IHK-Global Business Ausgabe 2/2025

EU / MERCOSUR

Weitere Vorteile: Abbau nicht-tarifärer Handelshemmnisse

Neben dem Abbau von Zöllen bietet das EU-Mercosur- Abkommen noch zahlreich weitere Vorteile. Dem Ab- kommen kommt etwa eine große rechtliche Relevanz für Unternehmen zu. Denn es schafft einen neuen Rechtsrah- men, der die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Wirtschaftsblöcken umgestaltet. Unter anderem sieht das Abkommen einen Abbau von Bürokratie und Kosten vor und vereinfacht die Verfahren für die Vermarktung von Waren und Produkten zwischen den beiden Regionen. Unternehmen aus dem Mercosur und der EU dürften außerdem eine größere Wettbewerbs- fähigkeit und einen besseren Zugang zum öffentlichen Be- schaffungsmarkt in den Teilnehmerländern erhalten, was für Sektoren wie Infrastruktur, Technologie und Dienst- leistungen besonders zentral ist. Vorgesehen ist zudem eine verstärkte Zusammenarbeit zur Beseitigung technischer Handelshemmnisse wie zum Beispiel doppelter Zertifizierungen. Das Abkommen enthält außerdem Klauseln, die den Patent- und Marken- schutz stärken. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schaffung zusätzlicher Mechanismen zur Beilegung von Handelsstreitigkeiten zwi- schen den Akteuren der beiden Blöcke, sowohl für Unter- nehmen als auch Regierungen. Dies erhöht die Rechtssi- cherheit für Betriebe, die im transatlantischen Handel tätig sind, da es die Vorhersehbarkeit verbessert und das Risiko von Rechtsstreitigkeiten insgesamt verringert.

Lichtblick für Unternehmen in schwierigen Zeiten: Die brasiliani- sche Industrie erhofft sich durch das Mercosur-Abkommen Wachs - tumsimpulse und Fortschritte beim Bürokratieabbau.

Bedeutung für Unternehmen: Abbau von Zöllen Rund 12.500 deutsche Unternehmen exportieren in den die Länder des Mercosur, 72 Prozent davon sind kleine und mittlere Betriebe. Die deutschen Ausfuhren in südame- rikanischen Wirtschaftsraum sichern nach Angaben der EU rund 244.000 Jobs in Deutschland, EU-weit sind es sogar 855.000. Allein der Wegfall von Zöllen zwischen den beiden Wirtschaftsräumen würde deutsche Unternehmen jährlich um Kosten in Milliardenhöhe entlasten. Mit Blick auf den Zollabbau ist es das größte Freihandelsabkommen der EU: Der Mercosur verpflichtet sich, die Zollsätze auf rund 90 Prozent der Importe von Industrieprodukten aus der EU senken. Im Gegenzug können rund 80 Prozent der Exporte von Industrieprodukten des Mercosur in die EU bereits mit Inkrafttreten des Abkommens zollfrei einge- führt werden. Der Zollabbau für Lieferungen aus der EU erfolgt je nach Produktgruppe teilweise in mehreren Stufen über längere Zeiträume. Konkret davon profitieren werden insbeson- dere Sektoren, die im Mercosur-Raum bisher sehr hohen Zöllen unterliegen (siehe Grafik). IHK-TIPP: Über die Datenbank Access2Markets können Sie prüfen, wie hoch die Zölle für Ihre Waren bei der Einfuhr in die einzelnen Mercosur-Staaten aktuell sind: trade.ec.europa.eu/access-to-markets/de/home

Hohe Hürden für europäische Hersteller Aktuelle Zollsätze der Mercosur-Länder auf EU-Produkte, bis zu …

Automobile

35%

Kleidung und Schuhe

35%

Spirituosen

35%

Milcherzeugnisse

28%

Wein

27%

Maschinen

20%

Schokolade, Süßwaren

20%

Chemikalien

18%

Pharmazeutika

14%

QUELLE: EU-KOMMISSION

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IHK Global Business 02/2025

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