TIPPS
HOCHWASSER UND STARKREGEN So schützen sich Betriebe
UMWELT & ENERGIE
TIPP 3: Kritische Infrastrukturen besser schützen Durch Hochwasser sind viele kritische Infrastrukturen betroffen: Krankenhäuser, Feuerwehrstationen, Straßen und Schienen, Stromtrassen und Wasserleitungen liegen oft innerhalb der Überflutungszonen. Das könne durch den Ausfall einzelner Infrastrukturen über Kaskadeneffekte zur Störung ganzer Sektoren führen. Umso wichtiger sei es, so Prof. Dr. Alexander Fekete von der Techni- schen Hochschule Köln, die Abhängigkeiten zu analysieren, Rückfallebenen und Backups aufzubauen und die Vorsorge zu intensivieren. Dabei könnten schon einfache Maßnahmen helfen: Transformatorkästen höher hängen statt ebenerdig zu positionieren und genü- gend Treibstoff für die Notstromversorgung bereit zu halten. Hinweis für Unternehmen: Hochwasser können rasch zum Zusammenbruch der Stromversorgung führen. Ist ein Betrieb auf eine kontinuierliche Produktion angewiesen, sollten funktionsfähige Notstromaggregate und die entsprechenden Treib- stoffe hochwassersicher aufgestellt bzw. gelagert werden. TIPP 4: Resilienz der Gesellschaft erhöhen Bei bestimmten Hochwasserereignissen versagen alle Schutzmaßnahmen, folglich werden Gebäude und Infrastruktur weitflächig zerstört. Umso wichtiger ist dann die soziale Resilienz, die Widerstands- und Regenera- tionsfähigkeit von Gesellschaften. Prof. Dr. Christian Kuhlicke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig sieht in kommunikativen Maßnahmen aller staat- lichen Ebenen wichtige Möglichkeiten, die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft zu stei- gern, etwa durch Aufklärung über Schutzmög- lichkeiten oder die Implementierung sozialer Normen zur Vorsorge. Hinweis für Unternehmen: Gemeinsam sorgt es sich leichter vor. Initiativen der Unternehmen vor Ort zur gemeinsamen Vorsorge können dabei helfen, im Ernstfall die Schäden und Zeiten der Produktions- unterbrechung zu begrenzen.
IM MAI TRAF ES ITALIEN. Unwetter verwüs- teten durch Überschwemmungen und Erd- rutsche die Emilia-Romagna. Wie können sich Unternehmen auf solche Katastrophen vor- bereiten? Antworten gab es beim von der IHK mitorganisierten Hochwasserschutzforum der Metropolregion Rhein-Neckar. TIPP 1: Hochwasservorhersagen durch neue Modelle verbessern Dr. Sergiy Vorogushyn vom Deutschen GeoFor- schungsZentrum in Potsdam sieht einen Grund für das überraschende Auftreten von Über- schwemmungen in ungenauen Hochwasserge- fahrenkarten. Der Forscher entwickelte deshalb ein rasterbasiertes Überflutungsmodell, in das ein digitales Geländemodell, Landnutzung so- wie Gebäudekataster einflossen. Dieses Modell und das daran anschließende Impact-Modell erlaube es, Überflutungsflächen und Fließ- geschwindigkeiten dynamisch zu simulieren sowie Aussagen über betroffene Gebäude bzw. Infrastrukturen und zu erwartenden Schäden zu treffen. So ließen sich Frühwarnung und Not- fallmaßnahmen besser planen. Das Modell soll jetzt zusammen mit den Hochwasserzentralen einiger Bundesländer in laufenden operationel- len Hochwasservorhersagen getestet werden. Hinweis für Unternehmen: Zukünftig kann dieses Modell auch dabei helfen, die Hochwassergefähr- dungslage von Betrieben genauer einzuschätzen. TIPP 2: Starkregenereignisse im Blick haben Neben Hochwasserereignissen sorgt Stark- regen immer wieder für großflächige Über- schwemmungen. Das Bundesamt für Kar- tographie und Geodäsie (BKG) arbeitet an einer deutschlandweiten Hinweiskarte für Starkregengefahren, die auf einem digitalen Geländemodell sowie Liegenschafts- und Landnutzungsdaten beruht und durch eine Vor-Ort-Prüfung ergänzt wird. Die Daten für Nordrhein-Westfalen sind bereits veröffent- licht, weitere Bundesländer sollen bald folgen. Hinweis für Unternehmen: Überschwemmungen durch Starkregen können auch abseits von Gewäs- sern auftreten. Die Starkregen-Hinweiskarte kann das betriebliche Risikomanagement unterstützen.
36,5% Der weltweit erfassten Naturkatastrophen- Ereignisse der vergan - genen 20 Jahre wurden durch Hochwasser hervorgerufen. QUELLE: STATISTA.COM
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IHK Magazin Rhein-Neckar 05 | 2023
ihk.de/rhein-neckar
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