Datenreport Internationale Jugendarbeit 2021

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Kapitel 8

Fast zwei Drittel der Teilnehmenden des Programmjahrs 2019/2020 sind weltweit in Rückholaktionen in ihre Heimatländer zurückgebracht worden.

Die Covid-19-Pandemie und die Rückhol- aktion im Programmjahr 2019/20 Die Austauschzahlen in den zuvor gezeigten Abbildungen zeigen, wie stark die Covid-19-Pandemie den internationa - len Schüleraustausch beeinflusst hat. In diesem Abschnitt steht das Programmjahr 2019/20 im Fokus. Die Teilneh - menden dieser Programmgeneration haben die Auswir- kungen der Covid-19-Pandemie direkt zu spüren bekom - men. Es kam zu zahlreichen Programmabbrüchen und Rückholaktionen. Mit steigenden Covid-19-Infektionen weltweit und den zeitlich versetzten staatlichen Reaktio- nen auf den Umgang mit der Pandemie kam es auch zu einer massiven Einschränkung der Austauschprogramme, um vor allem die Sicherheit der Programmteilnehmenden zu gewährleisten. Durch die weltweite Reisewarnung am 17. März 2020 und den Lockdown in Deutschland sowie in zahlreichen weite- ren Ländern wurden viele Austauschprogramme sowohl im ‚Hosting‘ als auch im ‚Sending‘ frühzeitig beendet. So mussten zum Beispiel alle Teilnehmenden des Parlamen- tarischen Patenschafts-Programms (PPP) 2 – einem Pro- gramm des Deutschen Bundestages und des US-Kongres- ses, in dessen Rahmen jeweils 285 Stipendien für einen Aufenthalt in den USA bzw. in Deutschland vergeben werden – ihre Heimreise antreten. In einer alle Kräfte der Organisationen beanspruchenden Rückholaktion sind weltweit aus über 50 Ländern mehr als 60% der Teilneh - menden aus dem Programmjahr 2019/20 in ihre Heimat - länder zurückgebracht worden. Sie konnten ihr im Herbst 2019 oder im Januar 2020 begonnenes Austauschpro- gramm nicht beenden. Da die Covid-19-Pandemie nicht linear ausbrach, sondern weltweit in Wellen erfolgte, erstreckten sich Rückholaktio- nen über einen längeren Zeitraum. Etwas mehr als ein Drit - tel der Teilnehmenden verblieb im Gastland (entweder in Deutschland oder in einem anderen Austauschland), hier standen oft individuelle Entscheidungen im Mittelpunkt.

Betrachtet man die Verteilung der Programm - teilnehmenden auf die Jahres- und Halbjahres- programme, so zeigt sich eine deutliche Präfe - renz hin zu den Jahresprogrammen. Im Pro- grammjahr 2019/20 (Ausreise) nahmen 88% der Austauschschüler*innen an einem ganzjährigen Programm teil. Es zeigt sich allerdings, dass es durch die Covid-19-Pandemie eine Verschiebung zu kürzeren Programmen gab und der Anteil der Halbjahresprogramme deutlich stieg. Im Pande- miejahr 2020/21 waren 35% der Teilnehmenden ein halbes Jahr im Schüleraustausch. Nach der Covid-19-Pandemie im Programmjahr 2021/22 waren es immer noch 22%. Dies spricht dafür, dass es insgesamt eine Verschiebung zu kürze - ren Programmen gibt. → Abb. 3 Betrachtet man die Verteilung bei der Einreise, so ist zu erkennen, dass der Anteil der Teilneh- menden an Halbjahresprogrammen hier noch niedriger liegt als bei der Ausreise und im Pro- grammjahr 2019/20 bei nur 6% lag. Während der Pandemie stieg der Anteil im Programmjahr 2020/21 auf 27% und sank dann 2021/22 aber wieder auf 13%. Auch hier ist ein Trend zu kürze - ren Austauschprogrammen zu verzeichnen. → Abb. 4

Verteilung der Teilnehmenden auf Bundesländer

In der Gesamtbetrachtung der hier beleuchte - ten Programmjahre kamen zahlenmäßig die meisten Austauschschüler*innen, die aus Deutschland in den Schüleraustausch gingen, aus Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Nieder- sachsen und Bayern. Ein ähnliches Bild ergibt sich mit Blick auf das ‚Hosting‘: Die meisten Gastschüler*innen aus dem Ausland sind in Schulen in den Bundesländern Nordrhein-West - falen, Niedersachsen sowie Baden-Württem- berg zu verzeichnen. → Abb. 5

2 Vgl. https://www.bundestag.de/ppp (letzter Zugriff: 11.01.2024).

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