IHK-Global Business Ausgabe 06/2023

AMERIKAS

USA Mehr glutenfreie Kost gefragt

sich auch im Handel. US-Einzelhänd- ler führen sogar glutenfreie Eigen- marken. Seit Ende 2021 verkauft etwa die Lebensmittelkette Hy-Vee solche Produkte unter dem Label „Good Graces“ in Illinois, Iowa, Kansas, Min- nesota, Missouri, Nebraska, South Dakota und Wisconsin. Der Handels- riese Target hat seit letztem Jahr eine Eigenmarke für vorgemixte Cocktails im Sortiment, die alle glutenfrei, ve- gan und frei von künstlichen Aromen und Süßungsmitteln sind. Das Glutenfrei-Segment dehnt sich auch auf Frühstücks- und Pausenge- richte, ja sogar auf Bier aus. Start-ups wie Naked Nutrition und Vukoo bie- ten zum Beispiel glutenfreie Protein- riegel an. Die Holidaily Brewing Com- pany aus Golden, Colorado, hat sich auf glutenfreie Biere spezialisiert und vertreibt diese nicht nur in mehreren US-Bundesstaaten – im vergangenen Jahr gab es sie sogar auf dem Münch- ner Oktoberfest. Auch in der San Francisco Bay Area setzen Brauereien verstärkt auf Biere aus Hirse, Buch- weizen, Reis und anderen gluten- freien Getreidesorten, allen voran Buck Wild Brewing (aus Oakland) und Otherwise Brewing (San Francisco). Agrarsektor baut glutenfreie Sorten an Um die Nachfrage bedienen zu können, bauen einige US-Landwir- te verstärkt Hafer, braunen Reis und Sorghumhirse an. Besonders letzte- res, bislang hauptsächlich als Vieh- futter verwendet, ist immer häufiger in Brot, Pfannkuchen, Muffins und Keksen enthalten. Ein in den USA noch junger Trend sind Milchalter- nativen aus Hülsenfrüchten. Da sie normalerweise laktose-, gluten-, soja- und nussfrei sind, eignen sie sich für verschiedene Allergiker. GTAI/IHK

Das Marktforschungsinstitut Renub Research schätzt den US-Markt für glutenfreie Lebensmittel 2022 auf 2,56 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2028 soll er auf 4,1 Milliarden US$ anwachsen. Die Analysten von Grand View Research gehen dagegen von rund 2 Milliarden US$ Marktvolumen 2022 aus, das bis 2030 auf 4,1 Milliar- den US$ steigen soll. Das Segment gilt als sehr wettbewerbsintensiv. Viele gut etablierte Unternehmen, die hohe Summen in Forschung und Entwick- lung investieren, sind darin aktiv, dar- unter Conagra Brands, General Mills, The Hain Celestial Group, Kraft Heinz Company und Kellogg Company. Das Südtiroler Unternehmen Dr. Schär hat darauf reagiert: Es will in den USA 2023 und 2024 eine zweite Fertigungslinie für glutenfreie Backwa- ren aufbauen. Dadurch soll sich die Pro- duktionskapazität des Unternehmens in den USA verdreifachen. Sein Werk im Bundesstaat New Jersey hat Dr. Schär bereits im November 2022 erweitert. Handel hat Eigenmarken im Programm Brot, Nudeln und Backwaren aus Weizenmehlalternativen verbreiten

Glutenfreie Lebensmittel liegen in den USA voll im Trend: Immer mehr Restaurants und Fast-Food-Lokale setzen glutenfreie Gerichte auf ihre Speisekarte. Sie werden nicht nur von Menschen nachgefragt, die das in Getreidesorten wie Weizen enthaltende Klebereiweiß nicht vertragen. Auch andere Konsu- menten entscheiden sich häufig für glutenfreie Alternativen. Das belegen Studien der Universität von Nebraska- Lincoln vom Mai 2019. Demnach schränken weit mehr Amerikaner ihren Glutenkonsum ein als sie dies aufgrund einer Unverträglichkeit müssten. Tendenz steigend. Tatsächlich ist das Potenzial allein in Systemgastronomie, Hotels und Bildungseinrichtungen riesig. So bietet zum Beispiel die kalifornische Kette In-N-Out Burger glutenfreie Burger an; zahlreiche Pizzerien glutenfreie Böden und Beläge. Laut Managementberatung Technomic will ein Viertel der US-Amerikaner solcher- art hergestellte Pizzen probieren. Eine Reihe von Firmen, darunter Bay State Milling, Banza, aber auch Großplayer wie Nestlé, bietet glutenfreie Alterna- tiven aus alten Getreidesorten, Reis- und Kichererbsenmehl an.

Glutenfrei ist Trend: Immer mehr US-Verbraucher greifen zu Backwaren aus alternativen Mehlsorten.

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