IHK-Global Business Ausgabe 06/2023

INDIEN

INTERVIEW „Indien wird immer wichtiger“

nicht als Produktionsver- lagerung aus Deutsch- land, sondern zur Ka- pazitätserweiterung und zur Erschließung

Indien wächst – nicht nur demographisch. Auch die

Ralf Rohmann, Geschäfts- führer der Maschinenfabrik Gustav Eirich.

Wirtschaft legt deutlich zu. 2022 wuchs sie mit 6,8 Prozent am zweit- stärksten unter den G20-Staaten. Ralf Rohmann, Geschäftsführer der Maschinenfabrik Gustav Eirich GmbH & Co. KG in Hardheim, kennt die Lage vor Ort gut. Wir fragten ihn nach Perspektiven und Herausforderungen. Herr Rohmann, Eirich blickt auf eine lange Firmengeschichte in Indien zurück. Welche Rolle spielt das Land für Ihr Unternehmen? Ralf Rohmann: Eirich ist jetzt seit über 20 Jahren aktiv in Indien. In die- ser Zeit ist der indische Markt immer wichtiger für die gesamte Gruppe ge- worden. Wir haben mit 500.000 Euro Umsatz in Indien begonnen, aktuell liegen wir bei 5 Millionen Euro und rechnen mit 15 bis 20 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren. Aktuell ziehen Sie von Mumbai nach Pune um. Was waren die Gründe? Rohmann: Schon seit einigen Jahren war klar, dass der Standort in Mumbai zu klein wird. Mumbai entwickelt sich zudem sehr stark zu einem Dienst- leistungszentrum, urbane Produk- tionsstandorte haben dort keine Überlebenschancen. Da ist Pune als Alternative in den Fokus geraten: eine sehr wirtschaftsstarke Region mit hoher Facharbeiterdichte, vielen internationalen und deutschen Unter- nehmen, einer sehr guten Infrastruk- tur und renommierten Universitäten mit Schwerpunkt für Ingenieure, Mechanik und Elektrotechnik. Welche Bedeutung hat der neue Standort für Ihr Unternehmen? Rohmann: In Pune werden wir Pro- dukte in Lizenz herstellen. Indien soll sich als Gruppenlieferant für verschie- dene Komponenten entwickeln und Engpässe in Hardheim ausgleichen. Unsere aktuelle Strategie setzt glei- chermaßen auf die Standorte in Indien und China. Ich möchte hier betonen,

weiterer Märkte in Asien und Afrika.

Mumbai geschlossen und alle Maschinen auf 30 bis 40 Trucks verladen und nach Pune transportiert. Nach einer Woche Pause für die Aufbau-

Welche Herausforde- rungen bringt so eine Standortverlagerung in Indien mit sich?

Rohmann: Die Grundstückssuche ging über die staatliche MIDC, die Maharashtra Industrial Development Corporation. Das Grundstück kann man nicht direkt erwerben, man er- kauft sich ein Recht auf 99 Jahre, mit der Option der Verlängerung. Zu den Auflagen zählt auch, dass die Investi- tion zu einem bestimmten Prozentsatz durch den ausländischen Shareholder, also die deutsche Muttergesellschaft oder einen Investor, abgesichert sein muss. Für uns war das kein Problem, wir wollten ja genau dieses Commit- ment eingehen. Für den Bau haben wir uns für einen Generalunterneh- mer entschieden, der direkt mit MIDC zusammenarbeitet. Zwischenzeitlich sind zwar zwei Unterlieferanten in- solvent gegangen, hier konnte aber schnell Ersatz gefunden werden. Wann wollen Sie in Pune starten? Rohmann: Wir sind voll im Zeit- plan: Am 30. Juni werden die Tore in

phase werden wir dort dann Anfang Juli die Produktion wieder aufneh- men. So ein Umzug birgt immer die Gefahr Mitarbeiter zu verlieren. Müssen Sie in Pune bei „Null“ anfangen? Rohmann: Gott sei Dank „nein“. Als wir 2019 unsere Pläne bekannt gege- ben haben, waren alle 120 Mitarbeiter von Eirich India begeistert und woll- ten mit umziehen. Inzwischen rech- nen wir damit, dass circa 70 Prozent mit nach Pune gehen. Wir unterstüt- zen beim Umzug, mit Reisepauscha- len, Sozialleistungen, Hilfe bei der Schulunterbringung und Anpassung der Arbeitszeiten. Unser langjähriger Geschäftsführer in Indien und die ge- samte Führungsebene ziehen mit um. Die meisten der Belegschaft sehen es als klare Wachstumsoption. Ich freue mich auf die feierliche Eröffnung unseres neuen Standortes Ende des Jahres in Pune.

Die Fabrik in Pune ist noch im Rohbau.

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