Datenreport Internationale Jugendarbeit 2021

Der von IJAB herausgegebene "Datenreport 2021" stärkt den Ausbau einer empirischen Grundlage, um das Arbeitsfeld Internationale Jugendarbeit durch die Erhebung und Sichtbarmachung der verfügbaren Datenlage weiterzuentwickeln.

Datenreport Internationale Jugendarbeit 2021

Forschung

Druck und Herstellung dieser Publikation wurden gefördert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes.

Die hier veröffentlichten Beiträge geben die Meinung der Autor*innen wieder, die nicht der Meinung der Redaktion bzw. des Herausgebers entsprechen muss.

Impressum

2024 © IJAB, Bonn

Herausgegeben von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.

Verantwortlich Daniel Poli, Direktor IJAB

Redaktion Julia Hallebach, Susanne Klinzing, Mareike Ketelaar

Grafische Gestaltung, Layout & Satz KLEINLAUT Mediendesign, Köln

Lektorat Josepha Lorenz, www.josephalorenz.de

Bildnachweis Umschlag sowie S. 6–7, 12–13, 28–29, 55, 56–57, 73, 74–75, 112–113, 131, 132–133, 144–145 unter Verwendung eines Bildes von ArdeaA | iStock Weltkarten (S. 92–93, 96–97, 98–99, 102–107) unter Verwendung eines Bildes von PytyCzech | iStock Druck SENSER DRUCK GmbH, Augsburg Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier (Blauer Engel)

Printed in the Federal Republic of Germany 2024

3

Inhalt

4

Editorial

74 5 Der Kinder- und Jugendplan des Bundes Die Förderung der Angebote der Internationalen Jugendarbeit 77 5.1 Angebotsumfang und -struktur 88 5.2 Teilnehmende aus Deutschland und den Partnerländern 91 5.3 Intensität des Austauschs mit den Partnerländern 109 5.4 Zentralstellen 109 5.5 Umfang der Zuwendungen 110 Zusammenfassung 112 6 Internationale Jugendbegegnungen aus Sicht der Teilnehmenden Panelstudie Internationale Jugendbegegnungen – Datenanalyse 2021 + 2022 116 6.1 Rahmenbedingungen der Begegnungen 120 6.2 Soziodemografische Daten der Teilnehmenden 123 6.3 Zufriedenheitsbewertungen der Teilnehmenden 125 6.4 Erfahrungen der Teilnehmenden 130 6.5 Ausblick

6 1 Was ist Internationale Jugendarbeit? Ziele, Zielgruppen, Angebote, Themen, Wirkungen und Strukturen

12 2 Wirkung der Pandemie auf die Internationale Jugendarbeit

Das Jahr 2021 und seine besonderen Herausforderungen

18

2.1 Internationale Jugendarbeit während der Covid-19-Pandemie 2.2 Eurodesk-Beratungsdaten in Zeiten der Covid-19-Pandemie: Eine Analyse der Beratung und Mobilität für junge Menschen und Multiplikator*innen 2.3 Digitaler Wandel in der Internationalen Jugendarbeit – Projekte, Chancen und Herausforderungen

20

23

28 3 Internationale Jugendarbeit im Jahr 2021 Im Spiegel der Kinder- und Jugendhilfestatistik 31 3.1 Zentrale Befunde zu Trägern, personellen Ressourcen und Teilnehmendenzahlen 39 3.3 Dauer, Häufigkeit, Durchführungsorte und digitale Angebote und Themenschwerpunkte 44 3.4 Teilnehmende an Angeboten unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht 46 3.5 Herkunftsland der meisten ausländischen Teilnehmenden 49 3.6 Kooperation mit Schulen 50 3.7 Personelle Ressourcen 54 Fazit

132 7

Inklusiv. Partizipativ. Nachhaltig. Digital. Erasmus+ Jugend wirkt!

144 8

Schüleraustausch weltweit Einblicke in die Austauschprogramme des Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaus- tausch (AJA)

146 148 148 156 158

8.1 Art und Rechtsform der AJA-Organisationen

8.2 Art und Struktur der Angebote

8.3 Teilnehmende

56 4

Öffentlich geförderter internationaler Jugend- und Fachkräfteaustausch Der Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

8.4 Vor- und Nachbereitung

8.5 Ehrenamtliches Engagement beim AJA

160

Abkürzungsverzeichnis

60 68 72

4.1 Angebotsumfang und -struktur

4.2 Teilnehmende

161

Autor*innenverzeichnis

Zusammenfassung

4

Editorial

Editorial

Internationale und europäische Jugendarbeit bieten Lern- und Erfahrungsräume für Begegnung und Austausch junger Menschen aus verschiedenen Ländern. Gegenseiti - ges Verständnis, Toleranz und Offenheit werden ebenso unterstützt wie interkulturelles Lernen, Verantwortungs - übernahme und bürgerschaftliches Engagement. Ange- sichts der aktuellen Weltlage ist es weiterhin von besonde- rer Bedeutung, Berührungsängste abzubauen, gemeinsa - mes Engagement in Europa und der Welt zu fördern und einen Gegenpol zu Ressentiments und Vorurteilen zu schaffen. Dafür steht die Internationale Jugendarbeit. Doch wie viel Jugendaustausch findet in Deutschland und in den Partnerländern jährlich statt? Wie viele Jugendbe - gegnungen werden durchgeführt? Wie viele Fachkräfte - austauschprogramme finden statt? Welche Themen stehen dabei im Vordergrund? Mit welchen Partnerlän - dern arbeiten die Träger zusammen? Der 2022 von IJAB herausgegebene »Datenreport Internationale Jugend- arbeit 2019« stellte einen Meilenstein auf dem Weg zu einem regelmäßigen Reporting dar. Der neue »Datenre - port 2021«, der vor allem den Berichtszeitraum 2021 umfasst, setzt diesen Weg fort und stärkt eines der zentra - len Anliegen dieser Publikation: den Ausbau einer empiri - schen Grundlage, um das Arbeitsfeld Internationale Jugendarbeit durch die Erhebung und Sichtbarmachung der verfügbaren Datenlage weiterzuentwickeln. Somit bietet der Datenreport einen konkreten Mehrwert für Träger und Akteure der Internationalen Jugendarbeit, trägt zu höherer Sichtbarkeit bei und stärkt die Qualitäts- und Weiterentwicklung des Arbeitsfeldes auf mehreren Ebenen. Einleitend bietet der vorliegende Datenreport im 1. Kapitel eine systematische Erläuterung des Arbeitsfeldes Interna - tionale Jugendarbeit. Diese reicht von den gesetzlichen Grundlagen, Zielen und Zielgruppen bis hin zu den Forma - ten, Themen, Wirkungen und Förderungsmöglichkeiten. Die Internationale Jugendarbeit und die Wirkungen der Covid-19-Pandemie werden im 2. Kapitel unter die Lupe genommen. Dabei werden zunächst die Auswirkungen der Pandemie auf junge Menschen im Allgemeinen und auf die Internationale Jugendarbeit im Besonderen für den Zeit-

