Einfach Italien

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„Weltberühmt“ schrieben wir über das Collio, als wir letztes Jahr mit unserer Entdeckung des Jahres herauskamen. Da hatten wir uns weit aus dem Fenster gelehnt, denn manch ein Kunde fragte verschämt: „Der Wein ist ja sehr lecker, aber wo ist denn das Collio?“ Ja, die Weinszene kann halt manchmal ein wenig ignorant sein mit ihren „Kennt doch jeder“-Annahmen ... D as Collio ist die Hügellandschaft entlang der slowenisch-italienischen Grenze, zwischen den Orten Görz/Gorica und Cormòns. Hier

NORINA PEZ

Der Eiserne Vorhang ging plötzlich mitten durch die Hügel. Wobei, so eisern war er hier gar nicht, denn manch ein Winzer hatte Weinberge auf beiden Seiten der Grenze und ließ sich von irgendwelchen Grenzzäunen und Pfählen nicht aufhalten. Das wurde stillschweigend gedul- det. Wein verbindet und man hatte gelernt, dass Herrscher und Reiche kommen und gehen. Da ist es besser, in den Hügeln zusammenzuhalten.

wird es schon kompliziert, wie man an Görz/Gorica sieht – das war nämlich bis 1918 habsburgisch, gehörte also zu Ös- terreich. Dann kam es zu Italien, und weil Josip Broz Tito im Mai 1945 große Teile der Stadt einnahm, gehören jetzt einige Stadtviertel zu Slowenien. Nur am Rande seien die

Zugehörigkeit zu Frankreich als Illyri- en von 1809 bis 1814 erwähnt und das Illyrische Königreich unter K.-u.-k.- Herrschaft bis 1849. Man ist also inter- national. Die Hügel des Collio schmiegen sich an die Grenze wie der zunehmende Halbmond. Gerade einmal 1.600 Hekt- ar Weinberge gibt es hier, denn jenseits der Grenze heißt das Weinbaugebiet Goriška Brda. Auch die kleine Gemein- de Dolegna del Collio, die am nördli- chen Ende des Halbmondes liegt und in der Stefano Bernardis das kleine Fa- milien-Weingut Norina Pez betreibt, wurde nach 1947 in einen italienischen und einen jugoslawischen Teil aufge- teilt.

Die Bodenständigkeit hat sich auch die Familie Bernardis erhalten. Stefanos Vater Giuseppe beschloss in den 70er Jahren, den klassischen Mischbetrieb auf Weinbau umzustel- len. Gemüse und Obst gibt es heute nur noch für den Eigenbedarf. Dafür Wein, aber nicht besonders viel, denn die klas- sischen landwirtschaftlichen Betriebe hier sind eher klein. Und Stefano hatte nie einen Investor, um zu wachsen, und nie Lust, seine sehr guten Weinberge zu verkaufen – Angebote gab es genug. Von nur sieben Hektar keltert er gerade einmal 40.000 Flaschen, und dabei hat er nicht den Anspruch, ein Boutique- Weingut mit ultrateuren Premium- Weinen zu werden. „Die Menschen um uns herum“, sagt er, „sollen sich die Weine noch leisten können. Die Weine sind ein Ausdruck unserer Landschaft und der Genuss ist ein Ausdruck unse- res Lebensstils.“ ◆

» DIE MENSCHEN UM UNS HERUM SOLLEN SICH DIE WEINE NOCH LEISTEN KÖNNEN. DIE WEINE SIND EIN AUSDRUCK UNSERER LANDSCHAFT UND DER GENUSS IST EIN AUSDRUCK UNSERES LEBENSSTILS. «

| STEFANO BERNARDIS IN SEINEN REBEN.

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