dahin: Mit 17 Jahren kam sie nach München, 1996 ging sie ans Stuttgarter Ballett und wurde 2001 Erste Solistin und ent- deckte dann auch das Cho- reografieren für sich: »Für meine erste Choreografie habe ich vier Monate lang für vier Minuten Auffüh- rung geprobt«, sagt sie und lacht. 2013, nach ei- nem Jahr Ballettchefin des
»Ballett im Revier« in Gelsenkirchen, wurde sie mit dem renommierten »Faust« für die beste Choreografie ausgezeichnet: »Ruß«, zwei Jahre später auch für »Charlotte Salomon«. Natürlich vermisst sie jetzt das Tanzen. »Aber dann habe ich ja auch jetzt andere Aufgaben: Ich wurde Ballettdirektorin, das bringt viel Ar- beit mit sich, die man ja auch gut machen will, für sich und für die Com- pagnie. Und dann bin ich mit 43 schwanger geworden und habe ja auch die Familie.« Dabei ist Tanz immer noch wichtig für Breiner: Das Ballett ist ja eine sehr hochentwickelte abstrakte Form. »Da fragt man sich: Wie kann man eine Form benutzen, um Emotionen zu zeigen, an- schaulich und nachvollziehbar zu machen, Sympathie und Empathie hervorzurufen?« Tänzer werden von dieser strengen Form von außen begrenzt, aber gleichzeitig gibt die Form ihnen auch die Möglichkeit und die Freiheit, sich in ihr viel weiter entwickeln zu können als ohne sie: »Sie öffnet quasi den Raum für den wirklichen, persönlichen Aus- druck. Auf der Bühne darf man so groß sein wie möglich – da suchte ich auch tatsächlich immer mein größeres Selbst. Und der Tanz wird zu einer Methode, einer Praxis, um das größere Selbst zu suchen und sich ausdrücken zu lassen«, sagt Breiner. Im Tanz findet sie eine be- sondere Art von Spiritualität. Aber: »Wir auf der Bühne sind ja sehr ge- erdet, wir stehen mit den Füßen auch sehr bewusst auf der Erde.« Sie gesteht: »Sobald man Wörter benutzt, um darüber zu reden, wird es schwierig.« Da beim Tanz die Sprache wegfällt, es Schritte gibt und eine Cho- reografie, kann man auch nicht die ganze Geschichte erzählen. Man muss mit den Ideen arbeiten, muss Aspekte herausholen, Charaktere entwickeln. Zum Beispiel die Persönlichkeiten der Frauen: »Als ich
Szenenbilder des Balletts »Ruß – Eine Geschichte von Aschen- puttel«, das im Januar 2020 am Badischen Staatstheater Premiere hatte.
Lahrer Hinkender Bote 2021
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