Fruchtsalat. Deutsch-Griechische Sprachanimation

Diversitätsbewusste Haltung: ein praktisches Beispiel In einer Fortbildung von Sprachanimateur*innen im deutsch-polnischen Kontext wurde einmal die Aufgabe ge- stellt, im ersten Schritt Bilder von einem typischen Weihnachtsfest in den Teilnehmendenländern zu zeichnen. Ziel war es, damit verbundene Wörter zu lernen und den Teilnehmenden einen Einblick in die Weihnachtstraditio- nen des Partnerlandes zu ermöglichen. Während viele der Teilnehmenden Tannenbäume, Geschenke und Karpfen zeichneten, tauchte unter den Bildern auch Big Ben, der berühmte Uhrturm in London auf. Das führte zu Irrita- tionen, nicht nur bei vielen der Teilnehmenden, sondern auch beim anleitenden Team der Sprachanimateur*innen. Was war passiert und was hatte Big Ben mit Weihnachten zu tun? In der anschließenden Diskussion stellte sich heraus, dass eine Teilnehmerin Familienangehörige in London hatte und ihr typisches Weihnachten eben dort stattfand. Für die Gruppe der angehenden Sprachanimateur*innen war dies eine wichtige Lektion. Sie hatten bei der Vorbereitung der Methode ein stereotypisches Bild von Weihnachten im Kopf. Dass aber einige der Teilneh- menden ein ganz anderes Bild von Weihnachten hatten oder Weihnachten z.B. aus religiösen Gründen gar nicht feierten, wurde nicht bedacht. In diesem Fall führte die Aktivität zu einer spannenden und lehrreichen Diskussion, die den angehenden Sprachanimateur*innen wertvolle Erkenntnisse brachte. Aber das hätte auch anders ausgehen können, denn auch eine einfache Übung kann dazu führen, dass Teilnehmende sich ausgeschlossen fühlen oder gar nicht mit- machen, was sich negativ auf die Dynamik in der Gruppe auswirken und – schlimmer – Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen verstärken kann. Sensibilisierung der Teilnehmenden und der Sprachanimateur*innen Die Aufgabenstellung basierte auf der Annahme, dass es ein typisches Weihnachtsfest in beiden Ländern gibt. Dass auch nationale Gruppen heterogen sind und sich aus Individuen mit unterschiedlichen Traditionen, Religio- nen, Werten und Hintergründen zusammensetzen, wurde nicht berücksichtigt. Eine kleine Änderung in der Auf- gabenstellung dieser Aktivität könnte zu einem anderen Ergebnis führen: „Wie verbringt ihr die Weihnachtsfeier- tage?". Auch hier gäbe es Bilder mit Tannenbäumen und Fisch, aber Big Ben, ein Skiurlaub oder Bräuche anderer Religionen erhielten ebenfalls ihren Raum. 7 Neue Wörter zu lernen, also das Ziel der Sprachanimationsübung, bliebe bestehen, aber dazu kämen vielfältige persönliche, fröhliche und traurige Geschichten, die Gemeinsamkei- ten und Unterschiede über nationale Grenzen hinweg sichtbar machen würden und so diese starke Differenzlinie auflösen könnten. Dieses Beispiel zeigt die Verantwortung der Sprachanimateur*innen: Eine diversitätsbewusste Haltung ist eine wichtige Kernkompetenz. Oft sind Sprachanimateur* innen Erwachsene, was ihnen in der Arbeit mit Ju- gendlichen eine Machtposition verleiht. Als Moderierende sind Sprachanimateur*innen darüber hinaus in einer Vorbildfunktion. Sie setzen den Ton für den gemeinsamen Umgang miteinander. Die Worte und die Sprache, die sie nutzen, sind Teil der Realität, die von den jugendlichen Teilnehmenden übernommen wird. Aber auch die Wahl und die Umsetzung der Methoden spielen eine wichtige Rolle.

7 Anregungen dazu bieten: Toolbox Religion - Interreligiöse Kompetenz für internationale Jugendbegegnungen und Jugendreisen (2009) / Θρησκεία και κοινωνία. Θρησκεία και σύγχρονος κόσμος. Έντυπο Υλικό στα Θρησκευτικά β‘ ΕΠΑ. Λ. (2011).

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