raum 2020 bis 2021 skizziert. Nachfolgend vermittelt eine Kurzanalyse der Eurodesk-Beratungsstatistiken von 2019 bis 2021 Einblicke in die Entwicklung und Bedeutung des Beratungsangebots im Hinblick auf die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Abschließend wird in einem Exkurs innerhalb des Kapitels der digitale Wandel in der Interna- tionalen Jugendarbeit betrachtet, der pandemiebedingt einen Schub erhielt und Transformationsprozesse in der Internationalen Jugendarbeit beschleunigte. Darüber hinaus wird in den darauffolgenden Kapiteln an einzelnen Stellen ebenfalls Bezug auf die Auswirkungen der Pande- mie genommen. Das 3. Kapitel fasst die Ergebnisse der Internationalen Jugendarbeit im Rahmen der Statistik 2021 zu den öffent - lich geförderten Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit zusammen und nimmt eine empirische Einordnung der Internationalen Jugendarbeit als Handlungsfeld der Kinder- und Jugendarbeit vor. Zu den ausgewerteten Merk- malen zählen Art und Rechtsform des Trägers, Dauer, Häu - figkeit, Durchführungsorte und digitale Angebote und The - menschwerpunkte, Teilnehmende an Angeboten unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht, Herkunftsland der meisten ausländischen Teilnehmenden, Kooperation mit Schule sowie personelle Ressourcen einschließlich des ehrenamtlichen Engagements. Abschließend werden die Ergebnisse eingeordnet und beurteilt. Um einen Gesamtüberblick über die Zahl der Angebote und Teilnehmenden zu geben, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) fördert, werden im 4. Kapitel Daten der fünf Förderkreise aus dem Zuständigkeitsbereich des BMFSFJ zusammengefasst, die den internationalen Jugendaustausch mit Bundesmitteln fördern. Dazu gehören das Deutsch-Französische Jugend- werk, das Deutsch-Polnische Jugendwerk, das Deutsch- Griechische Jugendwerk, der Kinder- und Jugendplan des Bundes (darin enthalten die bilateralen Koordinierungs- zentren Tandem für den deutsch-tschechischen Jugend- austausch und ConAct für den deutsch-israelischen Jugendaustausch sowie die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch) und die Nationalagentur JUGEND für Europa für das EU-Programm Erasmus+ Jugend.

5

Im 5. Kapitel werden die aus dem Kinder- und Jugendplan geförderten internationalen Angebote nach Umfang, Dauer und Struktur inklusive der Themenschwerpunkte analysiert. Außerdem werden Angaben zu den Teilneh - menden aufgeschlüsselt und dargestellt. Verschiedene Weltkarten visualisieren die Anzahl von Jugendbegegnun- gen und Fachkräfteprogrammen sowie die Anzahl der Teil - nehmenden aus Deutschland sowie den Partnerländern an diesen Programmen. Zudem wird der Umfang der För- derung thematisiert. Die zuvor genannten Kapitel fassen vor allem strukturelle Daten zusammen. Im 6. Kapitel wird nun ein inhaltlicher Einblick in die Praxis internationaler Jugendbegegnungen gewährt. Im Mittelpunkt steht die Auswertung der Evalua - tionen internationaler Jugendbegegnungen mit dem digi- talen Instrument i-EVAL im Rahmen der »Panelstudie inter - nationale Jugendbegegnungen«, basierend auf der Ana- lyse der Daten für 2021 und 2022. Die Ergebnisse daraus knüpfen an die Ergebnisse der bisherigen Auswertungen an. Sie zeigen sowohl Verschiebungen bei den Rahmenbe - dingungen als auch eine hohe Kontinuität bei den Erfah - rungen, die Jugendliche gemacht haben. Erstmals werden auch die freien Antworten, die Jugendliche gegeben haben, in die Auswertung einbezogen. Daran anschließend werden im 7. Kapitel die Ergebnisse des 2023 durchgeführten RAY MON Surveys zur Durchfüh - rung von Projekten des Programms Erasmus+ Jugend in den Jahren 2021 bis 2023 vorgestellt. Die Erhebung setzte den Schwerpunkt auf die allgemeinen Ziele des Pro- gramms, die Umsetzung und Wirkung des nicht-formalen

Lernens, die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen sowie die Weiterentwicklung und Qualifizierung der Jugendarbeit. Zudem wurden Teilnehmende, Fachkräfte und Träger der Jugendarbeit zu ihren Erfahrungen in den Projekten befragt. Das 8. Kapitel geht auf die non-formal angelegten Aus- tauschprogramme von AJA – Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch ein. Beschrieben werden die Art und Struktur der Angebote und die unterschiedliche Dauer der Austauschprogramme erläutert. Zudem werden Alter, Geschlecht sowie die Aufteilung der Teilnehmenden nach Ländern und Bundesländern dargestellt und die Entwick - lung in einen zeitlichen Kontext gesetzt. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie werden verdeutlicht sowie ein Ein - blick in die Art und Weise sowie in den Umfang der Vor- und Nachbereitung der Programme gegeben. Abschlie- ßend wird das ehrenamtliche Engagement bei AJA näher beleuchtet. Die Erstellung des Datenreports ist ohne die aktive Mitwir- kung verschiedener Expert*innen nicht denkbar. Für die Zusammenstellung ihrer Forschungs- bzw. Studienergeb- nisse gilt ihnen unser besonderer Dank. Wir hoffen, dass der »Datenreport 2021« die Diskussion über zentrale Entwicklungen im Arbeitsfeld Internationale Jugendarbeit weiter befördert. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine anregende Lektüre.

Mareike Ketelaar, Julia Hallebach, Susanne Klinzing

Der »Datenreport 2021« stärkt den Ausbau der empirischen Grundlage, um das Arbeitsfeld Internationale Jugendarbeit durch die Erhebung und Sichtbarmachung der verfügbaren Datenlage weiterzuentwickeln.

6

KAPITEL 1

Was ist Internationale Jugendarbeit?

Ziele, Zielgruppen, Angebote, Themen, Wirkungen und Strukturen

7

Internationale Jugendarbeit ist ein Angebot der Kinder- und Jugendhilfe, das im Sozial - gesetzbuch VIII (Kinder- und Jugendhilfe - gesetz) der Bundesrepublik Deutschland verankert ist. Sie ist ein eigener Schwer - punkt der Jugendarbeit, in dem haupt- und ehrenamtlich Engagierte internationale Angebote für junge Menschen machen. Die Angebote werden pädagogisch gestaltet und begleitet. Sie fördern die Entwicklung der Persönlichkeit, interkulturelle Kompe - tenzen, die Teilhabe an der Gesellschaft und bürgerschaftliches Engagement. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gestalten die Aktivitäten selbstbestimmt mit, sie bringen ihre Interessen und Stärken ein. Dabei lernen sie, mit neuen Situa - tionen umzugehen und Verantwortung zu übernehmen.

8

Kapitel 1

Junge Menschen sollen interkulturelle Kompetenzen entwickeln, Vorurteile hinterfragen und lernen, Verantwortung in einer globalisierten Welt zu übernehmen.

