Mein Haus & Grund - Auf´s Dach gestiegen

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nung könne man einen Menschen erschlagen wie mit einer Axt. Sind unsere Schulen da baulich gut auf- gestellt? Der italienische Pädagoge Loris Malaguzzi prägte den Begriff vom „Raum als dritten Pädagogen“. Eine gelungene Schularchitektur trägt zu einer guten Schule wesentlich bei. Bei der Planung unserer Schulen müssen wir auch bedenken, dass ein Großteil der Kinder, die jetzt eingeschult werden, später einmal Berufe ausüben, die es heute noch gar nicht gibt. Das erfordert ein hohes Maß an Selbstlernkompe- tenz, die wir auch durch entsprechende Architektur fördern können. Die Architektin und Designerin Rosan Bosch, die sich auf die Gestaltung von Schulen spezialisiert hat, fordert daher, Lernräume neu zu denken. Sie ist überzeugt, dass Architektur das selbst- ständige Lernen von Kinder fördert, weil sie uns anregt, unser Verhalten zu ändern. Bis wir dieses Ziel in Schleswig-Holstein erreichen, bleibt allerdings noch viel zu tun. Wir arbeiten gemeinsam mit dem Bund und den Schulträgern daran. 5. Die Kulturszene hat in der Corona-Zeit stark gelitten, fand mitunter gar nicht statt. Holen wir das wieder auf? Die Situation gerade der soloselbststän- digen Künstler ist ohne Frage schwierig. Gemeinsam mit dem Bund versuchen wir alles, um ihnen – auch finanziell – zu helfen. Es ist unsere gesamtgesell- schaftliche Verantwortung, die Kultur in dieser Krise zu unterstützen, damit sie gestärkt in die Zukunft geht. Denn ge- rade in Zeiten des Umbruchs brauchen wir die Kultur für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Ich blicke trotz aller Herausforderungen optimistisch in unsere kulturelle Zukunft, denn unsere Kulturschaffenden in

Schleswig-Holstein haben während der Krise gezeigt, mit wieviel Kreativität sie neue, innovative Ideen entwickeln. Inso- fern bin ich tatsächlich überzeugt, dass die Corona-Pandemie auch eine Chance für die Kultur in unserem Land ist. 6. Was haben Sie privat in dieser Zeit am meisten vermisst? Die Begegnung mit Familie und Freun- den, aber auch Theater- und Konzert- besuche. 7. Wenn Sie Zeit zum Lesen finden, was lesen Sie gern und welche Bücher haben Sie beeindruckt? Belletristik und Sachliteratur gleicher- maßen. Dieses Jahr hat mich besonders gefesselt:  Anne Griffin: „Ein Leben und eine Nacht“,  Hans Pleschinski: „Wiesenstein“,  Armin Nassehi: „Muster“,  Ivan Kastev und Stephen Holmes: „Das Licht, das erlosch“. 8. Ihren Urlaub verbringen Sie gern wo? Und wie war es in diesem Jahr? Meinen Sommerurlaub verbringe ich traditionell mit meiner Familie in Südfrankreich. Dieses Jahr war der Urlaub wie so vieles eingeschränkt und natürlich sehr ungewohnt – aber gleichzeitig war er auch eine gute Mög- lichkeit, Kraft zu schöpfen, viel zu lesen, zu kochen und das Zusammensein mit der Familie ohne viel Ablenkung zu genießen. 9. Ein perfekter Abend ist für Sie? Gemeinsam mit Freunden und Fami- lie kochen und essen und dabei gute Gespräche führen. 10. Was möchten Sie gern erreichen? Schleswig-Holstein soll Spitzenreiter werden als Bildungsland in Deutschland und Europa. Dazu möchte ich beitragen.

Eigentum ist ein Freiheitsrecht, das es uns erlaubt, selbstständig und eigenver- antwortlich über die Nutzung unseres Eigentums zu entscheiden. Das ist die Grundlage kulturellen Schaffens im weitesten Sinne. Aber Eigentum verpflichtet auch. Es geht einher mit gesellschaftlicher Verantwortung. Mit Blick auf die Kultur bedeutet das, dass wir andere Men- schen an unserem kulturellen Eigentum teilhaben lassen sollten – auf dem Land genauso wie in der Stadt. Denn Kultur ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft und muss daher auch für alle Menschen zugänglich sein. 2. Was ist für Sie die ideale Wohnung? Da, wo ich gerne mit meiner Familie wohne und mit meinen Freunden feiere: Eine große Wohnküche muss, eine Ter- rasse und ein geräumiges Badezimmer sollte und ein Kamin kann sein. 3. Sie stammen aus Amsterdam und haben in Hamburg Ihre politi- sche Karriere begonnen. Und nun Schleswig-Holstein – ein Flächen- land. Spüren Sie da Unterschiede? Natürlich hat jeder dieser Orte, jede Region große Vorzüge, aber auch Defizite. Mee , Hafen und Weltoffenheit sprechen mich sehr an. Was mir aber – vor allem mit Blick auf mein politisches Wirken – in Schleswig-Holstein sehr schnell aufgefallen ist, und was mir sehr zusagt, ist die Offenheit der Menschen und zugleich deren großer Zusammen- halt. In diesem Bundesland habe ich ge- sehen, was man erreichen kann, wenn alle gemeinsam für ein Ziel einstehen. So macht politische Arbeit Spaß und auch nur so kann sie erfolgreich sein. 4. Als Ministerin sind Sie u. a. für unsere Schulen zuständig. Das sind ja auch Gebäude. Von Heinrich Zille stammt der Satz, mit einer Woh-

Karin Prien

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Die CDU-Politikern ist seit dem 28. Juni 2017 Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein. Wir haben für unsere Leser nachgefragt

1. Einer der Leitsätze von Haus & Grund Kiel lautet „Eigentum – Grundlage aller Kultur.“ Was sagt eine Kulturministerin dazu? Eigentum gehört seit jeher zu unserer kulturellen DNA. Der Eigentumsbegriff hat unsere gesellschaftliche Entwick- lung nachhaltig geprägt. Das Recht auf

November 2018 zur stellvertreten- den Parteivorsitzenden hinter Daniel Günther gewählt, ist sie faktisch die Nummer zwei im christdemo- kratischen Teil des Kieler Kabinetts. Wir wollten wissen, wer sie ist, was sie denkt und wie sie ihr Leben in Zeiten von Corona gestaltet.

Als Bildungsministerin ist Karin Prien, Jahrgang 1965, im hohen Nor- den unumstritten. Politisch weiß die Juristin, Rechtsanwältin für Wirt- schafts- und Insolvenzrecht sowie Fachanwältin für Gesellschafts- und Handelsrecht und dreifache Mut- ter, neue Akzente zu setzen. Mitte

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