29. April 1921 – dem bildenden Künstler zum 100. Geburtstag Gedenkblatt für Emil Wachter
U nverwechselbar seine Gestalt, die kerzengrade Haltung bis ins hohe Alter, seine unglaub- liche Präsenz und seine wachen Augen. Und vielgestaltig ist sein Werk, das in über hun- dertfünfzig Einzelaus- stellungen in aller Welt
Seine vielen Reisen durch ganz Europa reg- ten ihn immer wieder zu neuen Bildfindun- gen an, so dass er auch in keine kunsthistori- sche Schublade passt. Seine Ölgemälde zei- gen mit unaufdringli- cher Farbigkeit und Vielschichtigkeit Land-
* 29. 4. 1921 – † 12. 1. 2012
gezeigt wurde: Emil Wachter hat Gemäl- de, Aquarelle und Zeichnungen geschaf- fen, Skulpturen wie die neun Gleich- nisse vom Himmelreich oder die Kreuzi- gungsgruppe im Chorfenster der Hei- lig-Kreuz-Kirche Bietigheim, Glasfenster und ganze Kirchengebäude – das be- kannteste ist wohl die Autobahnkirche Baden-Baden. Dass er in seinem Werk auch immer wieder auf religiöse The- men aus der jüdischen und christlichen Welt zurückgreift, ist kein Zufall: Nach dem Abitur studierte der 1921 in Neu burgweier bei Karlsruhe geborene Wachter ab 1939, unterbrochen von Kriegsdienst und Gefangenschaft, in Freiburg Theologie und Philosophie, ehe er zur Kunst kam. An der Karlsruher Kunstakademie studierte er Malerei und Bild-hauerei bei Karl Hubbuch, Carl Trummer und Erich Heckel und lehrte von 1958 bis 1963 dort eine Malklasse.
schaften, Menschen und skurrile Tier gestalten, oft in großformatigen Tripty- chen, in seinen Tuschen und Aquarellen gelingt es ihm oft, in fernöstlicher Poe- sie einen Hauch von Nichts wiederzuge- ben, seine Kunst am Bau experimentiert mit modernen Baustoffen, wie seine Be- tonreliefs zeigen. Die pure Abstraktion war, obwohl er sich ihr hier und da nä- herte, nie Wachters Anliegen, er wollte vielmehr das Lebendige unserer Welt zeigen, das Phantasievolle im Anschau- lichen entdecken. Mit fast allen großen Preisen wurde er geehrt, unter anderem mit dem Großen Bundesverdienstkreuz und dem Komtur mit Stern des Päpstli- chen Ritterordens des heiligen Gregor des Großen. 2012 ist er in Karlsruhe ge- storben, viele seiner Werke, von einer Stiftung betreut, haben eine Heimat im Schloss Ettlingen gefunden. Von Georg Patzer
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