Die Angebote der Internationalen Jugendarbeit sind für junge Menschen ein freiwilliges Bildungsangebot, das ihren Gestaltungs- und Entfaltungsspielraum erweitert, eigenes Engagement fördert und an ihre Interessen, Moti- vationen und Lebenslagen anknüpft. Dieses Kapitel bietet einen Einblick in das Feld der Interna- tionalen Jugendarbeit und gibt einen Überblick über ihre Ziele, Zielgruppen, Angebote, Themen, Wirkungen und Strukturen. Welche Ziele verfolgt Internationale Jugendarbeit? Aus der Konsequenz zweier Weltkriege entstand die Idee, dass internationaler Austausch und die Begegnung von Jugendlichen der Aussöhnung und Verständigung dienen und zu einem positiven Bild Nachkriegsdeutschlands bei- tragen. Internationale Jugendarbeit strebt daher danach, den Respekt vor anderen Kulturen zu fördern, indem sie Jugendlichen Einblicke in unterschiedliche Lebensweisen inner- und außerhalb Europas ermöglicht. Dieses Ziel wird durch verschiedene Förderstrukturen, bilaterale Kulturabkommen und Organisationen verfolgt: Neben einem Deutsch-Französischen und Deutsch-Polni- schen Jugendwerk sowie bilateralen Koordinierungsstellen für den Jugendaustausch mit Israel, Tschechien und Russ- land wurde inzwischen ein Deutsch-Griechisches Jugend - werk gegründet. Die Einrichtung eines Deutsch-Israeli- schen Jugendwerks wurde im Oktober 2018 beschlossen und ist im Aufbau begriffen. Diese Organisationen sollen die Begegnungen zwischen Jugendlichen aus Deutschland und aus Ländern ehemaliger Kriegsgegner fördern. Angesichts der Herausforderungen der Globalisierung und der zunehmenden Migration ist es von entscheidender Bedeutung, dass junge Menschen interkulturelle Kompe- tenzen entwickeln, Vorurteile hinterfragen und lernen, Verantwortung als Bürger*innen eines gemeinsamen Europas und einer globalisierten Welt zu übernehmen. Sie

sollen andere Gesellschaftsmodelle, Kulturen und Religio - nen kennen- und verstehen lernen und ein kritisches Ver - ständnis der eigenen sozialen, politischen, kulturellen und religiösen Hintergründe entwickeln können. Dabei erfah- ren sie auch etwas über globale Zusammenhänge – bei - spielsweise über das Verhältnis der Länder des Globalen Nordens und Südens zueinander, über nachhaltiges Wirt- schaften, über Folgen des Klimawandels oder über die Herkunft und die Produktionsbedingungen wichtiger Roh- stoffe und Lebensmittel. Junge Menschen müssen sich in einer von Vielfalt und Internationalität bestimmten Gesellschaft zurechtfinden und benötigen interkulturelle Kompetenzen für ihre per- sönliche Entwicklung und ihre beruflichen Perspektiven – erlernt durch eine persönliche Mobilitätserfahrung. An wen richtet sich Internationale Jugendarbeit? Internationale Jugendarbeit richtet sich an junge Men- schen jedweder Herkunft und aller Bildungsniveaus. In Deutschland konzentrieren sich die meisten Programme auf Jugendliche zwischen 12 und 27 Jahren gemäß dem Kinder- und Jugendhilfegesetz. Einige Angebote – vor allem in grenznahen Regionen – sind auch für jüngere Teilneh- mer*innen zugänglich, während manche Auslandspro - gramme eine Volljährigkeit voraussetzen. Darüber hinaus können auch ältere Personen an EU-geförderten Projekten teilnehmen. Die Zielgruppe Internationaler Jugendarbeit umfasst zudem Fachkräfte der Jugendarbeit und Jugendbildung, einschließlich ehren-, neben- und hauptamtlicher Mit - arbeiter*innen in Vereinen, Verbänden und Organisatio - nen. Sie können in internationalen Seminaren und Trai- nings lernen, internationale Projekte zu leiten und Verant - wortung zu übernehmen. Darüber hinaus finden Fachaus - tausche statt, bei denen sich Fachkräfte aus verschiede - nen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe über ihre Arbeit austauschen können.

9

Welche Angebote umfasst Internationale Jugendarbeit?

Internationale Jugendarbeit bietet vielfältige Möglichkei - ten für freiwillige Mobilität über Ländergrenzen hinweg, sowohl real als auch digital. Dabei gibt es Kurz- und Lang- zeitformate, Gruppen- und Individualprogramme sowie Programme mit Beteiligung von zwei, drei oder mehr Län - dern. Durch die Zusammenarbeit von außerschulischen Jugendarbeits- und Jugendbildungseinrichtungen mit

Schulen entstehen auch gemeinsame Angebote, die Schnittstellen zwischen beiden Bereichen schaffen. Digi - tale Tools und Angebote sind verstärkt in die Internatio - nale Jugendarbeit integriert, insbesondere seit der Covid- 19-Pandemie, und tragen zur Weiterentwicklung dieses Arbeitsfeldes bei.

Fachkräfteaustausch Ein Fachkräfteaustausch ermöglicht Fachkräften der Kinder- und Jugend - hilfe aus verschiedenen Ländern, sich zu einem spezifischen Thema auszutauschen. Dieses Format dient der Fort- und Weiterbildung von ehren-, neben- und hauptamtlichen Fachkräften und bietet die Möglichkeit des gegenseitigen Lernens sowie des Gewinnens von Erfahrungen und Erkenntnissen für das eigene Arbeitsfeld. Zusätzlich trägt es zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe in den beteiligten Ländern bei und kann die Grundlage für künftige Zusam - menarbeit bilden. Workcamps Bei einem Workcamp arbeiten Jugendliche in einer internationalen Gruppe täglich etwa vier bis sechs Stunden an einem gemeinnützigen Projekt, zum Beispiel im sozialen, kulturellen oder ökologischen Bereich. Die Arbeit wird durch ein gemeinsames, meist selbstorgani- siertes Freizeitprogramm abgerundet.

Internationale Jugendbegegnungen

Freiwilligendienste Im Freiwilligendienst engagieren sich junge Menschen für einen längeren Zeitraum in einer gemein - nützigen Organisation oder einem Projekt im Ausland. Es gibt gesetzlich geregelte Dienste wie das Freiwillige Soziale und Ökologische Jahr, den Anderen Dienst im Ausland, internationale Jugendfrei- willigendienste, kulturweit, weltwärts und das Europäische Solidaritätskorps. Bei nicht geregelten Diensten wird ein privat- rechtlicher Vertrag zwischen den Freiwilligen und der Entsendeorga- nisation abgeschlossen. Europäische und internationale Seminare und Trainings Fach- und Führungskräfte können an internationalen Seminaren und Trainings teilnehmen, um sich zum Beispiel in Antragstellung, Methoden oder (medien-)pädagogi - schen Bereichen weiterzubilden. Dies umfasst auch die Jugendlei- ter*innen- bzw. Teamer*innen- Ausbildung, die dazu befähigt, ehrenamtliche Tätigkeiten als Leitung von Jugendgruppen oder -projekten national und interna- tional auszuüben.

