TITELTHEMA | RHEIN-NECKAR
LANDRAT IM INTERVIEW „Wir wollen bis 2035 klimaneutral sein“ Wie unterstützt der Rhein-Neckar-Kreis Betriebe bei der Digitalisierung? Welche Pläne gibt es bei Energieversorgung? Landrat Stefan Dallinger gibt Antworten.
Worin liegen die besonderen wirtschaftlichen Stärken des Rhein-Neckar-Kreises? Landrat Stefan Dallinger: Der Rhein-Neckar-Kreis ist das Land Baden-Württem- berg im Kleinen, mit starken urbanen, aber auch ländli- cheren Bereichen und einem sehr guten Branchenmix. Unser starkes produzieren- des Gewerbe umfasst große Unternehmen von Weltrang und Zulieferer der Auto- mobilindustrie, hinzu treten Hidden Champions und ungefähr 10.000 Dienstleis- tungsbetriebe. Für diese Unternehmen ist gutes Internet unabdingbar. Dallinger: Das stimmt und deshalb haben wir den Breitbandausbau energisch vorangetrieben: Der Backbone (Hauptstrang des Glasfaser- netzes, Anm. d. Red.) steht, die 54 Städte und Gemeinden und alle Kreisliegenschaften sind miteinander verbunden. Die wesentlichen Gewerbege- biete und alle Schulen sind im Vollausbau, die Wohngebiete folgen. So können wir auch das Smart-City-Projekt im Rahmen der Smart-Region- Strategie der Metropolregion Rhein-Neckar verwirklichen. Dieses Programm zielt auf die Revitalisierung der Innen- städte, indem es Co-Working unterstützen und Leerstände vermeiden will.
Wie sieht es aus beim Fach- kräftemangel? Dallinger: Die Region ist in der Ausbildung stark auf- gestellt, unsere Kreisschulen sind in einem hervorragenden Zustand. Außerdem sprechen wir über unsere Jugendberufs- agentur jene Jugendliche an, die keinen direkten Zugang zur Ausbildung gefunden haben. Ebenso fördern wir den Quereinstieg: An der Helen- Keller-Schule in Weinheim qualifizieren wir zum Beispiel Erzieherinnen und Erzieher mit dem landesweit einzigarti- gen Programm „Direkteinstieg Kita“. Diesen erleichterten Quereinstieg kann ich mir auch für andere Berufe vorstel- len, etwa bei der Installation von Photovoltaik-Anlagen oder Wärmepumpen. Und schließ- lich fördern wir über das Gründerinnennetzwerk Rhein- Neckar gezielt Gründerinnen. Und wie ist die Situation bei der Energiewende? Dallinger: Als Eigentümer von Immobilien haben wir uns zum Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu sein. Dazu gehört auch die Versorgung mit erneuerbaren Energien, etwa über die Photovoltaik- Anlagen auf dem Dach. Und mit den AVR-Unternehmen leisten wir Beiträge, die über den Eigennutzen hinausgehen. So haben wir in Sinsheim eine Bioabfallvergärungsanlage
Stefan Dallinger ist seit 2010 Landrat des Rhein-Neckar-Kreises.
gebaut, deren Biogas in das Erdgasnetz eingespeist wird. Darüber hinaus sind wir als Kreis nicht nur selbst an groß- flächigen Photovoltaik-Anla- gen beteiligt. Wir wollen auch Investoren durch schnellere Genehmigungsverfahren bei der Projektierung von Photo- voltaik- oder Windkraftanlagen unterstützen. Und im Sommer 2023 startet unsere große Kli- maschutzoffensive, durch die wir den Einwohnerinnen und Einwohnern des Kreises dabei helfen wollen, eigenständige Initiativen zum Klimaschutz zu entwickeln.
555.352 EINWOHNER hatte der Rhein- Neckar-Kreis 2022 QUELLE: STATISTISCHES LANDESAMT BADEN- WÜRTTEMBERG
12
IHK Magazin Rhein-Neckar 05 | 2023
ihk.de/rhein-neckar
Made with FlippingBook Learn more on our blog