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nissen wie etwa einem Brand in der Hawaiibar oder etwas sehr geschmacklosen eroti- schen Aktivitäten im »Pa-Pa« schränkte man ihre Lizenz ein. Die Geschäfte mit den Striplokalen gingen schlech- ter, denn im Fernsehen und Kino konnten nackte Tatsa- chen auch gemütlich von zu Hause aus oder im Kinosessel genossen werden, ohne dafür 100 Mark und mehr für eine Flasche Sekt zu bezahlen. Dass Margarete letztlich vor Gericht landete, war der sogenannten Falschgeldaf-

Margarete Reinhardts

Hawaiibar in der Karlsruher Kapellenstraße in den 1950er- Jahren.

färe zu verdanken. Ursprünglich als Werbung gedacht, soll sie zusam- men mit ihrem Geschäftsführer 1970 aus 100-DM-Scheinen, echte Blü- ten gefertigt haben, deren Druckplatten Jahre später in der Frankfurter Unterwelt auftauchten. Der bekannte Münchener Staranwalt Ralf Bossi, übrigens ein Karlsruher, paukte sie raus. Außer einer kurzen Un- tersuchungshaft in Gotteszell musste Margarete Reinhard keine ge- siebte Luft atmen. Doch ihr Untergang war besiegelt. Man sah sie in ihren letzten Le- bensjahren, wie sie die Hunde der »Damen« im Dörfle spazieren führte. Eine wohltätige Organisation, die sie in ihren guten Zeiten stets finan- ziell unterstützt hatte, kümmerte sich zuletzt um ihren Haushalt. Ver- armt starb Margarete Reinhardt 1985 in ihrer Wohnung. Geblieben ist die Erinnerung an die lebensfrohe, bodenständige Frau, die mit ihren Mädchen, die spärlich bekleidet in einem Raubtierkäfig saßen, auf dem Faschingsumzug mitwirkte und damit bestimmt für den einen oder anderen Ehekrach bei den braven Ehepaaren der prüden Nach- kriegsjahre sorgte.

Die Autoren: Eva Klingler ist freie Autorin. Sie hat über 30 Ro- mane, Krimis und zahlreiche Kurzgeschichten verfasst. Dr. Wolf- gang Wegner arbeitet als Dozent für Deutsch als Fremdsprache und hat in den letzten Jahren zahlreiche Romane, Krimis und Sachbücher veröffentlicht.

Lahrer Hinkender Bote 2021

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