Job Shadowing (Hospitation) Job Shadowing bedeutet, „im Schatten einer Fachkraft zu hospi- tieren“, um einen Einblick in deren Arbeit zu gewinnen. Eine Fachkraft begleitet über einen kurzen Zeitraum den Berufsalltag einer anderen Fachkraft im Ausland. Im Gegensatz zum Fachkräfteaus - tausch liegt der Fokus auf individu- eller Weiterbildung. Bei internationalen Jugendbegeg- nungen treffen sich Gruppen junger Menschen aus verschiedenen Ländern, entweder persönlich oder digital. Sie verbringen gemeinsam Zeit, befassen sich mit einem bestimmten Thema oder Projekt und nehmen an Freizeitaktivitäten teil. Das Prinzip der Gegenseitigkeit ist dabei zentral: Es beinhaltet sowohl einen Besuch als auch einen Gegenbesuch der beteiligten Jugendgruppen, um sich kennenzu- lernen und interkulturellen Austausch zu fördern.

10

Kapitel 1

Qualitätskriterien und Indikatoren für die Internationale Jugendarbeit:

https://ijab.de/bestellservice/qualitaetskriterien-und- indikatoren-fuer-die-internationale-jugendarbeit

Welche Themen stehen im Mittelpunkt Internationaler Jugendarbeit? Die Themen, die in internationalen Austausch- und Begeg- nungsprogrammen bearbeitet werden, sind vielfältig und setzen an der Lebenswelt und an den Interessen junger Menschen an. Sie reichen von Fragen friedlicher Konfliktlö - sung und nachhaltiger Zusammenarbeit bis hin zu politi- schen Systemen in der EU oder in anderen Ländern. Auch kulturelle Vorlieben, der Umgang mit der Geschichte eines Landes und die Vielfalt der Lebensweisen sind zentrale Themen. Theater, Sport, Musik, Tanz, Videos, Fotografie, Politik, Geschichte, Umwelt, Inklusion und Beteiligungsfra - gen dienen als Ausgangspunkte für Diskussionen, kreative Projekte und Medienarbeit. Was bewirkt Internationale Jugendarbeit? Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass auch kurze internationale Jugendbegegnungen langfristige Aus- wirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung junger Men- schen haben. Sie fördern Selbstvertrauen, soziale Kompe- tenz, Offenheit für neue Erfahrungen, interkulturelle Sen - sibilität und Identitätsbildung. Zudem verbessern sie die Fähigkeit, in Gruppen zu arbeiten, und unterstützen eine positive Einstellung gegenüber anderen Kulturen. Interna- tionale Jugendarbeit trägt entscheidend zur Persönlich - keitsentwicklung und zur Förderung von Selbstsicherheit, Teamfähigkeit sowie europäischem Bewusstsein und Welt - offenheit bei. Jugendliche in Übergangsphasen ihrer Ent - wicklung, die sich mit Fragen zur Berufs- und Lebensorien- tierung auseinandersetzen, profitieren besonders von diesen Erfahrungen. Internationale Jugendarbeit bietet somit eine breite Palette an Lern- und Entwicklungsmög- lichkeiten, die über schulische Angebote hinausgehen und auch berufsbezogene Kompetenzen fördern.

Sowohl bei Jugendbegegnungen als auch im internationa- len Fachkräfteaustausch ermöglicht das Peer Learning – das Lernen voneinander – neue Erkenntnisse für Fach- kräfte der Jugendarbeit und ihre Organisationen. Sie sam - meln interkulturelle Erfahrungen, lernen über die Jugend- arbeit in anderen Ländern und gewinnen neue Perspekti - ven für ihre Arbeit. Dies trägt auch zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe bei und fördert Prozesse der internationalen und interkulturellen Öffnung von Stadt - verwaltungen, Vereinen, Verbänden und Institutionen. Eine bessere Kenntnis und ein tieferes Verständnis für andere Kulturen erleichtern zudem die Arbeit mit Mi­ grant*innen, jungen Geflüchteten und Jugendlichen mit Migrationsgeschichte. Wer fördert Internationale Jugendarbeit? Die Förderung Internationaler Jugendarbeit in Deutsch- land und Europa erfolgt durch öffentliche, private und eigene Mittel. Öffentliche Förderung umfasst Programme und Zuschüsse der Europäischen Union und des Europa - rats, des Bundes und der Landesregierungen sowie der Kommunen und öffentlich-rechtlicher Stiftungen. Private Förderung 1 erfolgt durch Stiftungen, Spenden und Spon- soren. Eigenmittel werden unter anderem durch Aktivitä - ten der Projektträger, zum Beispiel Teilnahmebeiträge, oder andere Einnahmen erbracht. Ein Beispiel für die För- derung internationaler Aktivitäten aus privater oder eige - ner Hand ist der langfristige Schüleraustausch. Der Datenreport Internationale Jugendarbeit untersucht hauptsächlich öffentliche Förderinstrumente im Geschäftsbereich, sprich in der Zuständigkeit, des Bundes - ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Dazu gehören verschiedene Fördereinrichtun- gen sowie der Kinder- und Jugendplan des Bundes, ein- schließlich der bilateralen Koordinierungszentren. 2

1 Ein Beispiel für die Förderung vor allem aus der eigenen Hand findet sich in Kapitel 8, Schüleraustausch weltweit. 2 Es gibt weitere Förderprogramme des BMFSFJ und anderer Ressorts, die hier nicht im Detail aufgeführt sind. 3 Vgl. https://www.dfjw.org/publikationen-materialien/richtlinien (letzter Zugriff: 13.11.2023).

4 Vgl. https://dgjw-egin.org/wir-ueber-uns/ (letzter Zugriff: 27.11.2023). 5 Vgl. https://dpjw.org/projektfoerderung/ (letzter Zugriff: 22.11.2023). 6 Vgl. https://erasmus-plus.ec.europa.eu/de/programme-guide/part-b/key- action-1/mobility-youth (letzter Zugriff: 13.11.2023). 7 Vgl. https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/richtlinien-des-kinder--und-jugendplans- des-bundes/133494 (letzter Zugriff: 13.11.2022).

