Transferarbeit_Luisa Vonarburg_öffentlich

Junge Menschen und Freiwilligenarbeit, 14

Nur ähnliche beziehungsweise weniger wichtige Funktionen abzudecken, reicht gemäss

Clary et al. (1998) nicht. Wie Wehner und Güntert, 2015 herausgefunden haben, erweist

sich zusätzlich die Erlebnisfunktion bei jüngeren und kurzfristig Engagierten als wesent-

lich. Somit wird das Problem der Dichotomie von Altruismus und Egoismus überwunden.

Dieser funktionale Ansatz von Clary et al. (1998) wurde aufgrund der losen theoreti-

schen Fundierung der Funktionen kritisiert. Für eine ausführliche Diskussion der Kritik wird

auf Clary et al. (1998) verwiesen.

Zusätzlich und abschliessend wird darauf hingewiesen, dass Freiwilligenarbeit inner-

halb der psychologischen Forschungsparadigmas lange als spezifische Form pro-sozialen

Verhaltens verstanden wurde. Jedoch konzentrierte sich die Forschung zu prosozialem

Verhalten vermehrt auf spontanes Hilfeverhalten, was von der Freiwilligenarbeit klar abzu-

grenzen ist (Bierhoff, 2009).

Entscheidend für die Dauer und Häufigkeit eines Freiwilligeneinsatzes

Wie Davis et al., (2003) festgestellt haben, kann Zufriedenheit die Zahl der geleiste-

ten Stunden vorhersagen, nicht aber die längerfristige Dauer der Freiwilligenarbeit.

Chacón et al. (2007) nehmen an, dass Zufriedenheit vor allem zu Beginn entscheidend für

das Weiterführen der Freiwilligenarbeit ist. Zu wichtigen Befunden kamen Chacón et al.

(2007). Sie fanden heraus, dass das organisationale Commitment zusammen mit der Rol-

lenidentität wichtige Variablen für die Dauer eines Einsatzes sind. Kelle et al. (2021) halten

fest, dass die zeitliche Einbindung in die Freiwilligenarbeit stark mit den persönlichen Le-

bensumständen, der Lebensphase und den Anknüpfungspunkten für die Freiwilligenarbeit

zusammenhängen. Geschlecht, Alter, Bildung und Familien- und Berufs-leben spielen da

eine wichtige Rolle. Auch die Lebensphase ist entscheidend für die zeitliche Gestaltung.

Eine höhere zeitliche Einbindung in die Freiwilligenarbeit lässt sich für Personen, die sich

noch in der schulischen oder beruflichen Ausbildung befinden, erwarten (Simonson et al.,

2021). Wie Alscher et al. (2021) herausfanden, hat jeder zweite Verein Schwierigkeiten,

Engagierte für längerfristige Einsätze zu finden.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die oben erwähnten Ergebnisse sich

zwar auf Freiwilligenarbeit im Heimatland beziehen, ein allgemeiner Wandel der Zeit-ver-

wendung dennoch ganzheitlich festzustellen ist. So wird angenommen, dass dies auch auf

Organisationen, die im Ausland tätig sind, zutrifft.

Nachfolgend eine Übersicht in der Abbildung 3 zu genannten Gründen, weshalb Frei-

willigenarbeit nicht geleistet wird (Arriagada & Karnick, 2021):

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