keinen Wolfsspeichel gefunden, sondern Spuren von Borax und Arsen. Jede Menge Arsen.« »Arsen?« »Das Zeug hat man früher benutzt, um die Haut von ausgestopften Tieren haltbar zu machen«, sagte Ines zufrieden. »Heute nicht mehr, es ist einfach zu giftig. Und da ist mir plötzlich der ausgestopfte Wolf ein- gefallen, den mir Robert Englert mal gezeigt hat, als ich auf seinem Hof war. Er hat das Viech von seinem Vater geerbt.« »Robert Englert?« Johannes starrte sie mit offenem Mund an. »Aber wieso…?« »Er war eifersüchtig.« Ines errötete leicht. »Als ich beim Lammen so oft hier war, hat er wohl gedacht, wir hätten was miteinander, du und ich. Er hat zwei von den Schafen erst betäubt und ihnen dann die Wolfsfänge in die Kehle gepresst. Dann hat er den Rest der Herde auf seinen Hof getrieben. Aber bei diesem dämlichen Streich hätte er sich fast vergiftet, der Idiot. Weil der Körper Arsen nämlich auch durch die Haut aufnimmt.« Johannes Armbruster goss noch etwas Wein in ihr Glas. »Das hast du großartig gemacht«, sagte er. »Was meinst du – darf ich dich zum Essen einladen? In ein richtig feines Restaurant in Freudenstadt?« Ines trank einen Schluck und lächelte ihn an. »Furchtbar gern«, sagte sie sanft. »Ich dachte schon, du fragst nie.«
Die Autorin: Simone Dorra ist gelernte Buchhänd- lerin und arbeitete zunächst in einem Stuttgarter Verlag und gestaltete dann als Sprecherin und Journalistin Radioprogramme für den Privatrund- funk. Mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt sie in Welzheim, wo sie heute als Lokaljournalistin für die örtliche Tageszeitung arbeitet. Im Silber- burg-Verlag sind verschiedene Romane von ihr erschienen. Zuletzt gemeinsam mit Ingrid Zellner der Krimi »Mordshass«.
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