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Wir alle kennen die Lobpreisungen der Tradition und die Redewendung vom Weitergeben des Feuers. Und wir alle wissen, wie gerne es zwischen Familienmitgliedern anfängt zu brennen und dass dann zum Weitergeben nichts übrigbleibt. Bei den Speris haben wir nie so etwas gehört, dafür aber einen echten Familienbetrieb kennengelernt und einen äußerst innovativen dazu. Nur macht man hier wenig Aufhebens davon. „Lass uns einen Bollecino trinken gehen“, meint Luca, der sich um den Export kümmert. Das ist ihm lieber als die übliche Werbetour, bei der man die eigenen Stärken und Errungenschaften lobpreist. Dabei gäbe es da viel zu erzählen; die Speris, das ist nämlich eine einzigartige Familie mit einer einzigartigen Geschichte.
VITICOLTORI SPERI
S eit sieben Generationen gibt es das Weingut in Pedemonte, nördlich von Verona, schon. Im Keller befindet sich noch ein Fass, auf dem das Jahr 1871 steht, und dazu trägt es kurioserweise auch
den habsburgischen K.-u.-k.-Doppel- adler. Dabei war das Veneto schon fünf Jahre zuvor aus der Doppelmonarchie ausgeschieden und gehörte seitdem zu Italien. „Das hat der Gründer des Weinguts, Carlo Speri, bauen lassen. Natürlich verwenden wir es noch“, er- zählt Luca und vermittelt damit ganz nebenbei etwas über das Selbstver- ständnis des Weinguts. Hier gibt es kein Barrique, gab es nie. „Dem einfachen Valpolicella würde das ja überhaupt nicht stehen, dann schmeckt der ja wie Rote Grütze“, meint Luca, „und bei Ripasso und Amarone haben wir durch den Trock- nungsprozess schon Power und Tanni- ne genug. Was macht es da für einen Sinn, noch welche hinzuzufügen? Ne- benbei ist es doch toll und sehr nach- haltig, wenn man Fässer verwenden kann, die aus einer ganz anderen Zeit stammen.“
» HIER FINDEN SICH VULKANISCHE BASALTBÖDEN, DIE VON KALK- UND TON- SCHIEFER DURCH- SETZT SIND. AUF- GRUND DER HÖHE UND DER EXPO- NIERTEN LAGE IST DIE REIFEZEIT DER TRAUBEN SEHR LANG. «
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Fumane und Valgatara von Süden nach Norden erstreckt und schließlich in die Ausläufer der Monti Lessini übergeht. Er ist der mittlere der drei Finger, die das Valpolicella Classico ausmachen. An seiner steilsten Stelle stehen teilweise nur einzelne Rebzei- len zwischen dicken Steinmauern. „Eines der besten Terroirs des Gebiets!“, sagt Luca. „Hier finden sich vulkanische Basaltböden, die von Kalk- und Tonschiefer durchsetzt sind. Aufgrund der Höhe und der exponier- ten Lage ist die Reifezeit der Trauben
sehr lang. Wir haben Glück gehabt, dass Sante diesen Wein- berg erworben hat. Damals waren eigentlich mehr die leicht zu bearbeitenden Weinberge in der Ebene gefragt.“ Und heute wahrscheinlich immer noch. Als wir zu den Speris ge- fahren sind, haben wir in der Ebene kurz an einem Wein- berg gehalten, der wahrscheinlich größer ist als das gesamte Speri-Weingut. Ein kunstvoll geschmiedetes Tor mit einem bekannten Namen darauf, ein Gewerbegebiet und dann Weinberge, so weit man schauen kann, auf altem Schwemm- land der Etsch. Auch hier wird Amarone gemacht. →
In den 30er Jahren hat Sante Speri, der damalige Chef des Familienweinguts, einen besonderen Weinberg auf der Kuppe eines Hügels erworben. Der Monte Sant’Ur- bano ist ein langgezogener Bergrücken, der sich zwischen
| LINKS: ANDREAS BRENSING (VORNE) MIT LUCA SPERI AUF WEINBERG-TOUR. 1. | AUF DEM MONTE SANT’URBANO WERDEN AUCH DIE AMARONE-TRAUBEN GETROCKNET.
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