11

Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) fördert den Jugend- austausch und Jugendprojekte zwischen Deutschland und Frank- reich. Dazu gehören Schüler- und Studierendenaustausch, Sprach- kurse, Partnerschaften von Städten und Regionen, Sportbegegnun - gen, Praktika und Austausch im Berufsbereich, Stipendien für Fachseminare und Forschungsarbeiten. 3

Das Deutsch-Griechische Jugendwerk (DGJW) hat im April 2021 seine Arbeit aufgenommen, um Begegnungen junger Menschen zwischen Griechenland und Deutschland zu fördern. Das DGJW fördert eine Vielzahl von Aktivitäten, wie zum Beispiel Jugendbegeg - nungen, Fachkräfteaustausche, Praktika, Hospitationen und Klein - projekte. 4 Das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW) ermöglicht die Begeg- nung und die Zusammenarbeit junger Menschen in Deutschland und Polen. Es finanziert und initiiert deutsch-polnische Jugendbe - gegnungen und unterstützt sie inhaltlich. Die geförderten Jugendbe- gegnungen sind so vielfältig wie die Interessen der Jugendlichen – von Theaterworkshops über gemeinsame Umweltschutzprojekte von Schulen bis zu Rasenhockeyturnieren. 5

Über JUGEND für Europa als durchführende Nationale Agentur für die Umsetzung des EU-Programms Erasmus+ Jugend 6 übt das BMFSFJ die Fachaufsicht aus. Seit 2018 ist die Nationale Agentur auch für die Umsetzung des EU-Programms Europäisches Solidari - tätskorps zuständig.

Nach den Richtlinien des Kinder- und Jugendplans des Bundes 7 fördern Zentralstellen, und mit Sonder- mitteln auch das Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch – Tandem, ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch und die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch gGmbH (im außerschulischen Austausch) Angebote der Internationalen Jugendarbeit.

12

KAPITEL 2

Wirkung der Pandemie auf die Internationale Jugendarbeit

Das Jahr 2021 und seine besonderen Herausforderungen

Nora Yumi Unger, Mareike Ketelaar, Julia Hallebach // Franziska Koschei

13

Die Covid-19-Pandemie hat tiefgreifende Auswirkungen mit sich gebracht. In der Internationalen Jugendarbeit sahen sich junge Menschen, Fachkräfte, Träger und Förderkreise mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Dieses Kapitel ruft die Auswirkungen der Covid-19-­ Pandemie in Erinnerung und setzt so für die nachfolgenden Kapitel den passenden Rahmen. Zunächst werden die Auswirkungen der Pandemie auf die Internationale Jugend- arbeit und auf das Leben junger Menschen beleuchtet – von abgesagten Austauschprogrammen bis hin zu persön - lichen Herausforderungen. Anhand der Auswertung der Informationsaktivitäten des Netzwerks Eurodesk zwischen 2019 und 2021 wird ein Einblick in die Entwicklung des Beratungsangebots insbesondere während der Pandemie gewährt. Daran lassen sich der Rückgang des Interesses an Auslandsaufenthalten bei jungen Menschen in der Pandemie und der anschließende Wiederanstieg ablesen. Der abschließende Exkurs von Franziska Koschei fasst Ergebnisse des Forschungsprojekts Internationale Jugend - arbeit digital von IJAB und JFF (Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis) zusammen, das durch die pande - miebedingte Umstellung analoger auf digitale Projekte in der Internationalen Jugendarbeit angestoßen wurde. Das Forschungsvorhaben wertete die Erfahrungen in dieser Phase systematisch aus. Die Erkenntnisse daraus tragen zum besseren Verständnis der Chancen und Herausfor - derungen digitaler Ansätze in der Internationalen Jugend - arbeit bei. Anhand eines Zeitstrahls werden noch einmal die wichtigsten Ereignisse dieser Zeit nachgezeichnet.

14

9. Januar 2020: Neue Lungenkrankheit in China: SARS-CoV-2 entdeckt. Erster Todes - fall am 11. Januar. Kontaktbeschränkungen eingeführt. Infizierte auch in Südkorea, Japan und Thailand.

11. März 2020: Die Weltgesund- heitsorganisation (WHO) spricht erstmals von einer Pandemie.

3. April 2020: Weltweit gibt es mehr als eine Million Infizierte. Mehr als 53.000 infizierte Menschen sind gestorben.

6. April 2020: Der Bund delegiert die Verant - wortung für Lockerungen der Beschränkungen an die Länder. Rückholaktion für gestrandete Deutsche im Ausland beginnt.

12./13. März 2020: Immer mehr Theater und Konzerthäuser stellen den Spielbetrieb ein. Die Fußball-Bundesliga pausiert.

27. Januar 2020: Virus in Europa: Fälle in Frankreich und Deutschland. Airlines stoppen China-Flüge. Einreiseverbote aus China und USA.

7. April 2020: Frankreich meldet mehr als 10.000 Todesfälle durch das Coronavirus.

16. März 2020: Deutsch- land schottet sich weiter ab: Grenzkontrollen und umfangreiche Schließungen von Geschäften.

12. April 2020: Die Auswirkungen der Pandemie zeigen sich deutlich beim Flugverkehr. Die Zahl der Starts und Landungen von Personenflügen ging um 98 Prozent zurück.

14. Februar 2020: Virus in Afrika: Erster Coronafall in Ägypten gemeldet.

22. März 2020: Bund und Länder beschließen ein bundesweites Kontakt- verbot.

15. April 2020: Bund und Länder beschließen, die Kontaktbeschrän- kungen bis 3. Mai zu verlängern.

15. Februar 2020: Frank- reich meldet den ersten Todesfall durch das Coronavirus in Europa.

26. April 2020: Seit Beginn der Coronakrise arbeiten immer mehr Menschen von zu Hause aus.

25./26. Februar 2020: Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen mel- den erste nachgewiesene Fälle. Weitere Bundeslän - der folgen.

27. April 2020: Weltweit haben sich inzwischen drei Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 207.000 starben.

28. April 2020: Die Kultusminis- ter*innen der Länder beschließen: Alle Schüler*innen sollen noch vor den Sommerferien in die Schulen zurückkehren.

Januar 2020

Februar

März

April

Mai

Juni

Juli

Januar 2020 – Neues Virus in China offiziell benannt: SARS-CoV-2 wird als Auslö- ser von Covid-19 in China identifiziert. Das Virus breitet sich schnell global aus.

März 2020 – Pandemie erreicht Deutschland: Die Covid-19-Pande - mie erreicht Deutschland. Schulen und Jugendeinrichtungen werden geschlossen, internationale Jugend - austauschprogramme aufgrund von Reisebeschränkungen und zeitwei - sen Grenzschließungen ausgesetzt oder abgebrochen. Am 11. März erklärt die Weltgesundheitsorgani- sation (WHO) Covid-19 offiziell zur Pandemie.

Mai 2020 – Digitale Innovationen: Jugendorganisationen und Jugend- arbeiter*innen setzen vermehrt auf digitale Plattformen, um den Aus - tausch und die Zusammenarbeit zwischen jungen Menschen auf - rechtzuerhalten. Virtuelle Treffen, Workshops und Konferenzen nehmen zu, um internationale Kontakte zu pflegen.

