AUS DER IHK
UNTERNEHMENSNACHFOLGE Es droht ein „Verlust wirtschaftlicher Substanz“
Die Nachfolgekrise verschärft sich: Noch nie wollten so viele Unternehmerinnen und Unternehmer ihren Betrieb übergeben oder notfalls schließen. Denn es fehlen Nachfolger.
D as Verhältnis in den Bera- tungen der IHKs liegt bun- desweit bei 9.600 Über- gebern zu 4.000 potenziellen Übernehmern. Die Konsequenz: Über 250.000 Betriebe sind in den nächsten zehn Jahren gefährdet. Besonders betroffen: Gastgewerbe, Handel, Verkehrs- branche, Dienstleister und IT. Das sind zentrale Ergebnisse des diesjährigen DIHK-Reports Unternehmensnachfolge, der auf mehr als 50.000 persönli- chen Kontakten sowie Bera- tungs- und Informationsgesprä- chen der 79 IHKs beruht. Auch im Bezirk der IHK Rhein- Neckar spiegeln sich diese Trends wider: In den Nachfol- geberatungen kommt rechne- risch lediglich ein Übernehmer auf vier Übergeber. Die Zahl der in den kommenden drei Jahren zu übergebenden Unterneh- men in der Region schätzen die IHK-Nachfolgeexperten auf 5.000. „Diese Entwicklung ist beunruhigend. Jedes gesunde Unternehmen, das vom Markt verschwindet, bedeutet einen Verlust an wirtschaftlicher Substanz, an Arbeits- und Aus- bildungsplätzen, an Zukunfts- chancen“, kommentiert IHK- Präsident Manfred Schnabel. Hinzu kämen Probleme entlang komplexer Wertschöpfungsket- ten und negative Auswirkungen auf Kommunen, wenn wichtige Angebote und Dienstleistun- gen vom Markt verschwinden. „Das ist die neue Normalität:
Nachfrage heißt heute nicht mehr, dass sich am Markt automatisch ein entsprechen- des Angebot bildet. Dazu sind die Rahmenbedingungen zu schlecht und die strukturellen Herausforderungen viel zu groß“, erklärt der IHK-Prä- sident. Zu diesen belastenden Faktoren zählen insbesondere die hohen Kosten für Arbeit und Energie, eine überborden- de Regulatorik, hohe Steuern und ein insgesamt zu wenig unternehmens- und grün- dungsfreundliches Umfeld. „Der politische Handlungs- bedarf liegt auf der Hand: Wir brauchen bessere Rahmen- bedingungen für alle Unter- nehmen. Vor allem bei den Kosten und bei der Regulatorik muss die Politik rasch liefern. Das wäre ein wichtiger Bau-
stein, um mehr Nachfolgen zu ermöglichen“, resümiert der Schnabel. Die IHK Rhein-Neckar unter- stützt Übergabeprozesse mit dem Moderatorenprogramm Unternehmensnachfolge. Übergeberinnen und Überge- ber sowie potenzielle Überneh- merinnen und Übernehmer erhalten kostenfreie und indi- viduelle Begleitung. Im Jahr 2024 wurden 37 Intensiv- beratungen und 135 Kurzbe- ratungen durchgeführt. Über Veranstaltungen zum Thema Unternehmensnachfolge er- reichte die IHK 800 Perso- nen. INFO: Sie suchen einen Nach- folger? Jetzt IHK-Angebot in Anspruch nehmen: ihk.de/rhein-neckar/nachfolge
5.000 UNTERNEHMEN brauchen in den kommenden drei Jahren in der Rhein-Neckar- Region einen Nachfolger. QUELLE: IHK RHEIN-NECKAR
Industrieunternehmen gesucht 2024: So viel Prozent der beratenen Nachfolgeinteressenten suchen Betriebe in der jeweiligen Branche
32%
Industrie Handel
18%
13%
personenbezogene Dienstleistungen Hotellerie/Gastgewerbe/Tourismus unternehmensbezogene Dienstleistungen Informations- und Kommunikationstechnik
12%
11%
6%
Verkehr/Logistik Finanzwirtschaft Sonstige Branchen
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2%
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QUELLE: DIHK
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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2025
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