IHK-Global Business Ausgabe 11/2022

US-GESCHÄFT

abschiedete American Rescue Plan, ein 1,9-Billionen-Dollar- Paket, das unter anderem 1.400 US-Dollar an Einmal- zahlungen für Erwachsene und eine erweiterte Steuergut- schrift für ein Jahr in Höhe von 250 bis 300 US-Dollar pro Kind umfasste. Mit dem Paket wurde die Kinderarmut deutlich reduziert, die Arbeits- losenunterstützung verlängert und die Berechtigung für Gesundheitsleistungen erwei- tert. Der Haupteffekt war im Geschäftsjahr 2021 spürbar, ein geringerer Einfluss noch im Geschäftsjahr 2022. Im November 2021 folgte der Infrastructure Investment and Jobs Act. Dieser ermöglicht Investitionen in Höhe von ins- gesamt einer Billion US-Dollar über ein Jahrzehnt für Straßen, Brücken, Flughäfen, Seehäfen, Schiene, Breitband, Wasser und öffentliche Verkehrsmittel. Am 16. August 2022 unter- zeichnete Präsident Biden den Inflation Reduction Act of 2022. Das Gesetz sieht Ge- samtausgaben in Höhe von 725 Milliarden US-Dollar vor. Allein das Kapitel zum Klima- wandel umfasst Mittel in Höhe von 374 Milliarden US-Dollar. Die Mittel sollen über einen Zeitraum von zehn Jahren unter anderem als Steuergutschriften für Käufer von Elektrofahr- zeugen, umweltfreundlichen Technologiegütern und Öko- strom fließen. Außerdem sieht das Gesetz staatliche Zuschüsse für klimafreundliche Projekte vor. Mit dem Gesetz versucht die US-Regierung mit Steuer- anreizen die Abkehr von teurer fossiler Energie zu beschleuni- gen und Emissionen zu senken. Leider bietet das Gesetz kaum zusätzliche Geschäftsmöglich- keiten für deutsche Exporteure. Zulieferer und Hersteller aus Deutschland könnten jedoch Geschäftsmöglichkeiten fin- den, wenn in den Vereinigten Staaten kein Produkt vergleich- barer Qualität zu bekommen

ist. Dazu könnten zum Beispiel Komponenten für Wind- und Solarparks gehören. Die in dem Gesetz gewährten Steuergut- schriften und Subventionen sind an inländische Lieferklau- seln gebunden. Da das Gesetz für zehn Jahre gelten soll, bringt es Planungssicherheit für ausländische Investoren. Einfluss der Kongress-Wahlen Sollten die Demokraten ihre Mehrheit in beiden oder einer der beiden Kammern bei den Midterm Elections im Novem- ber verlieren, ist mit größeren inländischen Konjunkturpa- keten nicht mehr zu rechnen. Der IRA wurde bereits entlang der Parteilinien verabschiedet, begleitet von starker Kritik der Republikaner, dass weitere Ausgaben die Inflation in die Höhe trieben. In der Handelspolitik ist mit keinen neuen, umfassenden Freihandelsabkommen zu rechnen. Die US-Administra- tion hat derzeit keine „Trade Promotion Authority“ vom Kongress, und ohnehin posi- tionieren sich Demokraten wie Republikaner mit Blick auf die Midterms und den nächsten Präsidentschaftswahlkampf eher national und nicht auf Freihandel orientiert. Auch

signalisieren die USA kein Interesse an Zollsenkungen. Stattdessen soll der US-EU Trade and Technology Council (TTC) weiterverfolgt werden, in dem sich eine von zehn Arbeitsgruppen um die Han- delsthematik kümmert. US-Wähler eher pessimistisch Laut einer Gallup-Umfrage in diesem Sommer bezeichnete mehr als die Hälfte der US-Be- völkerung (54 Prozent) trotz Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung die derzei- tige wirtschaftliche Lage als schlecht. Rund 85 Prozent der Befragten rechnen mit einer Verschlechterung. Ähnlich ne- gativ beurteilen viele US-Ameri- kanerinnen und Amerikaner die Wirtschaftspolitik von Präsident Biden. So sagen 56 Prozent, dass seine Politik die Konjunk- tur verschlechtert habe. Drei Viertel der Befragten geben an, über die steigenden Lebensmittel- und Energie- preise sehr besorgt zu sein. Der Preisanstieg bei Lebensmitteln liegt aktuell bei 10,4 Prozent, Benzin ist im Jahresvergleich 60 Prozent teurer geworden. Vertreter aller politischen Orientierungen in den USA nennen die Inflation als ihre größte Sorge. Im Juni lag

E-Auto statt Sprit- fresser SUV: Biden will die autoverrück- ten Amerikaner mit Steueranreizen zum Umstieg bewegen.

Deutsche Unternehmen schaffen Arbeitsplätze von Kalifornien bis Virginia und von Minnesota bis Texas.“

Dr. Christoph Schemionek

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