Alice Bergholtz war stellvertretende Vorsitzende des Beirats für Jugendfragen des Europarats
in Höhe von 50 Millionen Schwedischen Kronen (etwa 4,6 Millionen Euro) 2026 aus, wodurch die schwedische Jugendbewegung wieder auf das Finanzierungsniveau von 2011 zurückfällt. Nach Berechnungen des LSU 2 füh- ren die Inflation und die wachsende Zahl von Organisa - tionen, die sich denselben Geldtopf teilen, zu einem rea- len Defizit von 27,3 % im Vergleich zu 2011. Dies ist nicht nur ein nationaler Trend. Kürzungen in der Entwicklungshilfe haben zur Einstellung des Programms Global Action Local Empowerment (GALE) geführt, das seit 1995 Partnerschaften zwischen dem LSU und Jugendorganisationen im Libanon, in Simbabwe, Kenia, Belarus, auf den Philippinen, in Kambodscha, Ägypten und Myanmar gefördert hat. Auch ethnische Organisa- tionen der Zivilgesellschaft sind betroffen – mit Auswir - kungen auf von Jugendlichen geleitete Gruppen. Darüber hinaus ist auch Schwedens Engagement mit der internationalen Jugend rückläufig. Als die schwedi - sche Regierung 2023 ihre finanzielle Unterstützung für Jugenddelegierte zur UN-Generalversammlung einstell- te, beendete sie damit ein Programm, das das Land 1991 mit Stolz ins Leben gerufen hatte. Diese Entscheidung löste eine heftige öffentliche Debatte aus, die nicht nur das Programm, sondern auch die Legitimität des LSU und der Jugendvertretung in internationalen Gremien im Allgemeinen in Frage stellte. Seit 2025 hat der LSU nun seine Sitze für Jugenddelegierte zur UN-Generalver- sammlung, zum Hochrangigen Forum für Nachhaltige Entwicklung und zu den COP-Klimaverhandlungen ver- loren. Dies sendet ein symbolisches Signal, welche politi- schen Prioritäten gesetzt werden – und wessen Stimmen Gewicht haben.
Schwedische Jugendorganisationen bringen rund 650.000 junge Menschen in Communities zusammen, die auf Austausch und Neugier basieren. Themen wie Klimage- rechtigkeit, demokratische Erneuerung, LGBTQIA+-Rech- te und psychische Gesundheit bringen junge Menschen zusammen und mobilisieren sie über traditionelle poli- tische und geografische Grenzen hinweg. Sie beweisen einmal mehr, dass junge Menschen nicht einfach aufge- ben, wenn ihnen ein Platz am Tisch verweigert wird. Die schwedische Erfahrung zeigt deutlich, dass sich die Partizipation junger Menschen nicht automatisch selbst trägt. Sie braucht Investitionen, Schutz und politischen Willen – und zwar kontinuierlich. Die Rechte und Pflich - ten junger Menschen lassen sich nie auf eine Formali- tät reduzieren. Junge Menschen bleiben entschlossen – auch in Zeiten schwindender Unterstützung. Sie bleiben stark, klug und laut. Der Spielraum für die Organisation junger Menschen mag unter Druck stehen, aber der Geist, der dahinter steht, ist gesund und lebendig. Er baut neue Wege, setzt neue Bewegungen in Gang und lässt sich nicht zum Schweigen bringen. Es liegt in unserer Verantwortung als Erwachsene, den jungen Menschen zuzuhören, aufzustehen und unse- re Solidarität zu zeigen, wenn wir Zeug*innen ihres Kampfes werden.
Übersetzung: Magdalena Lindner-Juhnke
Kontakt Alice Bergholtz Stellvertretende Vorsitzende des Beirats für Jugendfragen
Aber junge Menschen geben nicht auf. Angesichts schwin- dender Handlungsspielräume schaffen sie sich neue.
des Europarats 2022 - 2024 https://alicebergholtz.com/
2 LSU (2024) Ungdomsrörelsen i siffror 2024, S. 22
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