INDIEN
Geschäftsführer der Gustav Eirich Maschinenbau GmbH rechnet vor: „Das Kosten-Leistungsverhält- nis ist in Indien komplett anders als bei uns: In Deutschland fallen 80 Prozent Lohnkosten pro Ferti- gungsstunde und Tonne an und 20 Prozent Material. In Indien ist es umgekehrt.“ Der iPhone-Hersteller Apple ist aktuell das prominenteste Beispiel für eine Produktionsverlagerung von China nach Indien. Noch ist der welt- weite Anteil von iPhones aus Indien mit weniger als 5 Prozent eher gering. Aber schon 2025 kann er Analysten zufolge bei 15 Prozent liegen. Stefan Halusa, Hauptgeschäftsführer der AHK Indien, beobachtet seit 2022 ein wieder wachsendes Interesse deut- scher Unternehmen am indischen Markt. „Wir erhalten Anfragen aus allen Branchen, darunter Automotive, Chemie, Maschinenbau und IT“, be- tont er. Geschäftschancen auch im Umweltschutz Umweltschutz stand lange nicht im Fokus der indischen Regierung und den Unternehmen. Das ändert sich langsam. So wurde eine große Metro- pole kürzlich vom National Green Tri- bunal erfolgreich verklagt, die lange geplanten sieben großen Kläranlagen auf dem Stadtgebiet auszuschreiben. Mit der Auftragsvergabe ist bald zu rechnen. Die anderen großen Städte haben das Urteil sehr genau regist- riert; es wird weitreichende Investitio- nen auslösen. „Für die deutsche Wasserwirtschaft bedeutet dies große Chancen. Durch die langjährige Arbeit von German Water Partnership (GWP) und die erfolgreiche Bearbeitung des Leuch- turmprojektes ShowCaseIN, das im Rahmen der Exportinitiative durch das Bundesumweltministerium unterstützt wird, haben wir uns eine gute Ausgangsposition erarbeitet, um an diesen Projekten mitzuwirken. Wir sind sehr optimistisch, dass wir in den nächsten Jahren in Indien sehr erfolgreich Geschäfte abwickeln können“, so Dr. Michael Kuhn, Ge- schäftsführer der Kuhn GmbH aus Höpfingen.
Allerdings hat Indien noch einige Hausaufgaben zu machen, um auslän- dische Investoren dauerhaft anzulo- cken. Die größte Demokratie der Welt gerät gerade wegen Einschränkungen der Pressefreiheit in die Schlagzeilen. In der Rangliste von „Reportern ohne Grenzen“ belegt sie Platz 150 von 180. Der von Transparency Internati- onal erstellte Corruption Perceptions Index 2021 führt Indien auf Platz 85 von 180 betrachteten Ländern. Viel Bürokratie, eine andere Kultur „Die Bürokratie bleibt eine große Herausforderung für deutsche Unter- nehmen“, so AHK Indien-Chef Halusa. „Mit der Einrichtung von Single- Window-Anlaufstellen und der Digi- talisierung von Prozessen hat sich in den letzten Jahren einiges verbessert, aber der Verwaltungsaufwand ist – vor allem auf der lokalen Ebene – nach wie vor hoch. Wir hoffen, wie 80 Prozent unserer Mitglieder, dass das derzeit zwischen der EU und Indien verhan- delte Handels- und Investitionsabkom- men zur weiteren Verbesserung der Rahmenbedingungen beitragen wird.“ Dieser Einschätzung schließt sich auch Ralf Rohmann an. Er sieht neben der Bürokratie die andere Kul- tur als die größte Herausforderung. „Um in Indien erfolgreich zu sein, brauchen Sie Geduld und einen lan- gen Atem. Wenn man sich aber darauf einlässt und akzeptiert, dass Indien anders ist, wird man in der Regel auch reich beschenkt.“ IHRE ANSPRECHPARTNERINNEN:
an Flugzeugen weltweit getätigt, da- von profitiert auch der deutsch-fran- zösische Flugzeugbauer Airbus. Logistikkosten sind in Indien so hoch wie nirgends in der Welt. Sie machen etwa 14 Prozent des BIP aus, in Industrieländern sind es im Schnitt nur halb so viel. Grund dafür sind lange, oft schwierige Transportwege, Defizite bei der Verkehrsinfrastruktur und hohe bürokratische Hürden. Bis 2030 will die Regierung den Logis- tikanteil am BIP unter 10 Prozent drücken und Indien im „Logistics Per- formance Index“ der Weltbank unter die Top-25 führen. Ausländische Investitionen sollen durch Subventionen in 14 Schwer- punktbranchen angelockt werden. Verglichen mit China sind in Indien Lohnkosten niedriger, Arbeitskräfte reichlich vorhanden. Ralf Rohmann,
VERANSTALTUNG
11. JULI 2023 Vertrieb in Indien Sie exportieren nach Indien und möchten nun einen Vertrieb in Indien aufbauen? Oder haben Sie bereits eine Vertriebsstruktur, die Sie weiter ausbauen wollen? Dann informieren Sie sich bei unserer Veranstaltung über alle wichtigen Schritte, von der Auswahl des Vertriebspartners über die Vertrags- gestaltung bis hin zur richtigen Kommunikation mit Partnern. Darüber hinaus können Sie an den Erfahrun- gen unseres Mitgliedsunternehmens AZO GmbH teilhaben, das selbst bereits in Indien etabliert ist und über dessen Herausforderungen und Erfolge im indischen Markt berichtet. TERMIN UND UHRZEIT: Dienstag, 11. Juli 2023, 10:00 bis 15:30 Uhr TEILNAHMEENTGELT: 180 Euro für IHK-Mitglieder 270 Euro für Nichtmitglieder PROGRAMM UND ANMELDUNG: ihk.de/rhein-neckar/system/ veranstaltungssuche/vstdetail- antrago/5232590/38257
Gabriele Borchard Kompetenzzentrum Indien 0621 1709-131
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IHK Global Business 06/2023
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