ART-02100-S-001-033-Kandler-Neuzeit.qxp_Palm-Bildband 28/08/2024 07:35 Page 3
Vorwort
Vorwort Vor nunmehr 75 Jahren wurde die bis Ende 1993 existente Deutsche Bundesbahn ausgerufen. Am 8. Mai 2025 jährt sich zudem zum 80. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Beides historische Zäsuren der Zeitgeschichte, die einen Blick zurück nahelegen, auf jene Zeit gerichtet, als die Staatsbahn tatsächlich noch gesellschaftspolitisch unverzichtbare Aufgaben erfüllte. Man mag es sich nicht vorstellen wollen, was aus unserem Land nach den Kriegswirren ohne eine gut funktionierende Bahn geworden wäre… Obwohl die von den alliierten Bombardements verursachten Kriegsschäden bei der Bahn gewaltige Aus- maße angenommen hatten und mit der„Stunde Null“ für einen kurzen Augenblick die Räder tatsächlich stillstanden, gab es für die Eisenbahn dennoch keinen wirklichen Stillstand. Vielmehr hatte sie die enorme Last des Wiederaufbaus – gewissermaßen aus dem Stand heraus – zu meistern. Erwähnt sei die Herku- lesaufgabe der entschlossenen Instandsetzung der unzähligen zerstörten Bahnbrücken in Rekordzeit. Kriegsgefangenschaft, Hungerwinter, Hamsterfahrten, Mangelernährung, Schwarzmarkt, Trümmerfrauen und die ausgebombten Städte sind einige Schlaglichter der deutschen Kriegsgeschichte, die für die Kriegsgeneration prägend waren. Woher die Menschen bloß die Kraft schöpften, unter den schwierigen Zeitumständen bei all den Entbehrungen einen Neuanfang derart bravourös zu meistern. Der Inhalt dieses Titels ist auf ein Jahrzehnt Eisenbahngeschichte fixiert, wie sie spannender kaum sein könnte. Neben dem beharrlichen Wiederaufbau der Bahninfrastruktur wurde zugleich mit allerlei neuen Fahrzeugen der modernen Diesel- und Elektrotraktion der Strukturwandel vorangetrieben. Zugleich er- lebte die Dampftraktion mit den ab 1950 beschafften DB-Neubaudampfloks eine letzte Blüte. Zu den großen Ereignissen der ersten Nachkriegsdekade gehörte zuvorderst die „Heimkehr der Zehn- tausend“, als zehn Jahre nach Kriegsende ab Herbst 1955 die letzten Deutschen aus sowjetischer Kriegs- gefangenschaft zurückkehrten – sicherlich der emotionalste Moment in der Amtszeit des „Alten“, wie Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler (1949 - 1963) der Bundesrepublik Deutschland, schon zu Leb- zeiten genannt wurde. Möglich machten den vorliegenden Bildband mit seinen Fotos von authentischer Einmaligkeit maßgeb- lich die seinerzeit von den hauptamtlichen Direktionsfotografen der Deutschen Bundesbahn angefer- tigten (und erhalten gebliebenen) Aufnahmen, abgerundet durch das Bildmaterial weiterer Berufs- und Eisenbahnfotografen. Ein besonderer Dank geht an das Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, namentlich an Joachim Bügel und Joachim Schmidt sowie die mit den Scanarbeiten betrauten Personen, auf deren En- gagement im Sinne der Wahrung alter Eisenbahnfotos der wesentliche Teil des Bildmaterials fußt. Aus- drücklich eingeschlossen sind darüber hinaus alle anderen Bildgeber.
Wachtberg, im August 2024 Udo Kandler
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