lhb-ansichtsexemplar-2021

›Romeo und Julia‹ von John Cranko getanzt habe, war ich so perplex: Da gibt es in der Choreografie keinen klar zugewiesenen Moment, in dem man merkt, dass Julia selbst herausgefunden hat, wer Romeo ist. Ich habe dann versucht, diesen Moment hineinzuspielen, mit dem ein- zigen Resultat, dass alle verwirrt waren. Dabei ist das ein Wendepunkt in der Geschichte.« Wie in allen Ballettcompagnien sind die meisten ihrer Tänzer*innen noch recht jung. Aber nicht alle, was sie sehr positiv findet. Natürlich passt sie die Rollen daran an, wozu ein Tänzer fähig ist: »Wir haben zwei, die über 40 sind, einige Ende 30, einige von ihnen haben schon große Karrieren hinter sich und müssen jetzt halt mehr auf ihren Kör- per aufpassen. Sie bringen dafür künstlerisch sehr viel mit, ihre ganze Persönlichkeit, das ist ein großes Geschenk und eine große Bereiche- rung für die ganze Compagnie.« Wichtig ist vor allem der Versuch, das Streben nach etwas. Und dann, sagt Breiner, »muss man es loslassen, weil man an einem anderen Ziel angekommen ist.« In Karlsruhe führt sie auch ihre Handlungsballette weiter. Nach »Ruß«, dem Stück über Aschenputtel und ihre Schwester, kommt »Ma- ria Stuart« nach Friedrich Schiller, ein Stück über große Emotionen und zwei Frauen: »Ich entwickle die Choreografie mit den Tänzern zusam- men. Ich nehme dabei viel von den Tänzern auf, denn ich möchte die

»Maria Stuart« – das Ballett von Bridget Breiner kommt in Karls- ruhe auf die Bühne.

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