EU / MERCOSUR
mit den Mercosur-Staaten in den letzten Jahren ausgebaut, wohingegen der Handel mit der EU nicht zulegen konnte. Doch nun ist die EU sogar der erste große Handelspartner, mit dem der Mercosur-Ver- bund ein solches Handels- abkommen beschließt. Der Abschluss der Verhandlungen ist somit der erste wichtige Schritt hin zu einem noch engeren wirtschaftlichen Aus- tausch, zur Beseitigung von Handelshemmnissen, zu mehr Planungssicherheit für Unter- nehmen und zu einem er- leichterten Waren-, Personen-, Kapital- und Dienstleistungs- verkehr. Für Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks bietet das Abkommen daher große Chancen. Stärkung der Position im globalen Wettbewerb Auch geopolitisch wäre das Abkommen ein enormer Gewinn für die EU und ihre Unternehmen. Aus Mercosur- Sicht rangiert die EU aktuell nach China und vor den USA auf dem zweiten Platz der wichtigsten Handelspartner. 2022 belief sich das Gesamt- handelsvolumen der EU mit den vier Mercosur-Staaten auf rund 120 Milliarden Euro. An- gesichts zunehmender geopoli- tischer Spannungen und wach- sender protektionistischer Maßnahmen verfolgt die EU mit dem Abkommen das Ziel, die Wirtschaftsbeziehungen zu Lateinamerika zu intensivieren und die Abhängigkeit Europas von großen Handelspartnern wie China oder den USA zu verringern. Allerdings steht die EU im Mercosur-Raum im Wettbe- werb mit diesen und anderen großen Volkswirtschaften. So baut China seine strategischen Beziehungen zu den Ländern Mittel- und Südamerikas kon- tinuierlich aus und verstärkt seine Präsenz in der Region
ZAHLEN UND FAKTEN ZUM MERCOSUR
Argentinien verfügt über die drittgrößten Lithiumvorkommen weltweit und spielt eine zentrale Rolle bei der Rohstoffsicherung. Ein Ziel des Mercosur-Abkommens ist es, Unternehmen den Zu- gang zu kritischen Rohstoffen zu erleichtern.
273 Millionen Einwohner (2024) 2,2 Billionen Euro Bruttoinlandsprodukt (2023) 53,7 Milliarden Euro Exporte von Waren in die EU (2023) 12,3 Milliarden Euro Export von Dienst- leitungen in die EU (2022) 55,7 Milliarden Euro Import von Waren aus der EU (2023) 28,2 Milliarden Euro Import von Dienst- leistungen aus der EU (2022) 384,7 Milliarden Euro Investitionsbestand aus der EU (2022)
räume zu liberalisieren, unter anderem durch den Abbau von Zöllen für Exporte und Importe sowie einen verbesserten Zu- gang zu den attraktiven Dienst- leistungsmärkten auf beiden Seiten. Zudem soll der Zugang zu kritischen Rohstoffen wie Lithium und Kupfer erleichtert werden, die für die Transforma- tion der Wirtschaft dringend benötigt werden. Außerdem sind künftige Änderungen in verschiedenen Rechtsbereichen vorgesehen, wie zum Bei- spiel beim Schutz der Rechte an geistigem Eigentum, die Harmonisierung von Umwelt- und Gesundheitsstandards und neue Normen für das öffentli- che Beschaffungswesen. Diese Vereinbarungen zur Handelsliberalisierung sind Teil des Assoziierungsabkom- mens zwischen der EU und dem Mercosur, das darüber hi- naus auch Prozesse im Bereich des politischen Dialogs und der Zusammenarbeit umfasst. Dazu zählen unter anderem die Verbesserung der Kooperation zu den Themen Einwanderung, Digitalisierung, Bildung und Forschung, Menschenrechte, Umweltschutz und Bekämp- fung von Terrorismus, Geldwä- sche und Cyberkriminalität.
mit Nachdruck. Auch die USA und weitere Industrienationen lassen ihrem wachsenden Interesse an Lateinamerika als Rohstofflieferant und Ab- satzmarkt zunehmend Taten folgen. Wenn das Handelsabkommen nun über die Ziellinie gebracht wird, kann sich die EU gegenüber den Mercosur- Staaten als verlässlicher, alternativer Handelspartner unter anderem zu China positionieren. Denn auch die Mercosur-Staaten könnten ihre Wirtschaftsbeziehungen durch die Kooperation mit der EU diversifizieren und somit ihrerseits Abhängigkeiten von anderen Handelsmächten vermeiden. Was beinhaltet das Abkommen? Mit dem EU-Mercosur-Ab- kommen soll eine der größten Freihandelszonen der Welt geschaffen werden, die einen Markt mit 718 Millionen Ver- brauchern und fast 25 Prozent des weltweiten Bruttoinlands- produkts (BIP) umfassen wür- de. Das Abkommen sieht vor, den Handel beider Wirtschafts-
QUELLE: EU-KOMMISSION
5
IHK Global Business 02/2025
ihk.de/rhein-neckar
Made with FlippingBook Learn more on our blog