IHK-Magazin Ausgabe 6/2025

AUS DEN UNTERNEHMEN

HAWO Wenn verpacken, dann nachhaltig Innovationsfreude und Kundenorientierung brachten der Obrigheimer hawo GmbH weltweit Erfolg in der Produktion von Siegelgeräten. H igh-Tech-Verpackungen und Kartoffelschalen – wie passt das zusammen?

Verpackungsbranche übliche, hohe Plastikverbrauch ließ dem rührigen Unternehmen keine Ruhe. „Fünf-Sterne- Hotels mit Nachhaltigkeits- siegel wollen ihren Gästen die gereinigte Wäsche nicht in einem Plastiksack in den Schrank hängen. Wir fragten uns deshalb: Gibt es da nichts Besseres?“, berichtet der Sohn des Unternehmensgründers und heutige Geschäftsfüh- rer Christian Wolf. „Das war der Zünder für unsere Suche nach einem nachhaltigen Plastik-Ersatz.“ Sogenanntes Bio-Plastik war dabei ebenso tabu wie Materialien aus Soja, Mais, Zuckerrohr oder anderen Lebensmitteln. Fündig wurde man im Jahr 2020 quasi vor der Haustüre mit dem eingangs erwähnten Kartoffel-

die Kartoffelschale, fällt in der industriellen Verarbeitung der Knollen massenhaft an“, erläu- tert Christian Wolf. Viele hawo- Modelle und auch die Anlagen zahlreicher Mitbewerber kön- nen das Produkt verarbeiten. Landet die Folie doch im Rest- müll, verbrennt sie CO 2 -neu- tral. Wolfs Fazit: „Heute wissen wir: Wir brauchen kein Plastik, es gibt genügend nachhaltige Alternativen. Nur der Medizin- bereich hinkt noch hinterher. Hier steht die Patientensicher- heit im Mittelpunkt. Und die Hersteller brauchen aufgrund geltender Normen und Richt- linien traditionell länger für die Einführung neuer Produkte. Aber wir bleiben dran.“ Weiter geforscht und entwickelt wird auch an den Siegelgeräten. Auch sie sollen noch nachhal- tiger werden, unter anderem durch mehr Energieeffizienz und weniger Verschleißteile aus Kunststoff. Mit dem „SealBot“, einem Verpackungsroboter, verwirklichte Christian Wolf im Ok- tober 2024 seine Vision eines voll- automatischen Verpackungs- prozesses. „Der Proto- typ stieß beim Jahres- kongress der Deutschen Gesellschaft für Steril- gutversorgung auf riesiges Interesse. Damit zeigen wir, was wir können, und welche

hawo macht es vor: Gemeinsam mit einem Partnerunternehmen entwickelte das Obrigheimer Unternehmen „Organix“, ein or- ganisches, atmungsaktives und kompostierbares Verpackungs- konzept aus Kartoffelstärke- Granulat. Inzwischen wird die Bio-Folie vielfach eingesetzt und nachgefragt. Begonnen hat hawo als klas- sischer Maschinenbauer. Vor einem halben Jahrhundert wagte Hans Wolf den Schritt in die unternehmerische Selb- ständigkeit und gründete die hawo GmbH. Zunächst kon- zentrierte er sich auf die Ent- wicklung von Verpackungs- maschinen für Textilien; kurze Zeit später erfand er die ersten Siegelgeräte zum Verpacken von Medizinprodukten wie zum Beispiel Operationsbe- steck. Beim „Siegeln“ werden zwei Kunststofffolien so mit- einander verschweißt, dass der Inhalt darin dicht, sicher und hygienisch verschlossen ist. Die Kunden des Mittel- ständlers kommen heute vor allem aus der Medizintechnik, dem Gesundheitswesen und der Textilindustrie. Aber auch Textilreinigungen und Hotel- ketten zählen zum Kunden- stamm. Zuletzt legte das Team aus Obrigheim einen besonde- ren Fokus auf Nachhaltigkeit. Solarstrom aus eigener Pro- duktion, E-Fahrzeuge und Online-Konferenzen sind bei hawo Teil der Nachhaltigkeits- strategie. Und auch der in der

ZAHLEN UND FAKTEN 1975 gegründet 90 Mitarbeiter 17 Millionen Euro Umsatz

Hawo-Geschäfts - führer Christian Wolf präsentiert eine Verpackung für chirurgische Robo - ter-Instrumente.

stärke- Granu- lat. „Der Grund-

stoff,

Innovationen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis kommen“, ist Wolf stolz.

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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2025

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