Das Kraftwerk der Zündholzfabrik Bauer und Schoenenberger in Schnellingen belieferte in Spitzenzeiten bis zu 42 Gemeinden mit Strom Strom aus Abfallholz anno 1936
VON MANFRED W. OESTREICH
E nergie aus nachwachsenden Rohstoffen gilt heute als tra- gende Säule, um die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Doch so neu ist dieses Rezept nicht. Fakt ist: Die erste badische Zündholz- fabrik Bauer und Schoenenberger in Schnellingen, heute Stadtteil von Haslach im Kinzigtal, installierte anno 1936 einen Viertakt-Statio- närmotor zur Stromerzeugung. Gespeist wurde die Maschine durch einen riesigen Holzgaser- zeuger. Dieser Holzvergaser ver- schlang stündlich bis zu zwei Ku- bikmeter Abfallholz, ein Rohstoff, welcher durch die benachbarte
Holzverarbeitung (Sägewerk, Zündholz-, Holzwolle-, Kistenfabrika- tion) in Hülle und Fülle anfiel. Der Verbrennungsmotor trieb einen Stromgenerator an. Diese Anlage erzeugte 340 Kilowatt elektrischer Leistung. Als Nebenprodukt fielen 800 Kilowatt in Form vonWärme an. Genug Energie, um damit 40 bis 50 Haushalte zu beheizen. Das Kraft- werk der Zündholzfabrik belieferte in Spitzenzeiten bis zu 42 Gemein- den mit Strom. Mit der Abwärme beheizte man die Verwaltungs- und Gewerberäume. Die Kraft-Wärme-Kopplung, gespeist mit nachwach- senden Rohstoffen, versteht sich heute als klimaneutrale Energieer- zeugung. Die Schnellinger Anlage ist noch nahezu vollständig erhal- ten und wird eines Tages dem Straßenbau zum Opfer fallen.
Das Kraftwerk der Firma Bauer & Schoenenberger versorgte einst 42 Gemeinden mit Elektrizität.
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