Junge Menschen und Freiwilligenarbeit, 10
(2021) offenlassen, ist, ob der Lösungsansatz der Organisation ebenfalls eine wichtige
Rolle in der Überzeugung spielt.
Jardim und Marques da Silva (2018) halten fest, dass Jugendliche am stärksten von
den Konsequenzen des gesellschaftlichen Wandels betroffen sind. Als Reaktion auf diese
Bedingungen leisten sie dann zum Beispiel freiwillige Arbeit. Ein Hauptgrund dieser Reak-
tion sehen sie im individuellen Nutzen für das persönliche und berufliche Leben. Die Frei-
willigenarbeit stellt sich als eine Möglichkeit heraus, den anhaltenden Herausforderungen
und Zwängen der Gesellschaft zu entkommen und sie zu überwinden. Drei Resultate fas-
sen Jardim und Marques da Silva (2018) als Motivationsgründe für Jugendliche zusam-
men. Die Freiwilligenarbeit als Ausweg aus Arbeitslosigkeit und Unsicherheit, Freiwilligen-
arbeit als Chance für die Entwicklung von Fähigkeiten und zur Bereicherung des Lehr-
plans und Freiwilligenarbeit als Gelegenheit zum Reisen und zum Kennenlernen von Men-
schen aus anderen Kulturkreisen. Insbesondere Zweiteres und Dritteres könnte für SAM
global spannend für die Überzeugung junger Menschen sein.
Darstellung der wissenschaftlich-theoretischen Grundlagen
Um die Fragestellung fundiert zu beantworten, wird im folgenden Kapitel auf die wis-
senschaftlich-theoretischen Grundlagen näher eingegangen.
Bedingungen für einen Freiwilligeneinsatz und der Einfluss des Wertewandels
Freiwilligeneinsätze sind nicht nur für eine Gesellschaft von Bedeutung, das Indivi-
duum profitiert selbst ebenfalls. Wie Wehner et al. (2018) festgestellt haben, wird die Iden-
tität durch Spass , Anerkennung und Impulse während des Freiwilligeneinsatzes geprägt.
Dies wiederum sind gute Voraussetzungen für die Wahl eines Freiwilligeneinsatzes, wie in
Studien festgestellt wurde (Freund, 2019). Denn die Bedeutsamkeit der Tätigkeit, Sinnge-
nerierung, Generativität und Anerkennung sind wichtige Faktoren für das Ausüben der
Freiwilligenarbeit (Wehner & Güntert, 2015). Das Erleben von Sinn und die Wertebasiert-
heit in der Freiwilligenarbeit werden als hohe psychologische Qualität und Merkmale ge-
nannt (Studer & von Schnurbein, 2012).
Wie Grosse (2006) schreibt, hat während der letzten Jahrzehnte ein Wertewandel in
reichen Gesellschaften stattgefunden. Pflicht- und gemeinschaftsbezogene Werthaltungen
haben abgenommen, individuell-hedonistische hingegen haben zugenommen. Hedonisti-
sche Lebensweisen werden als eher egoistisch betrachtet. Diese Werthaltungen erheben
den Anspruch auf Autonomie, Selbstentfaltung und mehr Lebensqualität. In Situationen,
wo sich Menschen für oder gegen eine Tätigkeit entscheiden können, wirkt sich dieser
Wandel gemäss Grosse (2006) besonders stark aus. Gleichzeitig haben empirische
Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online