unternehmen und Forschungsinstitute haben bei der Zusammen- arbeit unterschiedliche 3. Vorstellungen. Wie finden beide Seiten da zusammen? Schenk: Da kann es in der Tat unterschiedliche Erwartungs- haltungen geben. Der Unter- nehmer sagt: ‚Ich habe ein Problem, das will ich schnell

Warum sich Forschungskooperationen lohnen – sechs Gründe:

Womöglich sitzen zwei Unternehmen wenige Kilo- meter Luftlinie voneinander entfernt, die sich gut er- gänzen würden, nur sie kennen sich nicht.

1. Weil keine Investitionskosten für Testgeräte oder Prüfstände benötigt werden. 2. Weil sich eigene Wissenslücken beim Einsatz neuer Technologien schließen lassen. 3. Weil man so fremde Kompetenzen für den Aufbau des internen Know-hows nutzt. 4. Weil man die Attraktivität des Unternehmens bei Studenten steigert, denn sie können als Forschungsbeteiligte von Anfang an dabei sein. 5. Weil sie fundierte Entscheidungen durch eine unabhängige Fremdperspektive ermöglichen. 6. Weil so Kontakte zu anderen potenziellen Partnern in anderen Netzwerken entstehen.

Thilo Schenk

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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2025

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