In mir haben diese Stories unzählige Erinnerungen wachgerufen an die Zeit, als Juanita und ich in den letzten Jahr- zehnten damit begannen, in zahlreichen Zusammenkünften mit dem World Café zu experimentieren – mit kleinen und mit großen Gruppen, in Ost und West, Nord und Süd. Im Laufe dieser Erfahrungen hat mich immer wieder verblüfft, wie leicht und einfach ein World Café-Dialog zustande kommt und wie rasch die Menschen sich auf intensive und tief empfundene Gespräche einlassen. Hierzu bedarf es keiner formellen Anweisungen, wie es bei den meisten Organisationsentwick- lungsmethoden oder Gruppenverfahren sonst üblich ist. Und dies deutet bereits auf etwas Wichtiges hin: Das World Café ist keine Technik. Es ist die Einladung, miteinander auf eine Weise umzugehen und zu kommu- nizieren, die bereits Teil unserer Natur ist. Auch die Kraft und die nachhaltige Wirkung vieler World Café-Diskussionen versetzen mich stets aufs Neue in Er-
druck auf folgenden einfachen Nenner: „Ich bin immer wieder verblüfft, was ein kollektiver Lernprozess alles hervorzubringen vermag.“ Auch die Einfachheit und Eleganz des ganzen Prozesses und somit seine problemlose Übertragbarkeit haben mich beeindruckt. Mir fallen nur sehr wenige Prozesse ein, die es in gleichem Maße fertig bringen, Menschen zum gemeinsamen Denken anzuregen – ob Führungskräfteretreats, Budget- und Planungsmeetings, Großgruppen-Konferenzen mit 1000 Teilnehmern oder Gemeindeausschüsse, wo Menschen zusammenkommen, um gemeinsam das Umfeld zu gestalten, in dem ihre Kinder heranwachsen werden. Das World Café ist jedoch nicht nur ein zuverlässiges Verfahren, um kollek- tive Kreativität sichtbar werden zu lassen. Es ist darüber hinaus auch eine starke Metapher für eine Wandlung unserer Denkweise im Hinblick auf unsere Arbeit im Allgemeinen und die Gründe für den Erfolg und oder das Versagen einer Organisation bei der Nutzbarmachung kollektiver Kreativität im Besonderen. Stellen wir uns einmal mehrere formelle oder informelle Teams vor, deren Zusammenarbeit darin besteht, in einem großen Café „Tischgespräche“ zu führen ... wo die Team-Mitglieder miteinander inter- agieren, indem sie zwanglos von einem Cafétisch zum anderen wandern und sich in einem Netz von Gesprächen untereinander austauschen und gegen- seitig beeinflussen.
staunen. Nach Abschluss einer dreitägigen Zusammenkunft von
vierzehn Führungskräften, die intensive Café-Gespräche geführt hatten, brachte Arie de Geus, einer der Wegbereiter des organisationalen Lernens, seinen Ein-
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