15

* Unter Nutzung folgender Quellen: • Chronik zum Coronavirus SARS-CoV-2, www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/chronik- coronavirus (letzter Zugriff: 23.03.2024). • Drei Jahre Pandemie: Als plötzlich nichts mehr normal war, www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/corona-pandemie-rueck - blick-101.html (letzter Zugriff: 23.03.2024). • World Vision, Kinder in der Coronakrise, www.worldvision.de/sites/ worldvision.de/files/pdf/World_Vision_KinderinderCoronaKrise_ final_April2021.pdf (letzter Zugriff: 23.03.2024). • Helm-Pleuger, Robert: Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Internationale Jugendarbeit, in: IJAB – Fachstelle für Inter - nationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.: Forum Jugendarbeit International 2019–2022 (Internationale Jugendarbeit zukunftsfähig gestalten). Bonn 2023, S. 24–33. • Artikel mit Themen und Interviews als Zeitzeugen auf der Webseite von IJAB unter www.ijab.de, in Suche Stichwort „Corona“ eingeben (letzter Zugriff: 23.03.2024). ** A usführliche Chroniken des Pandemieverlaufs gibt es zum Beispiel beim Bundesministerium für Gesundheit oder bei der Tagesschau, Links s. o.

Die folgende Chronik* zeigt, wie die Covid- 19-Pandemie die Internationale Jugendarbeit in Deutschland beeinflusst hat und wie sich Jugendarbeiter*innen und Organisationen sich an die sich ständig ändernden Bedingungen angepasst haben, um den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen jungen Menschen aufrechtzuerhalten.** Meilensteine für die Internationale Jugendarbeit während der Covid-19-Pandemie

21. Dezember 2020: Der Impfstoff des Herstel - lers BioNTech wird von der EU-Kommission zugelassen. Weitere Impfstoffe folgen in den kommenden Wochen und Monaten. 22. Dezember 2020: Nach der Entdeckung der Omikron-Variante in Südafrika verhängt das Bundesgesundheitsministerium ein generelles Beförderungsverbot für Reisende aus Groß - britannien, Nordirland und Südafrika.

16. Juni 2020: Die Bundesregierung hat die Corona-Warn-App gestartet.

29. September 2020: Die Ministerprä - sident*innen und die Bundeskanzlerin reagieren auf die steigenden Corona- Infektionszahlen mit neuen Maßnah - men zur Kontaktbeschränkung.

27. Juli 2020: Wer aus Risikogebieten einreist, muss sich auf das Corona - virus testen lassen.

27. Dezember 2020: Die Impfungen gegen Covid-19 beginnen in Deutschland.

2. November 2020: Ein Teil- Lockdown mit Einschränkun - gen bei Kontakten und Freizeit- aktivitäten tritt in Kraft.

2021

August

September

Oktober

November

Dezember

Juni 2020 – Sommerferien und Lockerungen: Mit den Sommerferien werden einige Reisebeschränkungen gelockert. Jugendorganisationen veranstalten lokale Programme oder virtuelle Austausche, um trotz Ein - schränkungen internationale Kontakte zu pflegen und Jugendlichen interkulturelle Erfahrungen zu ermögli - chen.

Herbst 2020 – Zweite Welle: Mit steigenden Infektions - zahlen treten erneut strengere Maßnahmen in Kraft. Internationale Jugendaustauschprogramme und Reisen werden stark eingeschränkt oder abgesagt.

16

1. August 2021: Einreisende müssen einen aktuellen Testnachweis vorlegen oder geimpft/genesen sein.

14. Januar 2021: Eine neue Einreiseverordnung tritt in Kraft: Einreisende aus Risikogebieten müssen einen negativen Coronatest vorlegen.

16. August 2021: Die Ständige Impfkom - mission (STIKO) empfiehlt Impfungen für Kinder und Jugendliche.

27. Januar 2021: Die Zahl der Infi - zierten in Deutschland übersteigt die Zwei-Millionen-Marke.

6. Oktober 2021: 80% der Erwachsenen in Deutschland sind mindestens einmal geimpft.

22. Februar 2021: In mehreren Bun- desländern dürfen Kinder wieder Schulen und Kitas besuchen.

13. März 2021: Die Teststrategie wurde stark ausgebaut. Kostenlose Schnell- tests sind in vielen Ländern verfügbar.

12. November 2021: 2G plus wird für öffentliche Veranstal - tungen eingeführt.

23. April 2021: Die Bundes-Notbremse gegen die dritte Welle tritt in Kraft. Weltweit steigen die Fallzahlen.

24. November 2021: Die WHO stuft die Omikron-Va - riante als „besorgniserre- gend“ ein.

12. Mai 2021: Eine neue Einreisever- ordnung bringt erleichterte Rege- lungen für Geimpfte und Genesene.

2. Dezember 2021: Bund und Länder beschließen strengere Regeln, darun- ter Kontaktbeschränkun - gen und die Schließung

10. Juni 2021: Der digitale Impfnachweis wird in Deutschland eingeführt.

von Diskotheken bei hohen Inzidenzen.

26. Juli 2021: Über die Hälfte der Deutschen ist mindestens ein- mal geimpft.

2021

01

02

03

04

05

06

07

08

09

10

11

12

Januar 2021 – Impfkampagne startet: Deutschland beginnt mit der Impfkampagne gegen Covid-19. Trotz der Hoffnung auf eine Normalisierung bleiben internationale Reisen und Jugendaustauschprogramme aufgrund der Pandemieentwicklung stark einge - schränkt. Jugendliche müssen zudem aufgrund von Impfstoffengpässen noch bis zu einem halben Jahr auf ihre Impfung warten.

Sommer 2021 – Eingeschränkte Wiederöff - nungen: Mit sinkenden Infektionszahlen und steigender Impfquote werden einige Jugend - austauschprogramme und internationale Projekte vorsichtig wieder aufgenommen. Strenge Hygienemaßnahmen und Reisebe - schränkungen wie Impfbescheinigungen oder 3G-Regeln bleiben bestehen. Das erschwert die Planung und Durchführung solcher Pro - gramme.

17

2. Februar 2023: Die Maskenpflicht im öffentlichen Fernverkehr endet.

7. Januar 2022: Die 2G-plus-Regel wird für Restaurants, Cafés und Kneipen beschlossen.

7. April 2023: Die Corona - virus-Einreiseverordnung läuft aus.

16. Februar 2022: Lockerungen für Geimpfte und Genesene werden beschlossen.

3. April 2022: Die meisten staat- lichen Coronaauflagen fallen weg.

2. Mai 2022: Die Isolationspflicht für Infizierte wird verkürzt.

2022

2023

01

02

03

04

05

06

07

08

09

10

11

12

01

02

03

04

Herbst 2021 – Delta-Variante und neue Herausforderungen: Die Ausbreitung der Delta-Variante führt zu einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen und zu neuen Herausforderungen für die Interna- tionale Jugendarbeit. Einige geplante Programme müssen wieder abge - sagt oder verschoben werden, während andere wieder auf digitale Formate umgestellt werden.

Januar 2022 – Fortgesetzte Anpas- sungen: Jugendarbeiter*innen und Organisationen bleiben flexibel und suchen kreative Wege, um trotz der anhaltenden Herausforderungen internationale Jugendaustausche und Zusammenarbeit aufrechtzu - erhalten.

