lhb-ansichtsexemplar-2021

1954 übernahm sie die Kneipe »Lokalbahn«, taufte sie »Hawaiibar und nun war der Weg frei für ihr »Seximperium«. Es folgten neben der »Goldenen Spinne« vor allem der »Passage Palast«, liebevoll »Pa-Pa« genannt, in dem Frau Reinhardt wie eine Königin thronte und das Ge- schehen zwischen Tanzeinlagen, spektakulären Stripteaseshows und dem Musikprogramm überwachte. Studenten hatten es gut bei ihr, aber wer zechte und nicht zahlte, musste mit Ärger rechnen. Das Ge- schäft in den Wohlstandjahren nach dem Krieg blühte. Sie war nicht nur erfolgreich, sondern auch ein Hingucker in ihrem offenen Cadillac, mit dem sie durch die Stadt fuhr. Eine emanzipierte und provozierende Frau, die mit den Sehnsüchten der Männer Geld machte. Doch sie ent- faltete eine erstaunlich respektable Seite: Ein Briefwechsel mit dem ehemaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer ist überliefert, den sie wohl so sehr bewunderte, dass sie ihm einen Gratisurlaub in jenem Schlösschen in Österreich anbot, das sie sich mittlerweile angeschafft hatte. Man gönnte sich wieder was. Ja, die Geschäfte liefen glänzend in den 1960er-Jahren, und Marga- rete verdiente so viel, dass sie zur Filmproduzentin wurde. Insgesamt fünf Streifen, teilweise von zweifelhafter Qualität, entstanden unter ihrem Namen als Produzentin. Allerdings gelang es ihr, durchaus nam- hafte Darsteller für die »absichtslosen« Meisterwerke zu gewinnen, so etwa Toni Sailer oder Eva Astor. Doch die Zeit für Filme war ungünstig,

das Fernsehen feierte erste Tri- umphe. Die Filme floppten, Margarete verlor erstmals in ih- rem geschäftlichen Leben rich- tig viel Geld. Und das scheint ein wenig der Anfang vom Ende gewesen zu sein. Ab den 1960er-Jahren hat- ten die Stadtplaner das enge verwinkelte »Dörfle« im Visier. Es sollte trockengelegt, die Nachtlokale verbannt werden. In den Blick der Stadterneue- rer geriet auch die Hawaiibar. Margarete kämpfte um ihr Lokal, doch nun hatten die Stadtväter sie auf dem Kieker. Nach verschiedenen Vorkomm-

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