bei welchem Wetter. » Einmal hatte es minus 20 Grad « , erzählt sie, » nur ein einziges Mal sind wir nicht raus, das war wegen einer Sturmwar- nung. « Jetzt ist es einfach nur saukalt und stockdunkel. Ob das jetzt ein Weizenfeld ist oder eine Kuhweide, ist beim besten Willen nicht zu erkennen. Die uralten Höfe, ehemals zum Kloster Tennenbach gehö- rend, sind nur durch gelbliche Lichter zu erkennen. Kein Wolf heult, kein Hund bellt, aber die Ziege meckert. Wann geht’s los? Eiserne Reserve: der Schnaps Aber halt, erst muss sie noch erklären, warum sie ein Töpfchen und eine Flasche aus Steingut dabei hat. Manchmal wird sie für ihre Dienste mit Griebenschmalz bezahlt, das muss dann ins Schmalztöpfchen. Manchmal bekommt sie auch Eier oder Kuchen, Speck oder Schnaps. Für all das hat es eine Kratte, einen Korb. Wenn sie keinen Schnaps be- kommt, dann trinkt sie den eigenen, darum die Flasche. »Mirabelle«, sagt sie mit einem Unterton, der es schwer macht, nicht nach einem Schluck zu fragen. Dann sagt sie »Reserve«, was so viel heißt wie jetzt noch nicht, vielleicht später.
Die Lichtsagerin Lisbeth ist nachts häufig mit ihren Ziegen unterwegs.
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