März 2022 – Zukunftsblick: Mit der Hoffnung auf eine schrittweise Eindämmung der Pandemie richtet die Internationale Jugendarbeit den Blick in die Zukunft. Die Belastungen durch Schließungen, Maskenpflicht und andere Einschränkungen haben junge Menschen stark beeinträch - tigt. Kinder- und Jugendhilfe sowie Internationale Jugendarbeit setzen sich nun dafür ein, die Rückkehr zur Normalität zu begleiten.

18

Abb. 1 Durchschnittliche pandemiebedingte Schließungen von Sekundarschulen ausgewählter Länder im Zeitraum Januar 2020 bis Mai 2021 – in Tagen 1

272

190

82

Polen

Türkei

145

77

222

Deutschland

84

101

185

Tschechische Republik

116

67

183

Österreich

95

87

182

Israel

121

18

139

Vereinigtes Königreich

73

28

101

OECD Durchschnitt

Frankreich

46

17

63

OECD Durchschnitt

OECD Durchschnitt

98

53

151

Quelle: OECD: The State of Global Education: 18 Months into the Pandemic, OECD Publishing, Paris 2021; Berechnungen der Autor*innen

Komplettschließung +

Teilweise Schließung = Gesamt

2.1 Internationale Jugendarbeit während der Covid-19-Pandemie Der Rückblick auf die vergangenen Jahre verdeutlicht, dass Lockdowns, Grenzschließungen und unterschiedliche, sich schnell ändernde gesetzliche Vorgaben in den Partnerlän - dern die Praxis der Internationalen Jugendarbeit stark beeinflussten. Die abrupte Veränderung der Lebensreali - tät durch die Covid-19-Pandemie zwang nicht nur Bildungs - einrichtungen, sondern auch die Internationale Jugend- arbeit dazu, sich rasch und intensiv mit der digitalen Trans- formation auseinanderzusetzen. In dieser Zeit mussten die Träger Alternativen für ihre Programme entwickeln und innovative Wege finden, um Programme aufrechtzuerhal - ten und Jugendliche miteinander in Verbindung zu bringen. Viele Angebote mussten zum Teil mehrfach verschoben und letztlich abgesagt werden. Die Förderkreise der Inter- nationalen Jugendarbeit reagierten mit Anpassungen ihrer Förderkriterien, um Begegnungen weiterhin zu ermögli- chen. Trotz aller Herausforderungen zeigten sich zugleich erstaunliche Ergebnisse: informelle Begegnungen ohne die Beantragung von Maßnahmen, das Verschwimmen

nationaler Grenzen im virtuellen Raum und die Teilnahme von Jugendlichen aus Ländern, die zuvor beispielsweise aufgrund von Visabeschränkungen oder finanziellen Hürden nicht teilnehmen konnten. Der digitale Raum bietet neue Möglichkeiten – obschon immer wieder betont wurde, dass gerade der Austausch vor Ort nachhaltig wirkt. Wenig überraschend ist daher, dass Begegnungen auch in dieser Zeit vor Ort ermöglicht wurden, wo es die Kontakt- und Reisebeschränkungen erlaubten. Parallel spiegelte sich die Pandemie weltweit in den Lebensrealitäten der Jugendlichen wider. Die erforderli - chen Maßnahmen zur Eindämmung, wie die Schließung von Schulen, Kontaktbeschränkungen und Grenzschlie - ßungen, beeinträchtigten nicht nur das alltägliche Leben, sondern auch die persönliche Entwicklung junger Men- schen. Bildungsziele gerieten ins Wanken, geplante Aus- tausche und Auslandserfahrungen wurden abgesagt und die Unsicherheit über die Zukunft und die soziale Isolation belastete viele Jugendliche. Abbildung 1 gibt Auskunft über die Länge der Schulschließungen verschiedener Länder. → Abb. 1

19

Abb. 2 Gründe für den Ausfall von Entsendungen während der Covid-19-Pandemie 2020 und 2021 – in absoluten Zahlen

119

Offizielle Reisebeschränkungen

44

Bedenken bzw. Stornierung seitens der Freiwilligen

80

10

Schließung / Einschränkung des Betriebs der Einsatzstelle

78

50

Gewährleistung der Unversehrtheit der Freiwilligen nicht möglich / zweifelhaft

78

26

Keine Erteilung von Visa

58

35

Wirtschaftliche Probleme der Partnerorga - nisation und/oder der Einsatzstelle

25

Quelle: Abb. 37 Gründe für den Ausfall von Entsendungen während der Covid-19-Pandemie 2020 und 2021, in: 2021 Freiwillige in internationa - len Freiwilligendiensten, AKLHÜ e.V. – Netzwerk und Fachstelle für internationale Personelle Zusam- menarbeit, https://www.entwicklungsdienst.de/ fileadmin/Redaktion/Publikationen_AK/ Statistische_Erhebung_Outgoing_2021_digital.pdf (letzter Zugriff:23.03.2024).

44

Keine (Entsendungen konnten wie geplant stattfinden)

18

38

Sonstiges

15

29

2020

2021

Wanken. Die in dieser Lebensphase wichtige Möglichkeit, sich auszuprobieren, die Welt zu erkunden und sich per- sönlich weiterzuentwickeln, war häufig nicht umsetzbar. Die Sorge um die Gesundheit von Angehörigen, finanzielle Schwierigkeiten und die erschwerte Pflege von sozialen Kontakten führten bei vielen jungen Menschen zu Unsi- cherheiten und Frustration. Insbesondere die Angst vor der Zukunft und das Gefühl der Ungewissheit belasteten junge Menschen sehr und wurden als allgemeine Ver - schlechterung der Lebensqualität wahrgenommen. 3 Junge Menschen, die bereits von zu Hause ausgezogen waren und aufgrund ökonomischer Umstände zurück zu ihren Eltern ziehen mussten, empfanden dies als Rück- schritt in ihrer Souveränität und die Maßnahmen als ein generelles „Abwürgen des Lebens“. 4

Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Interna - tionale Jugendarbeit haben junge Menschen in vielerlei Hinsicht stark beeinträchtigt. Die notwendigen Maßnah - men zur Eindämmung der Pandemie, darunter die tempo - räre Schließung von Bildungseinrichtungen, Kontaktbe - schränkungen, die Eindämmung von Freizeitaktivitäten und Grenzschließungen, haben ihre vertrauten Strukturen zerrüttet und erhebliche Verunsicherungen hervorgeru - fen. Die Unvorhersehbarkeit der Verhängung und Aufhe - bung von Lockdowns hat das Gefühl der Machtlosigkeit verstärkt und den Verlust von Unabhängigkeit in erhöh - tem Maße verdeutlicht. 2 Besonders hart traf die Pandemie junge Menschen in Bil- dungsübergängen: Praktika wurden abgesagt, Auslands - erfahrungen verschoben und Bildungsziele gerieten ins

1 Ausgewählt wurden einige wenige Länder, mit denen intensiv gearbeitet wird und zu denen vollständige Daten vorliegen. Zu anderen wichtigen Partner - ländern lagen keine oder nur unvollständige Daten vor, weshalb diese nicht abgebildet werden konnten. 2 Vgl. JuCo-Studien. Online: https://www.uni-hildesheim.de/fb1/institute/ institut-fuer-sozial-und-organisationspaedagogik/forschung/laufende- projekte/juco-und-kico/ (letzter Zugriff: 23.03.2023).

