EUROPA
GROSSBRITANNIEN Neuer Haushalt wird zum Balanceakt
schließlich der schrittweisen Abschaffung von Steuer- privilegien für Steuerausländer und Erhöhungen bei der Erbschaftssteuer. Die prognostizierten Mehreinnahmen von insgesamt 40 Milliarden Pfund sollen primär in öffentliche Dienste und Investitionen fließen, darunter der Ausbau des staat- lichen Gesundheitswesens, die Förderung des sozialen Wohnungsbaus und Investitionen in Bildung. Insgesamt ist eine reale Erhöhung der Staatsausgaben um 1,7 Prozent geplant. In der jüngsten Umfrage der AHK Großbritannien wünschten sich die Unternehmen von der britischen Regierung vorwiegend Maßnahmen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und verstärkte Investitionen in Zu- kunftsindustrien, Infrastruktur, Forschung und Bildung. Der Wunsch nach einer restriktiveren Haushaltspolitik war relativ gering. AHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ulrich Hoppe betont aber, dass im Gegenzug auch viele erwarten, dass die vorgestellten und grundsätzlich vielversprechen- den Strategien zur Erhöhung des Wirtschaftswachstums auch konsequent umgesetzt werden. Der neue Haushalt der Labour-Regierung steht vor einem Balanceakt. Einerseits bricht er mit einigen Wahlverspre- chen, insbesondere mit der Zusage, die Arbeitskosten nicht zu erhöhen. Andererseits ermöglichen flexiblere Schulden- regeln mehr Spielraum für Investitionen, was jedoch nicht unumstritten ist. Die Regierung muss nun die schwierige Aufgabe bewältigen, Wirtschaftswachstum und soziale Gerechtigkeit in Einklang zu bringen. Kritische Stimmen äußern Bedenken, dass die höheren Kosten für Arbeitgeber Lohnerhöhungen erschweren und die Wettbewerbsfähig- keit britischer Unternehmen auf dem internationalen Markt beeinträchtigen könnten. Zudem stehen große Pro- jekte an, wie die Energiewende, die Reform des Gesund- heitssystems und die Modernisierung der Infrastruktur. Auch vermehrte Investitionen in Bildung sind nötig, denn viele Unternehmen leiden unter dem Fachkräftemangel. Diese ehrgeizigen Vorhaben erfordern ein stabiles Wirt- schaftswachstum, um die Regierung nicht vor enorme Herausforderungen zu stellen. gov.uk/GTAI/AHK
Die britische Schatzkanzlerin Rachel Reeves am 30. Oktober 2024 bei ihrer ersten großen Haushaltsrede im Unterhaus: Die geplanten Steuererhöhungen sollen vor allem in öffentliche Dienste und staat - liche Investitionen fließen.
Die britische Regierung hat mit ihrem neuen Staats- haushalt einen ambitionierten Kurs eingeschlagen, der soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität in Einklang bringen soll. Zentrale Maßnahmen wie die Erhöhung des Mindestlohns von 11,44 auf 12,21 Pfund pro Stunde zielen darauf ab, die Kaufkraft von Geringverdie- nern zu stärken und die Konjunktur anzukurbeln. Gleich- zeitig stellt diese Entscheidung, die ab dem 6. April 2025 wirksam wird, insbesondere kleinere Unternehmen vor finanzielle Herausforderungen. Eine umstrittene Neuerung ist die Anhebung der Sozial- versicherungsbeiträge für Arbeitgeber um 1,2 Prozent- punkte auf 15 Prozent. Zusammen mit der Absenkung der Beitragsbemessungsgrenze von 9.000 auf 5.000 Pfund, sollen so zusätzliche Staatseinnahmen von 25 Milliarden Pfund erzielt werden. Ebenfalls ansteigen wird die Kapitalertragsteuer. Der Basissatz wurde bereits mit Wirkung ab dem 30. Oktober 2024 von 10 auf 18 Prozent und der höhere Satz von 20 auf 24 Prozent erhöht. Zudem sieht der Haushalt eine verstärkte Besteuerung wohlhabender Gruppen vor, ein-
Spezialseite der britischen Regierung zum Autumn Budget 2024 :
gov.uk/government/publications/autumn-budget-2024
Ergebnisse der Herbstumfrage der AHK Großbritannien:
grossbritannien.ahk.de/deutsch-britische-umfrage
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IHK Global Business 12/2024
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