beyond 01 | 2025

Nini Shakarashvili während eines Eurodesk-Summits 2023 in Tblisis

beyond: Inwieweit übt die georgische Regierung Druck auf Jugendorganisationen aus?

noch, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis junge Menschen unser Land zurückerobern und die Zukunft gestalten, die wir uns für Georgien wünschen. Wir Georgier*innen haben in unserer Geschichte viel durchgemacht und streben seit dem 17. Jahrhundert en- gere Beziehungen zu Europa an. Aufgeben ist also nicht unsere Sache. Wir werden weiter für unsere Freiheit, De- mokratie und Rechtsstaatlichkeit kämpfen. Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen, Teil der europäischen Familie zu werden – nicht nur, um ihre Vorteile zu genie- ßen, sondern auch, um aktiv zu ihr beizutragen. Alle Menschen in der EU können dazu beitragen, indem sie verstehen, dass die Bedrohung nicht weit von ihnen entfernt ist. Russland ist unser Nachbar, aber auch der ihre. Wir Georgier*innen kämpfen – gemeinsam mit den Menschen in der Ukraine, Moldau und anderen – auch ihren Kampf.

Nini Shakarashvili: Seit März 2023 gibt es ein Gesetz, das Organisationen verpflichtet, sich als „ausländische Agenten“ zu bezeichnen, wenn sie mehr als 20 % ihres Budgets aus dem Ausland erhalten. Dieses Gesetz, das den Ländern mit russischem Propagandaeinfluss ver - traut ist, wird nun vollständig umgesetzt. Viele Organisa- tionen der Zivilgesellschaft werden überprüft und bei ei- nigen wurden die Konten eingefroren. Mehrere wurden bereits geschlossen, darunter auch Jugendorganisatio- nen. Wie soll man seine Arbeit machen, wenn einem die Hände gebunden sind? Einige Jugendorganisationen wa- ren eine Zeit lang lahmgelegt, versuchen aber jetzt, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Insgesamt erleben wir, wie der zivilgesellschaftliche Raum langsam schrumpft. beyond: Das klingt nicht besonders hoffnungsvoll. Hast du jemals daran gedacht, das Land zu verlassen? Und wenn nicht, warum willst du bleiben? Nini Shakarashvili: Als meine Eltern in meinem Alter waren, war Georgien noch Teil der Sowjetunion. Die Dinge können sich also ändern. Vielleicht erlebe ich jetzt, was meine Mutter erlebte, als sie in meinem Alter war. Vier Jahre mögen für für Einzelne wie eine lange Zeit erscheinen, aber im Kontext der reichen und schwierigen Geschichte Georgiens ist das nichts. Ich glaube immer

Kontakt Nini Shakarashvili Programmkordinatorin

Sport- und Jugendzentrum Tiflis Mail: shaqarashvilinini@gmail.com

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