3 Vgl. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_ N042_231.html (letzter Zugriff: 23.03.2023). 4 Vgl. European Youth Forum: Beyond Lockdown. The pandemic scar on young people. The social, economic and mental health impact of COVID-19 on young people in Europe. Online: https://www.youthforum.org/files/ European20Youth20Forum20Report20v1.2.pdf (letzter Zugriff: 23.03.2023).

20

Kapitel 2

2.2 Eurodesk-Beratungsdaten in Zeiten der Covid-19-Pandemie: Eine Analyse der Beratung und Mobilität für junge Menschen und Multiplikator*innen Eurodesk ist ein europäisches Informationsnetzwerk mit Koordinierungsstellen in 36 Ländern und über 1.600 loka - len Servicestellen. In Deutschland arbeitet Eurodesk mit rund 50 lokalen Partnern zusammen. Ziel des Netzwerks ist es, junge Menschen und Multiplikator*innen über das Thema Mobilitätsmöglichkeiten zu informieren. Die Bera - tung zu Auslandsaufenthalten ist persönlich, kostenlos und neutral. Eurodesk Deutschland wird durch die EU-Kommis- sion sowie durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und ist ein Projekt von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. Grundlage der von Eurodesk geführten Statistik sind alle Beratungsleistungen von Eurodesk-Fachkräften in Deutschland. Dazu gehören die lokalen Eurodesk-Stellen, Eurodesk Deutschland und Eurodesk-Mobilitätslots*innen.

Dies äußerte sich auch bei der Erhebung von Ausfallgrün - den der Entsendung von Freiwilligen ins Ausland im Jahr 2020, bei denen die Freiwilligen eigene Bedenken am zweithäufigsten nannten. Soziale Isolation und Einsamkeit wurden durch die vermehrte Nutzung von sozialen Medien kompensiert, brachten jedoch auch mentale und emotio- nale Belastungen mit sich. Fake News und Desinformatio- nen führten zu einer zusätzlichen Belastung der mentalen Gesundheit. Als Konsequenz formierte sich der Begriff der „Pandemic scar“, welcher Bildungsverlust, wirtschaftli- chen Verlust und schlechte mentale Gesundheit umfasst. 5 → Abb. 2 Trotz dieser Herausforderungen haben innovative Ansätze während der Pandemie gezeigt, dass die Nutzung des digi - talen Raums neue Möglichkeiten bietet: Aktivitäten verla - gerten sich ins Internet und es wurden neue Strategien entwickelt, um ein Gemeinschaftsgefühl aufzubauen. Diese Innovationen boten nicht nur kontinuierliche Unter- stützung in Zeiten der sozialen Isolation, sondern auch die Gelegenheit, weitere Gruppierungen zu erreichen und den Wirkungsradius von Jugendfreizeiteinrichtungen und Bera- tungsstätten zu erweitern. 6 Es war auch für das Arbeitsfeld der Internationalen Jugendarbeit von entscheidender Bedeutung, angemessene Unterstützungsstrukturen bereitzustellen, um verpasste Chancen während der Pan - demie auszugleichen und Ängste abzubauen. Nach dem Ende der Pandemie steigt nun die Nachfrage junger Menschen nach Auslandserfahrungen wieder an. Das beweist, dass sich die auf den Erfahrungen in der Pan- demie fußenden neuen Ansätze und Arbeitsweisen bewäh - ren. So hat sich die Digitalisierung des Arbeitsfeldes als Strategie etabliert: Sie bietet ein innovatives Feld, um die Internationale Jugendarbeit weiterzuentwickeln, um auf die veränderten Bedürfnisse junger Menschen einzugehen und sie in ihrem Mobilitätsvorhaben zu unterstützen. → Kap. 2.2

Auswirkungen auf die Informationsaktivitäten

Die Daten von 2019 bis 2021 vermitteln Einblicke in die Ent- wicklung und Bedeutung des Eurodesk-Beratungsange- bots im Hinblick auf die Auswirkungen der Covid-19-Pande - mie. Das Jahr 2019 dient hierzu als Referenz für den prä - pandemischen Zustand. Im Jahr 2020 verzeichnete Euro- desk einen drastischen Rückgang der Beratungen in allen Formen, welche im Vergleich zum Vorjahr um über 50 % gesunken waren. Informationsaktivitäten mussten ange - sichts der Restriktionen stark reduziert oder verschoben werden, was insbesondere bei den Face-to-Face-Beratun- gen einen Rückgang von 22.987 Kontakten im Jahr 2019 auf 8.716 Kontakte im Jahr 2020 zur Folge hatte. → Abb. 3

5 Vgl. ebd. S. 4. 6 Vgl. Junges Europa (2021). Die Jugendstudie der TUI Stiftung.

Page 1 Page 2 Page 3 Page 4 Page 5 Page 6 Page 7 Page 8 Page 9 Page 10 Page 11 Page 12 Page 13 Page 14 Page 15 Page 16 Page 17 Page 18 Page 19 Page 20 Page 21 Page 22 Page 23 Page 24 Page 25 Page 26 Page 27 Page 28 Page 29 Page 30 Page 31 Page 32 Page 33 Page 34 Page 35 Page 36 Page 37 Page 38 Page 39 Page 40 Page 41 Page 42 Page 43 Page 44 Page 45 Page 46 Page 47 Page 48 Page 49 Page 50 Page 51 Page 52 Page 53 Page 54 Page 55 Page 56 Page 57 Page 58 Page 59 Page 60 Page 61 Page 62 Page 63 Page 64 Page 65 Page 66 Page 67 Page 68 Page 69 Page 70 Page 71 Page 72 Page 73 Page 74 Page 75 Page 76 Page 77 Page 78 Page 79 Page 80 Page 81 Page 82 Page 83 Page 84 Page 85 Page 86 Page 87 Page 88 Page 89 Page 90 Page 91 Page 92 Page 93 Page 94 Page 95 Page 96 Page 97 Page 98 Page 99 Page 100 Page 101 Page 102 Page 103 Page 104 Page 105 Page 106 Page 107 Page 108 Page 109 Page 110 Page 111 Page 112 Page 113 Page 114 Page 115 Page 116 Page 117 Page 118 Page 119 Page 120 Page 121 Page 122 Page 123 Page 124 Page 125 Page 126 Page 127 Page 128 Page 129 Page 130 Page 131 Page 132 Page 133 Page 134 Page 135 Page 136 Page 137 Page 138 Page 139 Page 140 Page 141 Page 142 Page 143 Page 144 Page 145 Page 146 Page 147 Page 148 Page 149 Page 150 Page 151 Page 152 Page 153 Page 154 Page 155 Page 156 Page 157 Page 158 Page 159 Page 160 Page 161 Page 162

ijab.de

Made with FlippingBook - Online catalogs