sondern weil sie die Todesfälle ankündigt. Sie spricht von der Lich, wie man im Dialekt zur Leiche sagt. Dass sie für diesen Job eine Laterne trägt, passt aber auch ganz gut. Jedenfalls spielt Monika heute eine ihrer Traumrollen. Im Sommer kennt man sie als Burgfräulein von Landeck, sobald der Nebel über die Hochweiden bei Mundingen zieht, ist sie die Lichtsage- rin. In alter Zeit – und das ist noch gar nicht so lange her – gingen meist arme, bedürftige Frauen von Hof zu Hof und verkündeten die Nach- richten. Die wohl wichtigste Nachricht war ein Todesfall. Er oder sie ist gestorben, dann und dann ist die Messe, dann wird beerdigt. Einer musste die Nachrichten bringen, es gab ja nichts. Sogar als die Mensch- heit schon auf den Mond fliegen konnte, waren Lichtsager noch auf Feldwegen unterwegs, denn auf manchen Einödhöfen stand die Zeit seit 1919 still. In diese Rolle schlüpft die Moni, wie sie auch genannt wird. Sie ist als lebenslustig bekannt, sie hat Ziegen, sie lebt freiwillig auf dem Flecken Landeck (tolle Aussicht, aber sonst?) und sie kennt sich aus mit der Natur, den Leuten und der Geschichte. Sie weiß, wer wo wohnt, hat in alten Büchern geforscht, schwätzt mit den Leuten und ist somit bestens präpariert, um mit Interessierten auf eine Erlebniswanderung zu gehen. Natürlich im Dunkeln und egal
Erzählt von der Pest und dunklen Vögeln: die Licht- sagerin Monika Schmidlin.
Lahrer Hinkender Bote 2021
60
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